Egelsbach: Schwalbenhaus im Brühl wird gut angenommen

Mitglieder des NABU haben vor neun Jahren in Egelsbach das markante Schwalbenhaus errichtet. Nun schlüpfen dort jedes Jahr mehr Küken.
Egelsbach – Sie fliegen in Windeseile durch die Luft, rein ins Nest und ganz flink wieder raus: Die Mehlschwalben im markanten Schwalbenhaus in Egelsbach sind schon früh am Morgen unterwegs. Vor allem als Flugkünstler und Sommerboten sind die Vögel mit dem weißen Bauch bekannt, die nun bereits das siebte Jahr in Folge hoch über dem Kreisel im Brühl brüten und blitzschnell über die Köpfe von Rudolf Lehmann und Werner Matzke hinwegsegeln. Die Schwalbenexperten des NABU Langen-Egelsbach beobachten das Treiben, ausgestattet mit Ferngläsern, gespannt aus der Ferne.
„Die Tiere sind jetzt wach geworden und suchen nun Futter“, beschreibt Lehmann. Da ihre Nahrung fast ausschließlich aus Kleinstinsekten in der Luft bestehe, müssten sie nur selten landen und am Boden picken. Rund 70 Nist- und Brutstätten zählt der NABU aktuell in Egelsbach, an denen Mehlschwalben in den Sommermonaten Zeit verbringen. Im Herbst zieht es sie ins knapp 10 000 Kilometer entfernte Südafrika. „Das ist schon eine enorme Leistung, die die Vögel jedes Jahr erbringen“, bemerkt Lehmann.
Damit die Schwalben nach ihrer Ankunft im Frühjahr entspannt ihren Nachwuchs versorgen können, haben die Naturschützer des NABU Langen-Egelsbach vor neun Jahren das große Schwalbenhaus aufgestellt. Nach einer mehrjährigen Einführungsphase sind die Nester seit 2016 ununterbrochen bezogen. „Es ist ganz normal, dass es länger dauert, bis die Tiere verstanden haben, dass wir hier kostenlose Eigentumswohnungen für sie zur Verfügung stellen“, weiß Matzke. Die Mehlschwalben, die bis zu drei Küken pro Jahr ausbrüten, können aus 48 künstlichen Nestern wählen. „Als Koloniebrüter ist es gut für sie, wenn der Nachbar nah ist“, so Matzke weiter. An den Häusern rund um das Schwalbenhaus leben aber dennoch viele Tiere, die sich Jahr für Jahr ein eigenes Nest bauen. Aus 1 500 einzelnen Teilen entstehen so in rund vier Wochen an vielen Dachvorsprüngen die kleinen Brutstätten.

Dass das Geschehen nicht überall für Freude sorgt, wissen auch die zwei NABU-Experten. „Viele Bürger reagieren ablehnend auf die Vögel, versperren mit Spikes die Dachkanten oder schlagen sogar Nester ab. Wir können nur daran erinnern, dass dieses Vorgehen verboten ist, da Schwalben unter Naturschutz stehen, und haben in der Vergangenheit etwaige Verstöße schon bei der Unteren Naturschutzbehörde angezeigt“, appelliert Rudolf Lehmann. Mit vielen Eigenheimbesitzern arbeitet der NABU aber gut zusammen und berät bei Problemen mit den Flugkünstlern. „In den letzten Jahren haben wir an vielen Häusern kleine Kotbretter angebracht, damit die Hauswand nicht mehr von den Schwalben verunreinigt wird“, so der Experte. Die Bretter werden einen knappen Meter unter den Nestern installiert, müssen aber gelegentlich gereinigt werden. Das neue Problem dabei: Die Installationen ziehen nun viele Tauben an, die noch unbeliebter als die Schwalben sind. „Wir empfehlen mittlerweile kleinere Kotbretter, auf denen sich die Tauben nicht niederlassen können“, erklärt Lehmann.
Durch die Arbeit der NABU-Mitglieder konnten die Bruten nach eigenen Angaben Jahr für Jahr gesteigert werden, sodass mittlerweile über 40 Küken im Jahr in Egelsbach schlüpfen. „Eigentlich suchen die Tiere die Nähe zu den Menschen und sind sehr zutraulich“, meinen die NABU-Schwalbenexperten und ergänzen: „Doch ohne die künstlichen Nester hätten die Mehlschwalben hier keine Chance.“ (Moritz Kegler)