Egelsbach: Solarstrom für Gebäude der Gemeinde

Die Egelsbacher Gemeindevertretung stimmt einem Grünen-Antrag zu Balkonkraftwerken zu. Die FDP scheitert mit einem Gegenvorschlag.
Egelsbach – Sie sind leicht zu installieren, nachhaltig und vergleichsweise günstig: Immer mehr Privatpersonen setzten auf Minisolaranlagen, auch Balkonkraftwerke genannt, um die Umwelt und den eigenen Geldbeutel zu schonen. Das Thema beschäftigt ebenfalls die Egelsbacher Kommunalpolitik: Gleich drei Anträge dazu stehen bei der jüngsten Sitzung der Gemeindevertretung auf der Tagesordnung. Mit dem Ergebnis, dass alle Gebäude der Gemeinde künftig mit Minisolaranlagen ausgestattet werden sollen.
Bei einer ersten Sichtung haben die Grünen, von denen die Hauptforderung stammt, festgestellt, dass es möglich wäre, sechs Anlagen – mit je zwei Modulen – zu installieren. Die Kosten sind überschaubar: Im Haushalt 2023 würde eine Investitionssumme von circa 6 000 Euro anfallen. Die Grünen beantragen, dass alle Gemeinde-Gebäude auf drei Kriterien geprüft werden: Ist das Gebäude baulich geeignet, um eine Mini-Solaranlage an Balkon oder Fassade beziehungsweise auf einem Garagendach oder Anbau zu installieren? Ist eine schattenfreie Ausrichtung der Module nach Süden möglich? Und hat die Immobilie tagsüber einen Mindestverbrauch von 600 Watt?
Um die Energiewende zu beschleunigen und die stark steigenden Stromkosten zu senken, sei der Einsatz von Minisolarkraftwerken bestens geeignet, argumentieren die Grünen in ihrem Antrag. Die Module könnten mit geringem Aufwand befestigt werden und trügen dazu bei, den benötigten Strom der Gebäude – oder zumindest einen Teil davon – umweltfreundlich zu erzeugen. „Jedes Modul, das wir auf unseren Dächern installieren, zählt“, wirbt Grünen-Gemeindevertreter Harald Eßer für das Projekt. „Wir kriegen die Energiewende nur hin, wenn wir uns einig sind und handeln.“
Unterstützung kommt von der SPD. Auch wenn sechs Anlagen nicht viel seien, könne die Gemeinde so „eine Vorbildfunktion einnehmen und als Multiplikator wirken“, findet Omar El Manfalouty. Alle Fraktionen außer der FDP stimmen für den Grünen-Antrag, somit werden alle kommunalen Gebäude, die die genannten Bedingungen erfüllen, mit einem Minisolarkraftwerk ausgestattet.
Mini-Solaranlagen in Egelsbach: FDP will Förderprogramm für Privatpersonen
Die Liberalen haben einen anderen Vorschlag. Sie halten das Geld im Rahmen eines Förderprogramms zur privaten Anschaffung von Mini-Solaranlagen besser angelegt. Der Gemeindevorstand solle die Idee prüfen und einen Programmentwurf mit einem Maximal-Förderbetrag von 10 000 Euro erarbeiten, heißt es im FDP-Antrag. „Was uns am Grünen-Antrag stört, ist die Effektivität“, sagt FDP-Fraktionsvorsitzender Axel Vogt. Sechs Anlagen an den gemeindlichen Gebäuden seien „nicht der große Sprung, der die Energiewende voranbringt. Wir haben uns deshalb überlegt: Wie kann man einen größeren Effekt erzielen?“ Mit einem Förderbetrag von 200 Euro könne man 50 private Anlagen ermöglichen, bei einem Betrag von 100 wären es bis zu 100 Anlagen. „So kommt das Geld bei Leuten an, die es wirklich brauchen, da, wo die Anlage große Teile der Stromrechnung auffangen kann“, meint Vogt.
Grundsätzlich gibt es keine Kritik an der Idee der Liberalen. Die übrigen Fraktionen stören sich jedoch daran, dass die FDP ihren Vorschlag explizit als konkurrierenden Antrag zu dem der Grünen formuliert hat. „Der FDP-Antrag hat den unsympathischen Nebeneffekt, dass der Grünen-Antrag dadurch obsolet würde“, kritisiert WGE-Fraktionschef Manfred Müller. Deshalb stimmen auch nur die drei anwesenden FDP-Vertreter mit „Ja“. Der Rest ist dagegen – und der Antrag somit gescheitert.
Mehr Erfolg hat die CDU mit ihrem Ergänzungsantrag. Die Christdemokraten fordern, dass die Gemeinde prüft, welche Liegenschaften auch für eine Solarthermie-Anlage geeignet sind. Diese kann die gewonnene Sonnenenergie in Heizwärme umwandeln. Zudem soll die Gemeinde die Kosten ermitteln. „Wir möchten den Solaranlagen Vorrang geben, deswegen wollen wir die Solarthermie – wenn sie sauber geprüft ist – in den Haushalt 2024 stellen“, erklärt Tobias Friedberger. Der Antrag wird bei drei Gegenstimmen der FDP und einer Enthaltung der Grünen angenommen. (Manuel Schubert)