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Hilfstransport für die Ukraine mit dem Gerätewagen

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Von: Julia Radgen

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Der erste Transporter des Rodizio Egelsbach ist am Montagmorgen im Lagerraum nahe Krakau eingetroffen, dort wurden die Waren auf ukrainische LKW umgeladen.
Der erste Transporter des Rodizio Egelsbach ist am Montagmorgen im Lagerraum nahe Krakau eingetroffen, dort wurden die Waren auf ukrainische LKW umgeladen. © Schäfer

Die Solidarität mit den Menschen in der Ukraine ist groß. Überall in der Region werden Sachspenden gesammelt, die den Flüchtlingen an der polnischen Grenze oder sogar den Menschen direkt im Kriegsgebiet helfen sollen. In Egelsbach gab es dabei eine ungewöhnliche Allianz: Das Restaurant Rodizio am Flugplatz, das zu Sachspenden aufgerufen hatte, brauchte noch einen Transporter. Kurzerhand stellte die Freiwillige Feuerwehr ihren Gerätewagen zur Verfügung.

Egelsbach –Am Montagmorgen um 9 Uhr ist das Logistikfahrzeug der Feuerwehr aufgebrochen. Eine Feuerwehrfrau und ein Feuerwehrmann aus Egelsbach haben die Hilfsgüter nach Krakau gebracht. In einem Speditionslager wurden diese dann umgeladen. Dank der guten Kontakte von Rodizio-Geschäftsführer Frederick Schäfer vor Ort konnte organisiert werden, dass der zweite LKW die Spenden aus Egelsbach sogar in die Ukraine, direkt bis in die Hauptstadt Kiew, bringt.

Das brasilianische Restaurant am Flugplatz, das zeitgleich mit diversen eigenen LKW – in Egelsbach sind es mehrere Zwölf-Tonner – nach Polen unterwegs war, hat enge Bande nach Osteuropa. Jede Woche sind Lieferwagen zum Produktionsstandort im polnischen Breslau unterwegs. Rodizio beschäftigt an seinen Standorten deutschlandweit fünf ukrainische Mitarbeiter, eine Ukrainerin arbeitet am Restaurant am Flugplatz. Sie bangt gerade um ihren Sohn, der bei der Oma in der Ukraine ist, die sie seit Tagen nicht erreichen kann. „Wir haben die direkten Gesichter der Schicksale vor Augen“, betont Schäfer, der sich sofort entschlossen hat, zu helfen.

Enorme Spendenbereitschaft nach Aufruf des Egelsbacher Restaurants

Am Freitag rief das Restaurant dazu auf, Spenden in Egelsbach abzugeben – vor allem Kleidung, Schuhe, Schlafsäcke, Spielzeug und haltbare Lebensmittel. „Wir wurden so überrannt mit Spenden, dass wir das mit unseren eigenen Transportern gar nicht alles wegfahren konnten“, berichtet Schäfer. Der Gemeindebrandinspektor Christian Klöppel hat den Aufruf gesehen und nach Rücksprache mit Bürgermeister Tobias Wilbrand kurzerhand den Gerätewagen der Egelsbacher zur Verfügung gestellt. „Wir haben das auf dem kurzen Dienstweg geregelt“, sagt Klöppel. Während das Feuerwehrfahrzeug unterwegs ist, haben die Kollegen der Langener Feuerwehr Unterstützung durch ihre Fahrzeuge zugesagt.

Vollbepackt bis oben hin: Zwei Egelsbacher Feuerwehrleute fahren ebenfalls Spenden nach Polen.
Vollbepackt bis oben hin: Zwei Egelsbacher Feuerwehrleute fahren ebenfalls Spenden nach Polen. © Feuerwehr Egelsbach

Am Dienstagabend sind die beiden Feuerwehrleute wieder in der Heimat angekommen. Nach Schäfers Angaben ist der erste LKW von Rodizio Montagnacht um 2 Uhr in Krakau eingetroffen, wo die Waren umgeladen und dann in die Ukraine gebracht worden sind. Gestern Mittag sind die Hilfsgüter in Riwne in der Westukraine angekommen. „Gestern Nacht kam die Ware in den Bunkern an. Man muss sich vorstellen, da sitzen Menschen im Bunker und fragen sich ,Warum hilft uns der Westen nicht?’“, meint Schäfer. Er ist froh, so schnell gehandelt zu haben, denn der Großteil der Spendentransporte aus Deutschland dauert seiner Meinung nach viel zu lang. Schnell haben sich die benötigten Waren geändert: Am Sonntag hatte das Rodizio auf Facebook gepostet, es würden nun warme Decken, Isomatten, Verbandsmaterial und Medizinprodukte benötigt.

Weiterer Transport bringt Verbands- und Desinfektionszeug in die Ukraine

Morgen sind drei Zwölf-Tonner vom Rodizio unterwegs, der nächste Transport der Egelsbacher Feuerwehr fährt morgen früh los nach Warschau – diesmal hat er vor allem Großspenden im Gepäck. Die hohe Spendenbereitschaft aus der Bevölkerung sei zwar toll. „Aber es ist ein zu großer logistischer Aufwand, die vielen Einzelspenden zu sortieren, deshalb gab es diesmal keinen öffentlichen Aufruf“, erklärt Klöppel. Geldspenden seien da gerade der bessere Weg, auch wenn er Verständnis hat, dass viele helfen wollen. „Den Leuten geht’s nicht anders als mir: Man sitzt zu Hause, sieht die Bilder im Fernsehen und will irgendwas tun“, sagt Klöppel. Doch für die Transporte ist es einfacher, mit Großspenden zu arbeiten, auch weil nun andere Waren benötigt werden. Die Egelsbacher Firma Delta Pronatura spendet vier Paletten Desinfektionsmittel und -tücher, das Rewe Center stiftet Getränke, Babynahrung und Windeln und die Apotheke von Pierre Theuerkauf dringend benötigtes Verbandsmaterial. Auch Feuerwehren des Kreises stellen Sanitätsmaterial für die Menschen in der Kriegszone zusammen.

Unterstützung gibt es zudem von der Feuerwehr aus Rittershausen im Lahn-Dill-Kreis: Die hat von der Aktion Wind bekommen und sich entschlossen, den morgigen Transport mit einem Fahrzeug zu unterstützen. „Mein Telefon steht nicht mehr still“, sagt Klöppel. Er hofft, dass nächste Woche wieder ein Transport möglich ist – und der LKW dann noch bis in die Ukraine durchkommt.
(Von Julia Radgen)

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