Egelsbacher Umzug: Rund 700 wetterfeste Narren setzen bunte Akzente

Wind- und wetterfeste Textilien sind Pflicht für die Narren am Straßenrand und die rund 700 Aktiven, die den Fastnachtsumzug am Samstag mit Leben erfüllen.
Egelsbach – Schrill-bunt und fröhlich steuern die Narren dem trüben Wetter entgegen – das Kampagnenmotto „Flower Power“ spiegelt sich in unzähligen Kostümen und in vielen der drei Dutzend Zugnummern wider.
Egelsbacher Umzug mit dem Motto „Flower Power“
Der Umzug ist alljährlich eine der letzten KGE-Fastnachtsveranstaltungen und natürlich ein – wenn nicht der – Höhepunkt für den Verein, seine Tollitäten und das Narrenvolk. Früher auf den Faschingsdienstag gebucht, läuft der Umzug seit einigen Jahren samstags – was sich bislang als durchaus vorteilhaft erwiesen hat. So müssen weder die Teilnehmer noch die Zuschauer extra Urlaub für den närrischen Tag nehmen. Für dieses Jahr muss man freilich konstatieren: Es waren schon mal deutlich mehr Leute, die – verkleidet oder unverkleidet – den Straßenrand gesäumt haben. Die, die diesmal durch den Ort ziehen, haben einmal mehr Ausrüstung und Wagen liebevoll geschmückt und trotzen dem wolkenverhangenen Tag in fröhlichem Bunt.

„Flower Power“ – das Motto verpflichtet zur blumigen Umsetzung. So haben die Gardemädchen und -frauen sich Blumen ins Haar gesteckt und geleiten das 70. Prinzenpaar der Karneval-Gesellschaft durchs Herrschaftsgebiet. Prinz Florian I. und seine Gemahlin Prinzessin Sabine I. grüßen wie üblich von ihrem Prunkwagen und streuen fleißig Naschereien ins Volk.
Egelsbacher Umzug ist bunt und nicht braun
Der Kerbborschenjahrgang 2020, der seit September das Kerbzepter schwingt, hat seinen grünen Wagen mit einer überdimensionalen Biene aus Pappmaschee geschmückt. Alle Zeichen stehen auf Umweltschutz – zeitgemäße Flower Power.
Dass inmitten der bunten Ausgelassenheit aktuelle politische und gesellschaftliche Themen kritisch gewürdigt werden, geht erstens nicht unter und zweitens absolut in Ordnung. „Wir lieben bunt und nicht braun“, heißt es etwa auf einem Banner, das an die Ortskampagne „Egelsbach ist mehr ...“ anknüpft. „Auch an Fastnacht sollte man die wichtigen Themen nicht aus den Augen verlieren“, kommentiert ein Anwohner, der das Treiben aus dem Fenster seiner Wohnung im Ortskern verfolgt. „Manchmal ist Übertreibung der richtige Weg, um auf kritische Themen aufmerksam zu machen“, findet er.

Übertreibung wird an Fastnacht natürlich sowieso stets großgeschrieben. Während sich die erwachsenen Zuschauer über den riesigen vorbeirollenden Joint der Hippies amüsieren, geben die Kleinsten alles am Straßenrand beim Kamellen-Einsammeln. Für Kinder ist der Fastnachtsumzug Jahr für Jahr im wahrsten Sinne des Wortes ein gefundenes Fressen. „Ich will Bonbons!“, ruft der fünfjährige Leon und späht nach dem nächsten Wagen. Gerade eben, beim Spielmannszug in Piratenkostümen, war seine Ausbeute eher dürftig. Leons Mutter lacht: „Für unsere Kinder ist der Umzug seit wir nach Egelsbach gezogen sind, das Highlight des Jahres. Heute Abend werden wir wieder so viele Süßigkeiten zu Hause haben, dass wir sie gar nicht alle essen können.“

Wie jedes Jahr endet der Zug mit lautem Remmidemmi. Das umfunktionierte Motto „Egelsbach Radau“ in Anlehnung an den klassischen Narrenruf erschallt und die geballte „Flower Power“ schlängelt sich der Auflösung am Berliner Platz entgegen. Blumig war’s, ausgelassen und mit reichlich Radau – und inklusive wohl platzierter, nachdenklicher Zwischentöne.
Von Julia Lotz
Eine äußerst farbenfrohe und illustre Gesellschaft: Polizisten tanzten mit Sträflingen, Cowboys stießen mit Indianern an, Einhörner feierten mit Nonnen.
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