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„Ich habe keine Kraft mehr“: Bekanntes Restaurant schließt

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Von: Manuel Schubert

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Die Küche wird schon ausgeräumt: Wirt Antun „Toni“ Koscak (rechts, mit Sohn Renato) hört nach zwei Jahren im Eigenheim auf. „Es tut mir sehr leid, wir hatten viele freundliche Gäste“, sagt Koscak.
Die Küche wird schon ausgeräumt: Wirt Antun „Toni“ Koscak (rechts, mit Sohn Renato) hört nach zwei Jahren auf. © Strohfeldt

Ein bekanntes Restaurant in Egelsbach schließt zum 31. Januar. Der Verein im Landkreis Offenbach sucht nun bereits zum dritten Mal einen neuen Wirt.

Egelsbach – Die Bestürzung ist groß. „Oh nein, wir sind so gerne bei euch gewesen“, bedauert eine treue Besucherin. „Wirklich schade. Oft bei euch bestellt und wir wurden nie enttäuscht!“, kommentiert ein Stammkunde auf Facebook. „Bei euch war immer alles bestens“, lobt eine weitere Egelsbacherin. Doch der Entschluss steht fest: Das Eigenheim-Restaurant wird zum 31. Januar schließen. Wie es mit der Gaststätte weitergeht, ist erst einmal ungewiss.

„Ich habe einfach keine Kraft mehr“, sagt Wirt Antun „Toni“ Koscak. Schuld ist – wenig überraschend – Corona. Die Einnahmen in Pandemiezeiten hätten einfach nicht gereicht, um die Miet- und Personalkosten zu decken. „Es tut mir sehr leid, wir hatten viele freundliche Gäste“, beteuert Koscak. „Aber ich wollte keine Schulden machen.“

Schwerer Start in der Corona-Pandemie: Nach 40 Jahren endlich ein eigenes Restaurant

Der Kroate hatte die Gaststätte am Berliner Platz zu einem denkbar unglücklichen Zeitpunkt übernommen: Im Januar 2020 erfüllte er sich in Egelsbach den Traum vom eigenen Lokal, nachdem er zuvor 40 Jahre lang als Koch in den verschiedensten Restaurants gearbeitet hatte – sieben davon in den 90ern schon einmal in der Eigenheim-Küche.

An sechs Tagen die Woche servierte Koscak fortan kroatische Spezialitäten wie Pljeskavica, Raznjici und Cevapcici sowie deftige deutsche Hausmannskost wie Schweinemedaillons mit Rahmsoße und Spätzle oder Rumpsteak mit Pfeffersoße und Kroketten.

Corona in Egelsbach (Kreis Offenbach): Die Staatshilfen reichten nicht

Doch nur zwei Monate nach der Eröffnung kam Corona. Und der erste Lockdown. Bis heute, zwei Jahre später, stünden viele Menschen dem Restaurantbesuch aufgrund der Ansteckungsgefahr immer noch skeptisch gegenüber, so Koscak. Die Kundschaft war da, doch sie genügte nicht, um den Gastraum im Erdgeschoss und das Kolleg im ersten Stock mit je 60 Plätzen sowie den Biergarten mit bis zu 70 Plätzen regelmäßig zu füllen.

Auch die Staatshilfen reichten nicht, um langfristig über die Runden zu kommen. „Es war einfach nicht genug“, sagt Koscak, der das Lokal als „ein bisschen spezifisch“, bezeichnet. Denn eine Besonderheit ist natürlich die große Dauerbaustelle im Saalbau, direkt nebenan. „Wenn der Saal wieder geöffnet und Corona vorbei ist, läuft vielleicht auch das Restaurant wieder besser“, glaubt Koscak.

Restaurant in Egelsbach (Kreis Offenbach): „Waren überrascht, dass er so lange durchgehalten hat“

Der Verein Pro Saalbau-Eigenheim, der das Gebäude 2017 übernommen und das Restaurant an Koscak verpachtet hat, muss nun zum dritten Mal einen neuen Wirt suchen. Dejan Colic betrieb die Gaststätte von Oktober 2017 bis Juni 2019, ehe er sich aus familiären und gesundheitlichen Gründen zurückzog. Fast acht Monate stand das Lokal anschließend leer, ehe Toni Koscak und seine Familie übernahmen. Nun droht wieder eine längere Pause. „Das ist natürlich bedauerlich“, sagt Sven Strunz, Co-Vorsitzender des Eigenheim-Vereins.

„Es war einfach ein ungünstiger Zeitpunkt mit Corona. Wir waren positiv überrascht, dass Toni in dieser schwierigen Zeit überhaupt so lange durchgehalten hat.“ Große Hoffnungen hätten auf dem Sommer 2021 gelegen, so Strunz. Doch da ging weder die Pandemie zu Ende, noch war das Wetter besonders gut. „Es ist absolut verständlich, dass er jetzt die Reißleine gezogen hat. Er konnte überhaupt keine Rücklagen aufbauen“, meint Strunz.

Egelsbach (Kreis Offenbach): Neubesetzung wird währende der Omikron-Welle schwierig

Der Verein habe versucht, das Restaurant „mit Rat und Tat“ zu unterstützen, betont Andreas Schweitzer, weiterer Vorsitzender von Pro Saalbau. Man habe Koscak zu Beginn der Pandemie drei Monate lang die Miete gestundet und 50 Prozent davon sogar erlassen. Außerdem hätten Mitglieder des Vereins kostenlos den Lieferservice des Restaurants unterstützt und Essen ausgefahren. Auch bei den samstäglichen Arbeitseinsätzen habe man oft beim Eigenheim-Restaurant Mahlzeiten geordert.

So oder so: Es hat nicht gereicht. Die Suche nach einem neuen Pächter für die Gaststätte dürfte sich für den Verein nun, inmitten der Omikron-Welle, als schwierig gestalten. „Wir glauben kaum, dass jemand in dieser Zeit das Risiko eingeht. Deswegen konzentrieren wir uns jetzt erst einmal auf die Endphase der Bauarbeiten“, sagt Strunz. „Wenn der Saal wieder offen ist, kommen auch wieder öfter Leute am Restaurant vorbei.“

Toni Koscak: Ein Jahr vor der Rente wird er von Egelsbach nach Trebur ziehen

Der Verein wünsche sich wieder eine gutbürgerliche Küche für das Restaurant. „Aber wir schließen nichts aus. Es muss vor allem jemand sein, der zu diesem Gebäude passt.“ Wenn jemand Interesse an der Gaststätte habe, dürfe er sich natürlich gern beim Verein melden, ergänzt Schweitzer.

Kontakt

Gastronomen, die sich für das frei gewordene Eigenheim-Restaurant interessieren, können sich per Mail an kontakt@prosaalbaueigenheim.de melden.

Toni Koscak hat seine persönliche Zukunft derweil schon geregelt. Der 64-Jährige wird nach Trebur ziehen und im benachbarten Bischofsheim für ein Münchener Unternehmen, das gerade expandiert, Lebensmittel ausliefern. Es gibt aber auch einen Plan B: „Zwei ehemalige Chefs haben mir schon angeboten, dass ich wieder für sie kochen kann. Ich habe aber eh nur noch ein Jahr bis zur Rente.“ (Manuel Schubert)

In Egelsbach bei Offenbach gab es in der Schulbetreuung einen Corona-Ausbruch. Derzeit ist der Kreis Offenbach, und somit auch Egelsbach, ein Corona-Hotspot.

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