RAK Egelsbach: „Eigenes Festival bauen“ ist der Reiz

Zur sechsten Ausgabe des Festivals „Raus ausm Keller“ erwartet der Verein für Jugendsozialarbeit und Jugendkulturförderung Rhein-Main auf der Wiese neben dem Bürgerhaus rund 500 Besucher. Das Besondere: Das kleine Egelsbach zieht nicht nur große Bands an, das Festival wird ehrenamtlich gestemmt. 100 ehrenamtliche Helfer sorgen für den reibungslosen Ablauf der Konzerte.
Egelsbach – Den Ortseingang ziert ein großes Banner, in den Straßen weisen Plakate unübersehbar darauf hin und auf Social Media wird längst die Werbetrommel gerührt: Morgen wird in Egelsbach gerockt – endlich ist wieder Raus ausm Keller. Weit über den Verein hinaus helfen junge Leute zwischen 15 und 30 Jahren mit, die Musikveranstaltung vorzubereiten und reibungslos über die Bühne zu bringen. „Ohne die ehrenamtliche Mitarbeit würde es nicht laufen“, sagt Daniel Myga, Vorsitzender des veranstaltenden Vereins. Rund 100 Ehrenamtliche sind beim aktuellen „RAK“ im Einsatz.
Am Donnerstagnachmittag herrscht auf der Bürgerhauswiese geschäftiges Treiben. Vorbesprechung und erste Aufbauarbeiten. Ehrenamtliche werfen einen Blick auf den Lageplan. Wo kommt der Getränkestand hin, wo die Bühne? Zwischendurch biegt ein Traktor auf die Wiese ein: Bauer Fink hat den Toilettenwagen im Schlepptau, der übrigens eine Leihgabe von der Feuerwehr Langen ist.
In Arbeitsgemeinschaften zu unterschiedlichen Themen organisiert
Aber nicht erst in den Tagen vor dem Festival ist viel zu tun, lange vorab beginnen viele der Arbeitsgruppen mit den Vorbereitungen. „Nach dem Festival ist hier vor dem Festival“, erklärt Myga. Das gilt vor allem fürs Kernteam, das sich in großen Teilen mit dem Vereinsvorstand deckt. Aber auch die einzelnen AGs, in die sich die Helfer aufteilen, haben Vorlauf: Es gibt ein Team, das sich um das Booking der Bands kümmert, eines für Catering und Infrastruktur. „Das Street Team ist mit Schildern und Flyern auf anderen Festivals in der Region vor Ort, um Besucher auf das RAK aufmerksam zu machen“, erzählt Noemi Vogel – etwa auf den Open Airs in Karben oder Trebur. Die 28-Jährige ist Teil des Vorstands – und „eher so reingerutscht“ in den Verein, sagt sie lachend. „Schon mit 15 hing ich hier mit den Bands im Probenraum ab und war oft im Jugendzentrum“, erzählt die Dreieicherin.
Vor drei Jahren wurde sie gefragt, ob sie sich für den Vorstand des Jugendvereins, der auch das Juz betreut, aufstellen lassen will. Sie leitet das Deko-Team, das dem Gelände das stimmungsvolle Festival-Aussehen verpasst. „Wir starten mit rund vier Monaten Vorlaufzeit und überlegen, was wir uns vorstellen können“, sagt Vogel. Bei regelmäßigen Treffen bauen die Freiwilligen beispielsweise Sitzgelegenheiten für das Gelände, Paletten und Stoffe bekommen sie gespendet. „Für die Girlanden haben wir jedes Dreieck einzeln per Hand ausgeschnitten“, erklärt die junge Frau – das alles neben Schule, Ausbildung oder Arbeit.

Besonders schön findet sie, dass sich die Helferteams aus verschiedenen Gruppen speisen: Es sind Jugendliche aus dem Juz-Betrieb, aber auch Leute, die aus dem Jugendverein oder anderen Vereinen kommen und aus dem Umfeld der auftretenden Bands. „Auch von Bands, die in der Vergangenheit bei uns gespielt haben“, sagt Myga. So manch einer tritt durch die Mithilfe beim RAK auch dem Jugendverein bei, was den 30-jährigen Vorsitzenden besonders freut. Fluktuation herrsche nur wenig. „Wir haben einen echt treuen Helferstamm“, sagt Myga. Ehrenamtliche helfen nicht nur bei der Vorarbeit, sondern übernehmen Schichten an Theke und Einlass und verstärken auch das Security-Team. Dass die Veranstalter nie Probleme haben, motivierte Helfer zu finden, liegt für Myga vor allem daran, dass die jungen Leute aktiv mitgestalten und eigene Ideen einbringen können: „Bei uns werden alle gehört und man hat quasi die Möglichkeit, sich sein eigenes Festival zu bauen“.
Viele Helfer sind seit Jahren dabei, aber immer neue kommen hinzu
Zum treuen Helferstamm gehört auch Kyra Spengler. Die 25-Jährige hat im Duo die Thekenleitung übernommen. „Wir müssen schauen, dass genügend Getränke da sind und die Kühlwagen ausreichend bestückt sind“, erklärt sie. Außerdem hat sie bei der Schichteinteilung der 24 Theken-Helfer mitgewirkt. Dank der Doppel-Leitung kann sie am Festival trotzdem die eine oder andere Band sehen. Auch sie ist schon lange mit dem Juz verbunden. „Ich komme hierher, seitdem ich 12 oder 13 bin“, erzählt sie. Als sie älter ist, hilft sie bei der KinderKreativWerkstatt für Grundschüler mit – und eben seit Jahren beim Festival. „Das macht einfach Spaß und der Kern an Leuten ist immer derselbe“, erzählt sie. Es sei eine schöne Art des sozialen Engagements.
Sein erstes RAK aus Helfersicht erlebt dagegen Justus Dietsche. Der 16-Jährige ist im Vorstand des Egelsbacher Jugendparlaments, das Robert Hoppe vom Jugendverein wiederum pädagogisch betreut. Zuvor hat er schon mal Thekendienst im Juz geschoben, nun engagiert er sich fürs Raus ausm Keller. Stolz trägt er das Festivalshirt und ist darin sogar beim Koberstädter Waldmarathon gejoggt. „Da habe ich Flyer verteilt, das war bei der Hitze im schwarzen Shirt ein Einsatz“, sagt er lachend. Morgen hat er jeweils eine Schicht an der Theke und am Einlass. „Es ist einfach ein ganz besonderes Festival und es macht mega Spaß, mithelfen zu dürfen“, meint Dietsche. So viele Leute, die sich in ihrer Freizeit für ein Event engagieren – das sei schon außergewöhnlich, meinen die beiden. (Von Julia Radgen)