Landleben für die ganze Familie auf dem Birkenhof

Egelsbach - Plakate in ganz Egelsbach hatten sie schon seit Wochen angekündigt – die Tage der offenen Tür auf dem Birkenhof. Von Marina Zimmer
Voriges Jahr aus familiären Gründen leider ausgefallen, lockte das zweitägige Event bei seiner 14. Auflage übers Pfingstwochenende überwiegend Familien mit Kindern in den Ortsteil Bayerseich, in dem die Familie Eckert in dritter Generation ihren Bauernhof bewirtschaftet. Junior-Chefin Annika Eckert hat fast alle Teile des Hofs begehbar gemacht, um möglichst transparent für die Besucher zu sein. „Wir möchten zeigen, wo Getreide, Gemüse und Eier herkommen, wie alles wächst und wie unsere Tiere leben“, sagt sie stolz, denn der Hof ist seit Kurzem vollständig nach Bioland-Standard zertifiziert. „Mit einer kleinen Ausnahme: der Hofladen ist nicht zertifiziert!“
Weil sie die irritierten Reaktionen auf diese Feststellung kennt, hat die 30-Jährige gleich die passende Erklärung parat: Um den Hofladen ebenfalls mit einem Bioland-Siegel versehen zu lassen, müssten alle dort angebotenen Waren aus biologisch geprüfter Landwirtschaft kommen. Tun sie aber bei Eckerts nicht – das Sortiment umfasst neben den Produkten aus eigener Bio-Landwirtschaft andere saisonale Produkte aus unzertifizierten Betrieben der Region. Und diese Waren anzubieten ist der Jungbäuerin wichtiger als ein kostenaufwendiges Siegel.
Der kleine eckert’sche Hofladen hat ein neues Erscheinungsbild – traditionell, aber doch modern kommt er daher. Liebevolle Holzapplikationen zieren Verkaufstresen und Kühltheke, gestapelte Weinkisten dienen als Regale und kleine Kreide-Tafeln verraten die Preise. Das stimmige Einrichtungskonzept greift sogar die Anfänge des Hofladens wieder auf und bietet unverpacktes Getreide und Gemüse an. Mitgegeben wird ein Großteil der Ware im Einkaufskorb oder Vorratsbehälter der Kunden. Wie einst Opa Eckert das Getreide aus großen offenen Säcken per Handschaufel auszugeben, erlauben heutige Hygienevorschriften freilich nicht mehr. So kommt das Getreide nunmehr aus klaren Kunststoff-Spendern, die aus Großgebinden befüllt werden.
Auf dem weitläufigen Gelände tummeln sich viele Gäste, doch das Sonne-Wolken-Spiel hat scheinbar vor allem am Samstag für Verunsicherung in der Umgebung gesorgt und einen recht ruhigen ersten Festtag beschert. Am Sonntagmittag ist die Menschenschlange am Grill umso länger – der Birkenhof serviert Bratwurst vom eigenen Bio-Rind. Nebenan gibt es frische Pilze in verschiedenen Variationen. Auch Pommes, Waffeln am Stiel und hausgemachter Erdbeerkuchen sind begehrt. „In die Selbstpflücker-Saison auf unseren Erdbeerfeldern starten wir nächsten Sonntag“, verrät Eckert. Der Frost im Frühjahr habe auch ihren Pflanzen sehr zugesetzt, aber sie seien mit blauem Auge davon gekommen. „Sie tragen jetzt die ersten Früchte, aber leider bei Weitem nicht so viele wie sonst“, sagt Eckert. Damit Pflückwillige nicht vor leeren Reihen stehen, werden die Felder nur am Wochenende geöffnet. Im Hofladen gibt es jedoch täglich ein paar Erdbeerschalen.
Wer selbst sein kleines Stück Land bewirtschaften will, der hat sich schon vor einigen Wochen einen Saisongarten gemietet. Für 130 Euro pro Sommersaison kann bald geerntet werden, was Eckerts vorgepflanzt hatten – und das, was selbst gesät und gezüchtet wird. „Für manch eine Pflanzenart ist es jetzt zwar schon ein bisschen spät, aber es gibt noch freie Gartenstücke und viele Gemüsearten, die noch anwachsen“, sagt Eckert.
Den jüngsten Besuchern wird auch diesmal wieder jede Menge Kurzweil geboten: Offroad-Parcours für Tret-Gokarts, Riesentrampolin und Maisbad, Stockbrot am Lagerfeuer, Tiere streicheln und vieles mehr. Auf ein paar gestapelten Heuballen hüpfen Kinder immer wieder hoch und runter, in jeder Ecke gibt es Neues zu entdecken. Hüben staunen Kinder über die belebte Bienenwabe hinter Glas, drüben wird emsig mit Schafswolle gefilzt. Der kleine Spielplatz hinterm Haus im Innenhof ist ständig frequentiert und die Traktorrundfahrten sind ausgebucht.
Rund 80 freiwillige Helfer machen dies mit Familie Eckert möglich – viele sind seit dem ersten Hoffest mit dabei. Annika Eckerts Vision von transparenter und lebendiger Landwirtschaft beinhaltet aber nicht nur, den Lernort Bauernhof für Kinder weiterhin anzubieten. Sie möchte analog auch Seminare für Erwachsene gestalten, um jedermann den Zugang zur Landwirtschaft finden zu lassen.