Sri Lanka: Egelsbacher arbeitet in Zahnarztpraxis mit

Zähne ziehen bei 43 Grad: Gianluca Sonntag aus Egelsbach hat in einer Zahnarztpraxis auf Sri Lanka wertvolle Erfahrungen gesammelt.
Egelsbach – Mit einem weißen Kittel bekleidet steht Gianluca Sonntag in einem kleinen Behandlungszimmer der Zahnarztpraxis von Doktor Samantha in Kurunegala, der Hauptstadt der Nordwestprovinz Sri Lankas. In der Hand hält er einen kleinen Spiegel und neben ihm liegen allerlei Utensilien für die zahnärztliche Behandlung. Der Egelsbacher beginnt in diesem Winter das letzte Semester seines Zahnmedizinstudiums an der Justus-Liebig-Universität Gießen und möchte im Februar sein Examen ablegen. Kurz zuvor entschied er sich noch, zusammen mit seinem Kommilitonen Luca Chillemi aus Wuppertal, eine besondere Dosis Praxiserfahrung zu sammeln und als angehender Zahnarzt in einem Schwellenland zu helfen.
„Wir hatten einige Länder auf der Liste, neben Sri Lanka beispielsweise auch Jamaika. In Ländern, in denen die medizinische Versorgung nicht so gut ist, kann man als junger Arzt viel machen und wir hatten einfach Lust darauf“, berichtet der 25-jährige. Zuvor haben die zwei Freunde viele Materialspenden von deutschen Firmen gesammelt, um sie mit in die Region zu nehmen und ganz konkret bei der Behandlung zu helfen. „Rund 30 Kilogramm Material im Wert von über 5 000 Euro haben wir zusammenbekommen“, erzählt Sonntag.
Egelsbacher in Sri Lanka: „Unser Wohnhaus stand mitten im Dschungel“
In der Hauptstadt Colombo angekommen, kriegen die zwei Medizinstudenten zunächst die enorme Hitze zu spüren – 43 Grad Celsius sind dort im Sommer völlig normal. Auf der Fahrt in die Kleinstadt Kurunegala folgt dann der Kulturschock. „Dort haben wir das wahre Leben Sri Lankas kennengelernt und wurden natürlich sofort als Europäer erkannt“, erinnert sich der Egelsbacher. „Unser Wohnhaus stand mitten im Dschungel und jeden Tag gab es frische Kokosnüsse, Mangos oder Papayas. Eines Morgens wurden wir sogar von einem Affen geweckt, der auf einmal in der Tür stand.“
In der Praxis des örtlichen Zahnarztes, Doktor Samantha, arbeiten die jungen Männer beinahe jeden Tag zwölf Stunden lang. An Wochenende ist nicht zu denken. „Das ist schon etwas anderes und wir mussten uns auch erst daran gewöhnen“, sagt Sonntag. Auch das Thema Hygiene wird nicht besonders großgeschrieben: So werden Handschuhe beispielsweise nach dem Gebrauch draußen getrocknet und dann wieder eingesetzt. Vor Ort treffen die beiden noch auf einen weiteren jungen Arzt aus Hamburg, der ebenfalls in der Praxis unterstützt.

Egelsbacher Medizinstudent galt in Sri Lanka als vollwertiger Arzt
Da die zwei Medizinstudenten aufgrund des dortigen Gesundheitssystems als vollwertige Ärzte gelten, bekommt jeder ein eigenes Behandlungszimmer samt Arzthelferin. Rund vier Wochen lang stehen Zähne ziehen und Löcher stopfen auf dem Programm. „Wir haben vor allem Schmerztherapien durchgeführt“, berichtet Sonntag. „Meist kommen die Menschen in Kurunegala erst zum Arzt, wenn es eigentlich zu spät ist.“ Dennoch bleibt anschließend noch ein bisschen Zeit für eine Safari, bei der die Medizinstudenten sogar wild lebende Elefanten sehen können.
Die aktuelle politische Krise bekommen die Deutschen auch zu spüren: Etwa drei bis fünf Tage warten die Menschen in Sri Lanka an den Tankstellen, um anschließend für umgerechnet 20 Euro zu tanken. „Als Touristen durften wir an der langen Schlange vorbei und konnten direkt tanken. Das hat sich natürlich ziemlich schlecht angefühlt“, sagt Gianluca Sonntag. Doch trotz der Krise seien die Menschen immer sehr freundlich und dankbar. „Viele haben sich einfach gefreut, dass wir ihnen helfen und ich denke, wir konnten unser Wissen in diesen Verhältnissen besonders gut einbringen“, resümiert er. (Moritz Kegler)
Nicht nur in Sri Lanka kann man ehrenamtlich im Gesundheitswesen helfen, sondern auch im Landkreis Offenbach. In Egelsbach sollen in naher Zukunft sogenannte kommunale Gesundheitslotsen ausgebildet werden, die neue Projekte im Bereich Prävention und Gesundheitsförderung anstoßen. Die Gemeinde ist die erste hessische Kommune, die an dem Projekt teilnimmt.