Egelsbach will Städtepartnerschaften wiederbeleben

Die Gemeinde Egelsbach will einen neuen Verein gründen, der die Städtepartnerschaften nach Polen und Frankreich pflegen soll. Eine erste Infoveranstaltung war gut besucht.
Egelsbach – Wie lebt es sich in den Nachbarländern Deutschlands? Welche kulturellen Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt es zu entdecken? Und wo lassen sich Brücken zwischen Völkern bauen? Für all diese Fragen sind Städtepartnerschaften eine gute Möglichkeit, Antworten zu finden und die Menschen in den entfernten Regionen auf eine besondere Weise kennenzulernen. Der Austausch zwischen der Gemeinde Egelsbach und ihren Partnerstädten, Chojnów in Polen und Pont-Saint-Esprit in Frankreich ist in den vergangenen zwei Pandemie-Jahren besonders schwer gefallen und soll nun neue Energie eingehaucht bekommen.
„Im letzten und vorletzten Jahr haben unsere Partnerschaften 30-jähriges und 15-jähriges Jubiläum gefeiert“, betont Bürgermeister Tobias Wilbrand bei einem Informationsabend der Gemeinde im Bürgerhaus. Mehr als 30 Bürgerinnen und Bürger sind gekommen, um sich für eine Völkerverständigung über Ländergrenzen hinweg zu engagieren. Bis 2014 hatte der Förderverein Städtepartnerschaft die Verschwisterungen gepflegt und Fahrten nach Frankreich und Polen organisiert. Weil schließlich kein neuer Vorstand mehr gefunden werden konnte, löste sich dieser auf. Den Austausch nach Polen übernahm kurzerhand der Kulturverein unter der Leitung von Rudi Moritz, nach Frankreich bestand kaum noch Kontakt. Um die eingeschlafenen Beziehungen wieder aufleben zu lassen, hat die Gemeinde nun das Zepter in die Hand genommen und plant, die Kontakte nach West und Ost zu intensivieren.
Grégory Froment lebt seit 2006 in Egelsbach. Er ist gebürtiger Franzose und hat seine Frau bei einem Austausch zwischen seiner Heimatstadt Carmaux in Südfrankreich und einer Gemeinde in Baden-Württemberg kennengelernt. „Gerade deshalb weiß ich, wie toll internationale Städtepartnerschaften sind, und bin sehr daran interessiert, die Beziehungen nach Chojnów und Pont-Saint-Esprit zu vertiefen“, erklärt er. Weil in seiner Familie Deutsch, Französisch und Polnisch gesprochen wird, kann er sich ebenfalls gut vorstellen, bei Sprachproblemen während eines Besuchs tatkräftig zu unterstützen.
Schon seit über 15 Jahren engagiert sich Rita Schäfer als Übersetzerin. Seit 2006 ist sie bei jedem Besuch in Chojnów dabei und immer eine gefragte Ansprechpartnerin. „Der Bürgermeister der Partnerstadt nimmt mich dort immer gleich zur Seite und möchte uns dann so viel wie möglich zeigen“, weiß sie. Besonders die Natur und die alten Bäder sind der gebürtigen Schlesierin im Gedächtnis geblieben. Nach einem ganzen Tag voller Erlebnisse und Übersetzungen aus dem Polnischen ins Deutsche und andersherum weiß Schäfer aber auch: „Da ist man dann schon ganz schön platt am Abend.“
Fahrten nach Pont-Saint-Esprit und Chojnów
Bereits in wenigen Wochen finden, nach mehrjähriger Pause, die ersten Austauschfahrten in die Partnerstädte Egelsbachs statt. Vom 20. bis 22. Mai empfängt Pont-Saint-Esprit Delegationen aus allen ihrer vier Partnerstädte. Wenige Tage später, vom 25. bis 29. Mai, fährt ein Bus mit etwa 20 Egelsbacherinnen und Egelsbachern nach Chojnów. Dafür sind noch einige Plätze zu vergeben, über die Rudi Moritz unter 0170 4500014 informiert und Anmeldungen entgegennimmt. (zmk)
Um aber auch den nicht so Erfahrenen in der Runde ein Gefühl für die beiden Partnerstädte zu vermitteln, hat Anke Dimitriou, Kulturbeauftragte der Gemeinde, ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt. Zunächst hat die Gemeinde zwei Videobotschaften aus Frankreich und Polen empfangen, in denen die Partnerstädte darum werben, wieder Gäste aus Egelsbach begrüßen zu dürfen. Anschließend berichtet Rudi Moritz von seinen Reisen nach Chojnów und meint: „In den letzten 16 Jahren hatten wir wunderschöne Erlebnisse bei unseren Besuchen.“ Nach Pont-Saint-Esprit hat Jürgen Zimmer schon lange Kontakt: „Natürlich fährt man beim ersten Mal mit gemischten Gefühlen dorthin, aber die Menschen sind so herzlich, dass wir in der Stadt mittlerweile bestimmt 15 Mal Urlaub gemacht haben.“ Bei der anschließenden Stationenarbeit sollen dann erste Ideen für die künftige Zusammenarbeit in den Bereichen Jugend, Wirtschaft, Kultur und Sport gesammelt werden. Vorschläge wie ein Schüleraustausch, gemeinsame Sportturniere oder Musikprojekte sind dabei ebenso häufig vertreten wie internationale Praktika, FSJ-Stellen, Sprachkurse oder auch gemeinsame Besuche der Kerb.
Für eine intensive Zusammenarbeit mit den Partnerstädten hat Wilbrand schon konkrete Pläne: „Ich denke, wir sollten wieder einen Verein gründen, der sich mit den internationalen Beziehungen unserer Gemeinde beschäftigt.“ Damit die Mitarbeit auch attraktiv ist und der Verein nicht ein ähnliches Schicksal wie der vorangegangene erlebt, soll dieser an die Gemeinde angebunden sein. „Die Bürger sollen aber trotzdem in der ersten Reihe stehen und aktiv mitgestalten. Durch die Institutionalisierung können jedoch die bürokratischen Hürden – etwa Förderanträge bei der Europäischen Union – vom Rathaus übernommen werden“, so Wilbrand. Die Einzelheiten zur Gründung sollen bei einem weiteren Termin am 5. Mai um 19.30 Uhr im Bürgerhaus beraten werden. (Moritz Kegler)