Egelsbacherin spielt Hauptrolle bei Musical in Berlin

Jaqueline Bergrós Reinhold aus Egelsbach steht als Musicaldarstellerin auf den ganz großen Bühnen. Aktuell spielt die 32-Jährige die weibliche Hauptrolle in der „Arise Grand Show“ im Friedrichstadt-Palast in Berlin.
Egelsbach – Nahezu jeden Tag sitzt Jaqueline Bergrós Reinhold 45 Minuten in der Maske, schlüpft in ihr goldenes Kleid und bezaubert rund 1 900 Gäste in der „Arise Grand Show“ im Friedrichstadt-Palast in Berlin mit ihrer Stimme. In der opulenten Show mit Musik, Akrobatik und Tanz geht es um den gefeierten Fotografen Cameron, der seine Muse verliert und in dunkle Gedanken versinkt. „Ich singe das Licht, das Cameron dazu bringt, sich zu öffnen und seine Inspiration in sich wieder zu entdecken“, erklärt die Egelsbacherin ihre Rolle des weiblichen Hauptparts in dem gefeierten Stück in der Bundeshauptstadt.
Vor mehr als 600 000 Menschen hat sie in den vergangenen Monaten ihre sechs Lieder gesungen und ist noch bis zum Juli engagiert, jeden Dienstag und Donnerstag bis Sonntag auf der schillernden Bühne zu stehen. „Es ist für mich schon die zweite Hauptrolle am Palast und ich bin so dankbar, Teil dieser Show zu sein“, weiß die 32 Jahre alte Musical-Darstellerin, wie begehrt diese Rollen sind. Bergrós Reinholds Bindung nach Egelsbach ist immer noch stark. „Das ist meine Heimat, meine Eltern leben noch dort und ich freue mich immer, zurück zu kommen, obwohl nicht häufig Zeit dafür ist“, bedauert sie manchmal ein bisschen, nicht öfter bei der Familie zu sein.
Schon als kleines Mädchen singt sie gerne, ist Teil des Chors an der Wilhelm-Leuschner-Schule und begeistert als Viertklässlerin in ihrer ersten Hauptrolle im „Regenbogenfisch“ das Publikum mit Live-Gesang. „Das konnte mein Papa damals kaum glauben, dass ich das wirklich live singe. Seitdem ist er mein allergrößter Fan“, erzählt Bergrós Reinhold lachend. Damit ist ihr Talent erkannt. „Für mich war aber noch lange nicht klar, dass das Singen ernsthaft ein Beruf sein könnte. Noch mit 15 habe ich eher für mich in meinem Zimmer nach der Schule Christina Aguilera rauf und runter gesungen“, erzählt die Künstlerin. Die Eltern fördern ihre Tochter mit Gesangsunterricht, sie wechselt ans Konservatorium in Frankfurt und bekommt mit 17 eine erste Rolle in einem Musical am Staatstheater Wiesbaden.
Egelsbacher Musicaldarstellerin: Einen Plan B gab es nicht
Nach dem Abitur an der Dreieicher Weibelfeldschule ist klar: Jaqueline Bergrós Reinhold will Musical studieren. Der Studienplatz für Musicalgesang in Berlin an der Universität der Künste ist ihr größtes Glück. Und spricht für ihr Talent: Aus vielen hundert Bewerbern bekommt sie einen der zwölf Studienplätze. „Das war eine großartige Zeit. Gut, dass alles so gekommen ist. Ich hatte nämlich keinen Plan B!“ 2015 schließt sie die Uni mit Diplom ab. Danach schlüpft Bergrós Reinhold in viele Rollen, steht auf etlichen Bühnen, spielt die Gina in „Don Camillo und Peppone“ in St. Gallen und Wien, die Jules in „Kick it like Beckham“ in Salzburg und tourt mit „Yakari“ durch Deutschland. Sie singt in „Flashdance“ in Darmstadt und Chemnitz. 2019 unterschreibt sie den Vertrag am Friedrichstadt-Palast für „Vivid“.
Die Herausforderung des Lebens als Musical-Star ist, dass es im Showgeschäft eben nie die Sicherheit und Regelmäßigkeit einer Festanstellung im Büro gibt. „Ich bin immer wieder auf Castings und Workshops und es ist natürlich spannend, was als nächstes passiert“, gibt sie zu. Sie hat das Glück, insgesamt vier Jahre fest am Friedrichstadt-Palast engagiert zu sein. „Eine großartige Chance, hier gibt es Wahnsinns-Kostüme, die besten Lichtdesigner, das Kreativteam ist genial – die Arbeit am Palast ist einmalig“, schwärmt sie. Am meisten liebt sie es, wenn sie das Publikum mit ihren Songs, mit ihrer Stimme tief berühren kann.
Das Engagement in Berlin ist auch mit Verzicht verbunden: Jeden Abend steht die Künstlerin auf der Bühne, an den Samstagen sogar zwei Mal. Geburtstage oder Hochzeiten von Freunden oder Familie – meist fehlt Jaqueline Bergrós Reinhold. Sogar an Heiligabend geht es für die junge Frau nicht nach Egelsbach, weil am ersten Feiertag schon wieder die Show ansteht. „Ja, ich stecke für meinen Beruf, für meine Leidenschaft zurück. Aber ich bin mega happy“, betont sie.
Die Frage, was nach „Arise“ kommt, schreckt die Künstlerin nicht. Es gibt einige Projekte, die sie gerne noch realisieren möchte. Eine Yoga-Ausbildung ist nur ein Wunsch, auch mehr eigene Musik zu machen gehört dazu. Aber klar ist, ihr Leben ist die Bühne. „Ich möchte einfach schauen, was noch so geht und wo es mich hinführt“, sagt Bergrós Reinhold. Ihr größter Fan, ihr Papa, hat schon früh zu ihr gesagt: „Nimm Dein Talent in die Hand!“ Das hat sie getan. (Nicole Jost)