Egelsbacher Freibad: Drei Varianten für Sanierung vorgestellt

Das beauftragte Architekturbüro stellt drei Planungsvarianten für die Sanierung des Egelsbacher Freibads vor. Dabei wird klar: Die Vorgaben der Gemeindevertretung sind kaum einzuhalten.
Egelsbach – Gerold Haas spricht von einer „sehr sportlichen Aufgabe“. Der Architekt des beauftragten Büros Bauatelier aus Stuttgart stellt am Dienstagabend zusammen mit seiner Kollegin Ute Hiesch im Bau- und Umweltausschuss drei Varianten zur Sanierung des Freibads vor. Und dabei wird klar: Nach Ansicht der Experten wird entweder der von der Gemeindevertretung festgelegte Kostendeckel von zehn Millionen Euro gerissen – oder das Parlament muss doch die Kröte einer Beckenverkleinerung um mehr als zwölf Prozent schlucken.
Das liegt vor allem an den rasant steigenden Kosten in der Baubranche, wie Haas eingangs erläutert. Seit dem Beschluss der Gemeindevertreter über die Ausschreibung im vergangenen Sommer seien die Baukosten um 4,9 Prozent gestiegen, so der Architekt. Um bis zum anvisierten Baubeginn 2025 müsse man noch weitere zehn Prozent obendrauf rechnen. Die drei Planungsentwürfe seien „noch nicht abgeschlossen“ und könnten noch im Detail angepasst werden, betont Haas, doch es brauche nun eine „Richtungsentscheidung“ des Parlaments. Denn die Zeit drängt: Bis zum 30. Juni muss die finale Planung ausgearbeitet und von der Gemeindevertretung abgesegnet sein. Sonst ist es zu spät, um eine Million Euro Fördergeld aus dem Landesprogramm „SWIM“ zu beantragen. Vom Bund hatte die Gemeinde kürzlich schon eine Absage über 4,5 Millionen Euro aus dem Programm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ erhalten.
Dann stellt Haas die drei Entwürfe vor. Die Variante 1 sieht einen Erhalt der bisherigen Beckengröße sowie eine moderne Auskleidung mit Edelstahl vor, die Wasserfläche würde hier sogar minimal um 2,6 Prozent steigen. Aufgrund der umfangreichen modernen Technik wird hier auch ein neues Technikgebäude benötigt. Die Kosten dieser „großen“ Variante beziffert Haas auf 11,8 Millionen Euro, 2025 müsse man von 13 bis 13,5 Millionen ausgehen. Die jährlichen Betriebskosten liegen bei rund 130 000 Euro.

Die Variante 2a sieht eine Reduzierung der Wasserfläche um 19 Prozent vor. „Wenn wir die zehn Millionen Euro anpeilen, müssen wir mehr als zwölf Prozent runter“, sagt Haas. Drei der acht Bahnen schrumpfen in diesem Gedankenspiel von 50 auf 25 Meter, das Nichtschwimmerbecken misst nur noch 460 statt 690 Quadratmeter. Der freigewordene Platz zwischen beiden Becken würde für einen Technikkeller genutzt. Die Kosten dieser Variante liegen bei 10,2 Millionen Euro (2025: 10,9 bis 11,4 Millionen), die jährlichen Betriebskosten bei 116 000 Euro.
Die Variante 2b zeichnet sich schließlich durch ein „Kombi-Becken“ aus, wie Haas es nennt. Schwimmer- und Nichtschwimmerbecken werden hierbei zusammengelegt und mittig durch eine Holzliegeinsel und ein Trennseil separiert. Der Kinderbereich wandert dafür in Richtung Norden und liegt direkt neben dem großen Becken. Bei dieser Variante wird die Wasserfläche sogar um 34 Prozent verkleinert. Die Gesamtkosten liegen dafür nur noch bei 9,09 Millionen Euro (2025: 9,75 bis 10,25 Millionen), die jährlichen Kosten bei 82 000 Euro.

Alle drei Varianten eint, dass das Freibad zusätzlich eine Breitwellenrutsche bekommen soll. „Vor 50 Jahren wurde der Zehn-Meter-Sprungturm gebaut, jetzt könnte das eine schöne Attraktion für die nächsten 50 Jahre sein“, meint Architekt Haas. Bei den Varianten 1 und 2a wird die Rutsche ans Nichtschwimmerbecken angedockt, bei 2b bekommt sie ein eigenes, kleines Becken. Auch wird der Kinderbereich wie gewünscht komplett neu gestaltet und um einen „Spraypark“ mit Wasserspielen ergänzt. Bei allen drei Varianten ist außerdem der Bau eines „Kinderhauses“ mit WCs und Wickeltischen direkt am Babybecken vorgesehen. „Das ist mittlerweile eigentlich Standard“, merkt Steffen Schwanke, Leiter des Fachdienstes Bauen und Umwelt, an.
Nach der Präsentation ergreift Matthias Schröder, Vorsitzender des Fördervereins Freibad Egelsbach (FVFE), das Wort. Die Wasserfläche sei für den Verein nicht verhandelbar, stellt er einmal mehr klar, „der Bedarf ist einfach da“. Auch sei es für den Verein „vollkommen abwegig“, dass bei der genannten Kombi-Becken-Variante ein gedeihliches Zusammenleben von Schwimmern und Nichtschwimmern funktioniert. Der Vorsitzende bringt erneut einen Aufschub der Sanierung ins Spiel. „Wir müssen seriös bewerten: Wie schlimm steht es wirklich um unser Bad? Und gibt es in Zukunft vielleicht andere Fördermöglichkeiten?“ Er habe Angst, so Schröder, dass ein kleineres Bad für elf Millionen Euro als „großer Wurf“ verkauft werde. „Die Sommer werden immer heißer, die Leute haben weniger Geld, um in den Urlaub zu fahren. Alles wird sich noch mehr aufs Freibad konzentrieren.“ Er wolle bei dieser schwierigen Entscheidung nicht in der Haut der Gemeindevertreter stecken, sagt Schröder. „Aber wir warnen davor, das Bad zu verhunzen.“ (Manuel Schubert)
Im Parlament
Über die weitere Vorgehensweise bei der Freibadsanierung beraten der Bau- und Umweltausschuss sowie der Haupt- und Finanzausschuss in einer gemeinsamen Sondersitzung am nächsten Dienstag, 21. März. Die Entscheidung trifft dann die Gemeindevertretung am Donnerstag, 30. März. Beide Sitzungen finden um 20 Uhr im Rathaus statt.