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Freibad-Sanierung: Erst mal nur das Nötigste

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Von: Manuel Schubert

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Das Freibad bleibt, wie es ist: Die Gemeindevertretung hat den drei teuren Sanierungsvarianten eine Absage erteilt. Stattdessen soll eine Minimalsanierung das Bad für zehn bis 20 weitere Jahre erhalten.
Das Freibad bleibt, wie es ist: Die Gemeindevertretung hat den drei teuren Sanierungsvarianten eine Absage erteilt. Stattdessen soll eine Minimalsanierung das Bad für zehn bis 20 weitere Jahre erhalten. © strohfeldt

Die Entscheidung über die Zukunft des Egelsbacher Freibads ist gefallen: Statt einer großen Sanierung gibt es eine günstigere „Rückfalllösung“, die erst einmal nur die Aufrechterhaltung des Betriebs sichern soll.

Egelsbach – Am Ende wird es weder Variante 1, noch 2a, noch 2b: Nach Wochen des Diskutierens, Kalkulierens und Abwägens entscheidet sich die Gemeindevertretung am Donnerstagabend, keine der drei Freibad-Sanierungsvarianten des Stuttgarter Architekturbüros Bauatelier umzusetzen. Stattdessen spricht sich die Mehrheit für eine vierte Option aus, die der Gemeindevorstand empfiehlt: Diese „Rückfalllösung“ soll erst einmal die Aufrechterhaltung des Badbetriebes garantieren – und deutlich weniger kosten als die drei „großen“ Varianten.

„Die allermeiste Zeit hatten wir uns vorgenommen: Wenn wir das Freibad sanieren, dann richtig. Wir mussten aber feststellen: Richtig können wir uns zurzeit nicht leisten. Und wenn, dann nur mit einer massiven Grundsteuererhöhung oder einer Verkleinerung der Beckenfläche“, sagt Bürgermeister Tobias Wilbrand (Grüne). So sei die „Rückfalllösung“ entstanden, die das Bad für zehn bis 20 weitere Jahre erhalten könne. Mit seiner Zustimmung würde das Parlament den Gemeindevorstand beauftragen, den Vorschlag konkret auszuarbeiten.

Die Fachdienste haben zusammen mit den Planern bereits eine Liste von notwendigen Instandsetzungsmaßnahmen erstellt: Darauf stehen das Abdichten von undichten Stellen, die Erneuerung der Elektrik, eine Gebäudesanierung (Brandschutz, Einrichten eines Behinderten-WCs), die Ertüchtigung eines Filters, eine neue Steuerung für die Filtertechnik, der Substanzerhalt von Betonteilen, eine pneumatische Klappe für die Absaugdüsen und der Umbau der Überlaufrinne zur Optimierung des Durchströmungskreislaufs. Diese Minimalsanierung kostet rund 1,9 Millionen Euro. Nimmt man noch die energetisch sinnvolle Umstellung auf LED-Beleuchtung und eine neue Heizung (Geothermie oder Blockheizkraftwerk statt Gasboiler) dazu, wären es knapp 2,3 Millionen Euro. Beide Beträge könnte die Gemeinde laut Wilbrand aus ihren Rücklagen finanzieren. Der Bürgermeister empfiehlt indes, dass die Architekten die Planung der Variante 1 (11,8 bis 13,5 Millionen Euro, gleichbleibende Wasserfläche) fortsetzen. „Es ist bereits vergeben und muss eh bezahlt werden“ (550 000 Euro, Anm. d. Red.).

Von den meisten Fraktionen gibt es Zustimmung, auch wenn viele von intensiven internen Debatten berichten. Eine sofortige Umsetzung einer der drei Varianten sei den Bürgern unter den aktuellen finanziellen Rahmenbedingungen nicht zumutbar, sagt Ulrich Hahn (Grüne). „Wir haben dafür schlicht kein Geld.“ Nach „heftiger Diskussion“ unterstützt seine Fraktion mehrheitlich den Vorschlag des Gemeindevorstandes, da dieser auch eine Schließung des Bades während der Sanierungsarbeiten unwahrscheinlich mache.

„Die Leute sind mit allen drei Varianten unglücklich“, findet auch Daniel Görich (SPD). „Neun Millionen ausgeben und dafür Qualitätseinbußen in Kauf nehmen, ist schwierig.“ Deswegen sei die „Rückfalllösung“ ein guter Kompromiss.

Wir machen hier eine zweite Baustelle im Stile des Eigenheims auf.

Sascha Wurm (CDU)

Auch Axel Vogt (FDP) ist „sehr zufrieden“ mit dem Ergebnis, wenngleich er findet, dass schon im vergangenen Sommer klar gewesen sei, dass eine Sanierung für maximal zehn Millionen Euro mit gleichbleibender Wasserfläche nicht funktioniere. „Es gibt jetzt kein neues Bad, aber das Beste, was wir mit unseren begrenzten Mitteln erreichen können.“

Manfred Müller (WGE) merkt an, er sei der einzige im Parlament, der schon den ersten Arbeitskreis zum Freibad in den 80er Jahren miterlebt habe. „Das Ergebnis war immer das gleiche: Die Pläne sind wieder in der Schublade verschwunden.“ Insofern sei er froh, dass nun endlich eine Entscheidung getroffen werde. Auch er begrüßt die „Rückfalllösung“: Mit dieser könne man nun die Sanierung beginnen, „ohne dass die Bürger mit einer Grundsteuererhöhung über Gebühr belastet werden“.

Kritik gibt es von der CDU: Sascha Wurm glaubt nicht daran, dass sich die Rahmenbedingungen in naher Zukunft verbessern. „Zu denken, dass wir irgendwann wieder Null-Prozent-Zinsen kriegen, ist Irrsinn. Auch die Baukosten werden nicht wieder deutlich absinken.“ Den Vorschlag des Gemeindevorstands bezeichnet er als Flickwerk. „Wir machen hier eine zweite Baustelle im Stile des Eigenheims auf.“ Sein Fraktionskollege Tobias Friedberger kritisiert die „Lobhudelei“ der anderen Fraktionen, die seiner Meinung nach „bewusst die Augen vor Gefahren und Risiken verschließen“. Die „Rückfalllösung“ senke in vielen Bereichen nicht die hohen Betriebskosten, was ja eigentlich einer der Hauptgründe für die Sanierung gewesen sei. „Wer erklärt den Bürgern, dass wir das Bad schließen müssen, wenn wir es uns irgendwann nicht mehr leisten können?“ Nach Friedbergers Ansicht wären Einschnitte notwendig gewesen, um den Betrieb aufrecht zu erhalten.

Das Votum fällt trotzdem eindeutig aus: Bei vier Gegenstimmen der CDU und einer Enthaltung der Grünen stimmt das Parlament mit großer Mehrheit für die „Rückfalllösung“. (Manuel Schubert)

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