Egelsbacher Freibad: Drei Varianten zur Sanierung auf dem Tisch

Die zweite Machbarkeitsstudie zur Sanierung des Egelsbacher Freibads wurde vorgestellt. Der Fachdienst Bauen und Umwelt plädiert jedoch für eine andere Variante Lösung.
Egelsbach – Die Fakten liegen auf dem Tisch, nun muss eine Entscheidung her: In der jüngsten Sitzung des Bau- und Umweltausschusses hat Lutz Sondergeld, Geschäftsführer der Firma WS Sondergeld aus Dietzenbach, die zweite Machbarkeitsstudie zur Sanierung des Freibads vorgestellt. Sie punktet – wie von der Gemeinde gewünscht – mit geringeren Kosten als die erste Studie, erstellt von BZM Architekten aus Wiesbaden, die bereits seit Sommer vorliegt. Im Rathaus gibt es jedoch Bedenken, ob die abgespeckte Sondergeld-Variante ausreicht, um das Freibad fit für die Zukunft zu machen.
„Wir wurden gebeten, das Bad auf Basis des Altbestands zukunftssicher zu gestalten“, erklärt Lutz Sondergeld. Die Studie seiner Firma kommt auf geschätzte Kosten von 3,9 Millionen Euro und eine relativ kurze Bauzeit von knapp zehn Monaten. „Das ist sportlich, aber sollte realisierbar sein“, meint Sondergeld. Wesentliche Kostenfaktoren sind die Erneuerung der Badetechnik, der Verrohrung und der Heizung (1,7 Millionen Euro) sowie die Sanierung der Schwimmbecken (1,8 Millionen). Für Letztere setzt WS Sondergeld lediglich auf eine Erneuerung der Beckenköpfe – also des oberen Beckenrandes – mit Keramik-Bauteilen statt auf eine teurere Verkleidung der kompletten Becken mit Edelstahl.
Sondergeld betont aber: „Der Markt ist momentan extrem fragil, die Kosten gehen nach oben. Eventuell wird man gewisse Dinge nachevaluieren müssen.“ Deshalb sei ein Sicherheitspuffer addiert, somit lande man bei 4,8 Millionen Euro. Wie Steffen Schwanke, Leiter des Fachdienstes Bauen und Umwelt, erklärt, handele es sich um einen „hochkomplexen Vorgang“, weshalb die Gemeinde gerne zusätzlich ein Ingenieurbüro involvieren wolle. Somit summierten sich die Kosten auf insgesamt sechs Millionen Euro.
Ein Knackpunkt bei der Sanierung ist die Durchströmung der Becken. Aktuell wird das Wasser im Egelsbacher Freibad vom Kopf- zum Fußende geleitet, eine sogenannte Längsdurchströmung. Diese ist nicht mehr zeitgemäß und sorgte in der Vergangenheit bereits mehrfach für Bakterienbefall. Optimal wäre eine Vertikaldurchströmung (vom Boden zur Wasseroberfläche), diese ist jedoch auch am aufwendigsten. WS Sondergeld schlägt eine sogenannte Horizontaldurchstömung vor, also von einer Seite des Beckens zur anderen. Wie Sondergeld betont, erfüllt diese Variante streng genommen nicht die DIN-Normen, eine Sondergenehmigung des Gesundheitsamtes würde benötigt. Diese hat der Kreis Offenbach der Gemeinde aber am 31. Oktober bereits erteilt.
Die zweite Studie hatte die Gemeinde nur deswegen in Auftrag gegeben, da BZM Architekten mit der ersten Variante bei extrem hohen Sanierungskosten von 9,9 Millionen Euro landete. Größte Faktoren sind hier ein Umbau der Becken mit Edelstahlfassung und Vertikaldurchströmung (2,4 Millionen Euro), neue Technik, Rohre und Heizung (1,6 Millionen), der Bau eines neuen Kinderplanschbeckens samt Wasserspielplatz (eine Million) und ein neues Technikgebäude (950 000). BZM hatte jedoch auch eine Verkleinerung der Wasserfläche ins Spiel gebracht. Hierbei würde das Schwimmerbecken von acht auf vier Bahnen reduziert, auf die dadurch frei werdenden Fläche könnte das Nichtschwimmerbecken umziehen. An dessen bisherigem Standort würden das neue Planschbecken und der Spielplatz gebaut. Dadurch könnten die Baukosten um 25 bis 35 Prozent gesenkt werden, heißt es in der Studie. Somit liege man zwischen 6,4 und 7,7 Millionen Euro.
Im Parlament
Die Freibadsanierung ist Thema bei der Sitzung der Gemeindevertretung am heutigen Mittwoch, 19 Uhr, im Bürgerhaus, Kirchstraße 21. Es gelten die 2G-Regel und eine Maskenpflicht auch am Sitzplatz.
Letzteres ist auch genau die Variante, die der Fachdienst Bauen und Umwelt in einer Stellungnahme empfiehlt. „BZM klein“ punkte mit einer vollständigen Erneuerung der Freibadanlage, das sei DIN-konform und „kein Stückwerk“. Die umfassende Sanierung sorge für geringere Betriebskosten in der Zukunft, außerdem gebe es durch den Bau der neuen Angebote für Kinder eine sichtbare Weiterentwicklung „zu einem familienfreundlichen Freibad“, so Fachdienstleiter Schwanke.
Die Variante der Firma WS Sondergeld locke zwar mit geringeren Kosten bei gleichbleibender Wasserfläche, allerdings würden hier nur einzelne Anlagenteile ausgetauscht. Es lasse sich nur schwer einschätzen, wann auch der Rest erneuert werden müsse, so Schwanke. Das Konzept beinhalte zudem „keine Weiterentwicklung im Sinne einer Attraktivierung. Das Erscheinungsbild des Freibads bleibt, bis auf einen neuen Plattenbelag, unverändert.“ Und auch bei der Variante „BZM groß“ habe man aufgrund der „enorm hohen Kosten“ Bedenken, sie zu empfehlen, schreibt Schwanke.
Der Gemeindevorstand will sich nun von den Gemeindevertretern beauftragen lassen, auf Basis der drei im Raum stehenden Varianten – und der Einschätzung des Fachdienstes – einen Beschlussvorschlag zu erarbeiten. Der Bauausschuss votiert einstimmig dafür. Die endgültige Entscheidung liegt bei der Gemeindevertretung. (Manuel Schubert)