Energiekrise: SG Egelsbach muss 28 000-Euro-Loch stopfen

Die Energiepreise stellen die SG Egelsbach vor Herausforderungen. Der Verein will deshalb von seinen Mitgliedern eine monatliche Umlage erheben.
Egelsbach – Der kleine Heizungsregler in der Herrendusche ist mit einem Streifen Tesafilm fixiert, damit ihn niemand verstellt. Darüber klebt ein Zettel: „Das Regulieren der Heizung obliegt dem Sportcenter-Team. Danke für Ihr Verständnis.“ Nur ein Beispiel von vielen, das zeigt: Das Thema Energiesparen ist im Sportcenter der SG Egelsbach in der Freiherr-vom-Stein-Straße allgegenwärtig. Auch im Raum mit den Laufbändern und Crosstrainern ist nur jede zweite Deckenlampe eingeschaltet. Und der Kühlschrank ist zwar prall gefüllt mit Apfelschorle und Iso-Getränken, bleibt aber ausgeschaltet.
„Wir tun, was wir aus eigener Kraft tun können“, sagt der hauptamtliche Vereinsmanager Carsten Mann. „Erst wenn wir nicht weiter wissen, bitten wir um Hilfe.“ Das hat die SGE aufgrund der Energiekrise nun zweimal getan: Im Dezember beantragte der Verein zunächst bei der Gemeinde einen Zuschuss in Höhe von 30 000 Euro. Diesen gewährte die Gemeindevertretung mehrheitlich. Am morgigen Sonntag bittet der Vorstand nun bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung darum, einer monatlichen Energieumlage – zunächst begrenzt auf das Jahr 2023 – zuzustimmen. Zwar gehe die 3 100 Mitglieder starke SGE viele kleine Schritte, um Energiekosten zu sparen, betont Mann. So wurde etwa auch in der Dr.-Horst-Schmidt-Halle die Raumtemperatur um zwei Grad abgesenkt, die Duschen laufen nur noch in 30-Sekunden-Intervallen und die Sauna im Sportcenter wird nur noch auf Anfrage eingeschaltet, statt den ganzen Tag zu heizen. „Aber wir können nicht alles allein abfedern.“
Da die Sportgemeinschaft mit den Stadtwerken Langen stets Zwölf-Monats-Verträge abschließt, stellte das Jahr 2022 den Verein noch vor keine große Hürde. „Die Preise blieben bis Dezember ja gleich“, sagt Mann. „Aber jetzt, im Januar, trifft es uns komplett.“ 2021 zahlte die SG Egelsbach für Gas, Strom, Fernwärme und Heizöl rund 63 000 Euro, für 2022 liegt die Prognose leicht darüber bei 66 000 Euro. Für 2023 rechnet der zweitgrößte Sportverein im Kreis Offenbach aber mit Energiekosten von 117 000 Euro – also satte 51 000 Euro mehr als im vergangenen Jahr. Rechnet man einen Sicherheitspuffer von 7 000 Euro drauf und zieht den 30 000-Euro-Zuschuss der Gemeinde ab, bleiben Mehrkosten von 28 000 Euro, die der Verein stemmen muss.
SG Egelsbach: Gaspreise um 104 Prozent gestiegen
„Am härtesten treffen uns die Heizkosten“, erklärt Mann. So stiegen die Gaspreise für die Sportgemeinschaft im Vergleich zu 2022 um 104 Prozent. Die Stromkosten wurden um 42 Prozent erhöht, die Preise für das Heizöl, das in der Tennishalle zum Einsatz kommt, schnellten gar um 131 Prozent in die Höhe. Doch ganz abdrehen lässt sich die Heizung natürlich nicht – und das hat nicht allein Komfortgründe: So müsse beispielsweise in der schlecht isolierten Dr.-Horst-Schmidt-Halle immer eine gewisse Temperatur herrschen, erläutert Mann. „Sonst haben wir da sofort Schimmel drin.“
Daher soll die Energieumlage das 28 000-Euro-Loch stopfen. Diese sei sozial verträglich gestaltet, betont Mann, der auch Schatzmeister des Vereins ist. So zahlen Erwachsene zwei Euro pro Monat, Rentner, Schüler und Studierende einen Euro. Familien mit mindestens drei SGE-Mitgliedern zahlen zusammen nur 1,50 Euro. Arbeitslose oder Flüchtlinge sind von der Umlage ausgenommen, werden jedoch angeschrieben, ob sie sich freiwillig beteiligen möchten.
Die Sportgemeinschaft kalkuliert durch die Umlage mit Einnahmen von gut 39 000 Euro. Der Überschuss von 11 000 Euro sei als Vorgriff auf 2024 zu sehen. „Die Energiepreise werden hoch bleiben“, meint Carsten Mann. Nun müssen noch die Mitglieder zustimmen. Das ist fast alternativlos, denn ohne die Umlage müsste die SGE wohl an den Personalkosten sparen oder das Sportangebot und die Trainingszeiten einschränken. „Ich denke, wir haben gute Argumente“, sagt Carsten Mann. „Mich hat deswegen noch niemand böse angesprochen.“ (Manuel Schubert)
Abstimmung
Die Versammlung findet am Sonntag, 29. Januar, um 10 Uhr im Bürgerhaus, Kirchstraße 21, statt. Eingeladen sind alle stimmberechtigten Mitglieder.