Elschbächer Kerbborsche starten neue Tradition

Die diesjährige Elschbächer Kerb neigt sich ihrem Ende entgegen. Das ganze Wochenende feierte der Ort auf dem Berliner Platz und der Kerbborsche-Jahrgang 2020/21 hat sich ins Zeug gelegt, um ein unvergessliches Fest auf die Beine zu stellen. Heute Abend markiert dann die Kerbbobbverbrennung den Schlusspunkt. Doch vorher gibt es noch eine Überraschung, die die Buben geheim gehalten haben.
Egelsbach – Eine neue Tradition soll von diesem Jahr an zur Kerb dazugehören: Die Kerbborsche pflanzen einen Apfelbaum. Am Montagmittag packen die 13 Jungs – der eine oder andere mit müdem Gesicht – Schaufel und Eimer ein, um den ersten Apfelbaum in die Erde zu setzen. Unterstützt werden sie dabei vom Obst- und Gartenbauverein Egelsbach. Die Überlegungen zu dieser Aktion starteten bereits vor rund zwei Jahren, erinnert sich Albert Rosenberger, Vorsitzender des OGV: „Damals hat uns dieser Kerbborsche-Jahrgang beim Pflanzen geholfen, als wir die Sturmschäden auf unserer Streuobstwiese im Brühl ausbügeln mussten.“ Dabei sei aufgefallen, dass es wenige Streuobstwiesen und Apfelbäume rund um die Gemeinde gebe. „Außerdem hat uns das so gut gefallen, dass wir auf die Idee kamen, eine eigene ,Kerbborschen-Streuobstwiese‘ zu planen, um das Sammeln der Äpfel für die nächsten Jahrgänge zu sichern“, beschreibt Christian Chantre, Vorsitzender des aktuellen Kerbborsche-Jahrgangs. Aus den Äpfeln soll natürlich Ebbelwoi werden.
Alsbald suchten die Kerbborsche das Gespräch mit der Gemeinde, um passende Flächen zu eruieren. Zunächst war eine Wiese nahe dem Bienenlehrpfad angedacht, die zusammen mit der Wilhelm-Leuschner-Schule betrieben werden könnte, doch schließlich fiel die Wahl auf eine Fläche, die etwas abseits liegt und auf der bereits Apfelbäume der Gemeinde stehen. „Ein wichtiger Faktor ist, dass möglichst wenig Fußgängerverkehr an den Bäumen vorbeikommt, da Diebstahl an Apfelbäumen ein großes Thema ist“, weiß Chantre. Auch Rosenberger beklagt, dass an den Streuobstwiesen des Vereins regelmäßig Früchte entwendet würden. Daher soll der genaue Standort möglichst unbekannt bleiben.
Im kleinen Kreis setzen die diesjährigen Kerbborschen deshalb ihren Baum der eleganten Sorte „Schöner aus Nordhausen“ ins Erdreich. Trotz vereinzelter Erschöpfung nach dem ereignisreichen Wochenende muss jeder einmal an die Schippe und die Wurzeln mit Erde und Wasser einschwemmen. Natürlich darf dabei die Taufe des ersten Bäumchens mit frischem Apfelmost aus dem Bembel nicht fehlen.
In Zukunft soll nach diesem Vorbild jeder Kerbborsche-Jahrgang einen eigenen Baum auf die neue Streuobstwiese setzen, „um so in ein paar Jahren viele Äpfel für unseren Ebbelwoi zu sichern“, freuen sich die Jungs. Um die Pflege sollen sich die jeweiligen Kerbborschen zusammen mit Helfern des OGV kümmern. Dafür tritt Christian Chantre in den Gartenbauverein ein, um die Pflege in den folgenden Jahren sicherzustellen. Je nach Möglichkeit sollen die Äpfel an den Keltertagen auf dem Kirchplatz oder am Rewe-Center zum Einsatz kommen, sagt Rosenberger.
„Einer muss eben mal anfangen, um solch eine Tradition zu starten und wir haben das jetzt gemacht“, sagt Chantre. Auch der OGV-Vorsitzende ist begeistert von der Aktion. Rosenberger lobt: „Das ist das erste Mal, dass sich Kerbborschen für so etwas einsetzen und das finde ich klasse.“ Bleibt für die nächsten Jahre – und womöglich Jahrzehnte – zu hoffen, dass die folgenden Jahrgänge die Tradition weiterführen – und genügend Äpfel am Baum hängen bleiben.
Von Moritz Kegler