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KGE erstürmt Rathaus und stellt Prinzenpaar vor

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„Elschbach, Helau!“ Die neuen Regenten Prinz Oliver II. und Prinzessin Laura I. (Zweiter und Dritte von links) begrüßen das Narrenvolk.
„Elschbach, Helau!“ Die neuen Regenten Prinz Oliver II. und Prinzessin Laura I. (Zweiter und Dritte von links) begrüßen das Narrenvolk. © Postl

Es war ein Auftakt mit Tanz und Tränen: Die Karneval-Gesellschaft Egelsbach (KGE) hat zum Start ihrer neuen Kampagne das Rathaus gestürmt und das Prinzenpaar vorgestellt. Dazu gab es eine besondere Ehrung.

Egelsbach – „Lohnt sich das überhaupt, das Ding zu erstürmen? Wir gehen da einfach rein – der Bürgermeister ist doch gar nicht da“, meinte eine Närrin, die am Sonntagnachmittag zum Rathaussturm in Egelsbach kam. In der Tat schienen viele überrascht gewesen zu sein, dass es in dieser Kampagne eine Erstürmung des Behörden-Palastes geben würde, denn selbst das SGE-Blasorchester war anderweitig verpflichtet.

So kam die Schar der Karneval-Gesellschaft Egelsbach (KGE) mit einer ebenfalls recht kleinen, weil noch schnell zusammengetrommelten, musikalischen Abordnung des Blasorchesters Dreieich gen Rathaus marschiert. An der Spitze Narren-Kommandeur Andreas Schweitzer, dahinter die vielen Garden – und natürlich die Kanoniere. Vor dem Rathaus wartete der Vorsitzende der Gemeindevertretung Jörg Strobel – ganz in rot gekleidet – mit ein paar weiteren Verteidigern.

„Der Bürgermeister ist nicht da, und wie ich sehe, steht nicht einmal die komplette zweite Garnitur zur Verfügung, also lasst uns besser gleich rein“, forderte Schweitzer. „Ihr habt doch auch nur ein Häuflein zu bieten, wir bleiben standhaft“, konterte Strobel als Vertreter des im Urlaub weilenden Tobias Wilbrand. Die Narren schickten drei ihrer Gardedamen mit einem Köfferchen vor. „Da drinnen sind die passenden Kleider für die Reise in 80 Tagen um die Welt, also bis nach Aschermittwoch“, meinte der Kommandeur. Die Gardedamen holten ein chinesisches Reise-Kostüm aus dem Koffer und verpassten es samt Reisstrohhut dem Gemeindevorsteher Strobel. Der zeigte sich kampflos einverstanden und ließ die weiße Fahne schwenken.

Im Sitzungssaal wurden die Narren bereits vom KGE-Ministerpräsidenten Michael Lama empfangen. „Die Welt ist groß und bunt, was viel Wahl bei der Kleidung lässt“, zielte Lama auf das Motto der Kampagne „In 80 Tagen um die Welt“ ab. Dieses war bereits für 2020 geplant, wird aber jetzt wieder aufgegriffen und umgesetzt. „Wir hatten uns schon darauf vorbereitet, selbst die Orden waren geprägt, und aus Kostengründen haben wir diese beibehalten“, so der KGE-Vorsitzende. Den ersten Orden – samt neuer Banderole mit dem Aufdruck 2023 – verlieh er Oberparlamentarier Strobel. Aufgrund ihrer langjährigen Verbundenheit zur KGE von 25 Jahren und mehr wurden zudem Dieter Becker, Andreas Friedrich, Christian Jaensch und Wolfgang Weyand mit der Ehrennadel in Silber ausgezeichnet.

In geheimer Mission hatte ein verschwiegenes Team um Andreas Schweitzer dann noch eine ganz besondere Ehrung vorbereitet. Thomas Geiß brachte ein rotes Kissen in die Mitte des Saales, Mathias Matzke legte sich ein Schwert zurecht – und Michael Lama war sichtlich irritiert, was da ohne sein Wissen bevorstand. „Ja, lieber Michael, jetzt bist Du mal an der Reihe. Es gibt keinen Ministerpräsidenten, der länger als Du, nämlich 22 Jahre, im Amt ist. Peter Altmeier hat es mal auf 21 Jahre geschafft“, kündigte Schweitzer eine große Ehrung an. Lama war sichtlich gerührt und wischte sich ein paar Tränen von der Wange. Mit dem Ritterschlag der Klammerngarde und dem Goldenen Vlies wurde er für seine besonderen Verdienste um das Brauchtum Karneval ausgezeichnet. „Wir sind sehr froh, dass wir Dich haben und wir könnten uns keinen Besseren vorstellen“, betonte Schweitzer unter großem Applaus. Nur mit dem Nachsprechen des auf Spanisch von Schweitzer vorgetragen Treueschwurs konnte Lama nicht so viel anfangen. „Ich verspreche alles, aber das ist kein Spanisch“, scherzte er – dem alles etwas „spanisch“ vorkam.

„Lasst uns rein!“ Narren-Kommandeur Andreas Schweitzer (links) forderte die „Rathausherren“ zur friedlichen Übergabe auf.
„Lasst uns rein!“ Narren-Kommandeur Andreas Schweitzer (links) forderte die „Rathausherren“ zur friedlichen Übergabe auf. © Postl

Dann begeisterte Isabella Ries mit ihrem Solo-Tanz und die „Fire Stars“, die erstmals öffentlich auftraten, mit ihrem Gardetanz die Närrinnen und Narren. „Und jetzt sind wir alle gespannt, wer unser 71. Prinzenpaar wird“, machte es Lama noch einmal spannend. Nach elf Hinweisen schien so mancher zu wissen, wer es wohl sein könnte. Und dann betraten Oliver und Laura Herth, in festlicher Robe gekleidet und unter großem Jubel, den Saal. „Hier ist euer neues Prinzenpaar: Prinz Oliver II., Großherzog über Agone, Aqua und Vi, leidenschaftlicher Kreativkünstler über die heimischen Grünflächen, sowie Prinzessin Laura I., Hochgeachtete Schutzpatronin über Familie und Soziales, Fürstin aus dem Geschlechte von Party und Konfetti“, stellte Lama die neuen närrischen Regenten vor.

Oliver Herth kennen die meisten wohl von der SG Egelsbach, wo er als Fitnesstrainer im Sportcenter und als Beisitzer im Vorstand aktiv ist. Beruflich ist der Prinz für die Instandhaltung der Radfahrzeuge der Deutschen Bundeswehr verantwortlich. Seine Laura, die im Jobcenter Mainz arbeitet, lernte er – wie sollte es auch anders sein – bei einer Fastnachtssitzung in Mörfelden kennen. Seit 2019 sind die beiden verheiratet, im gleichen Jahr kam Tochter Emma auf die Welt.

Nach der Überreichung der Insignien hatten Oliver II. und Laura I. auch ein paar Wünsche ans Narrenvolk: „Traditionell ordnen wir folgende Anweisungen an: Feiert mit uns nach zwei Jahren Pause die Fastnachtskampagne ausgiebig und ausgelassen. Habt hierbei immer ein Lächeln auf den Lippen. Habt immer eine Handvoll Konfetti in der Tasche. Belohnt alle Akteure mit ausreichend Applaus. Und verliert niemals euren Humor.“ Die Karneval-Saison in Egelsbach, sie kann beginnen. (Leo F. Postl)

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