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Parasiten-Vorwurf trifft Tierherberge knallhart

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Von: Holger Borchard

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Egelsbach - Katzenjammer im Hundeheim: Die Tierherberge Egelsbach ist bis auf weiteres geschlossen – auf Anordnung des Kreis-Veterinäramts. Von Holger Borchard

Ursache: Bei einer Überprüfung haben die Veterinäre des Kreises Anzeichen für einen Befall der Hunde mit Darm-Parasiten, sogenannten Giardien, ausgemacht. Bei Giardien handelt es sich um winzige Dünndarm-Parasiten. „Da sie als sogenannte Zoonose-Erreger eine Gefahr für Mensch und Tier darstellen und der Verdacht einer Tierseuche besteht, hatte unsere Behörde keine andere Wahl, als strikte Auflage zu verhängen“, betont Kreis-Pressesprecherin Ursula Luh. Konkret heißt das, dass keiner der aktuell rund 60 bellenden Bewohner die Tierherberge verlassen darf und kein neuer Hund aufgenommen werden darf. Hundevermittlung, Publikumsverkehr und Gassigehen sind ebenfalls untersagt. Selbst Helfern, die nicht zum Kernpersonal der Einrichtung zählen, etwa Praktikanten oder Personen, die Sozialstunden ableisten, bleibt der Zugang verwehrt.

Für den Tier-Rettungs-Dienst Frankfurt, der das Hundedomizil nahe des Flugplatzes betreibt, ist das ein harter Schlag. Der Vorstand sieht in der De-facto-Schließung einen Akt der Willkür. „Losgetreten worden ist das Ganze durch eine anonyme Anzeige“, sagt Vereinssprecherin Cornelia Finkbeiner. „So kam es zu einer arzneimittelrechtlichen Überprüfung, der der Vorwurf folgte, in der Tierherberge gebe es ein Problem mit Giardien.“ Als Konsequenz habe das Veterinäramt vor zwei Wochen eine Anordnung erlassen, die dem Verein bis zur „vollständigen Sanierung des Hundebestands“ sowohl die Aufnahme, als auch die Abgabe von Tieren untersage und den Personenverkehr rigoros einschränke.

Der Verein habe als Reaktion einerseits das geforderte Sanierungskonzept erstellt und eingereicht, andererseits aber auch juristische Schritte eingeleitet und beim Verwaltungsgericht Darmstadt einen Eilantrag auf Rücknahme der Verfügung erwirken wollen. „Aber weder das eingereichte Konzept noch die freiwillige Sofortmaßnahme einer Giardienbehandlung des gesamten Bestands fanden ausreichend Zustimmung beim Veterinäramt und vom Gericht haben wir auch noch nichts gehört“, fasst Finkbeiner zusammen.

Auf Vereinsseite sieht man sich als Opfer von Panikmache, Finkbeiner spricht von einer „regelrechten Hexenjagd“, und befürchtet ernsthafte Rufschädigung der Tierherberge. Weil überdies der alljährliche Tag der offenen Tür – er war für den 3. September geplant – der aktuellen Situation zum Opfer fällt, geht dem Verein fürs Erste auch eine wichtige Einnahmequelle flöten. „Man kann doch hier nicht ernsthaft Seuchengefahr unterstellen“, ärgern sich Finkbeiner & Co und argumentieren: „Zum Zeitpunkt der Kontrolle hat keiner unserer Hunde giardientypische Symptome gezeigt und von unseren eigenen 60 Tests war nur ein einziger positiv.“

Der Kreis hält indes eisern am vorgegebenen Prozedere fest. Demnächst werden die Kreis-Veterinäre abermals in Egelsbach auf der Matte stehen, um Kotproben der Hunde zu nehmen und die Einrichtung zu inspizieren. Die Proben wandern zur Untersuchung ins Labor. Liegt deren Ergebnis vor, folgt im besten Falle für die Tierherberge drei Wochen später eine weiterer Kontrollbesuch samt nachfolgender Untersuchung. Vor diesem Hintergrund lässt sich ausmalen, dass der September für die Tierherberge ein eher freudloser Monat wird – es sei denn, es tut sich etwas vor Gericht.

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