Hessens erste automatische Zählstelle steht zwischen Erzhausen und Egelsbach

Es sind mehrere rautenförmige Rillen im Asphalt – mit großer Bedeutung. Das Land hat am Freitagvormittag an der Radschnellverbindung zwischen Erzhausen und Egelsbach die erste automatische Zählstelle zur Erfassung des Radverkehrs in Betrieb genommen. Damit beginnt Hessen mit der flächendeckenden Erfassung des Radverkehrs und will verlässliche Daten gewinnen.
Egelsbach/Erzhausen – EDie künftig 270 automatischen Zählstellen werden an Straßen und Radwegen sowohl im städtischen als auch im ländlichen Raum installiert, um unterschiedliches Nutzungsverhalten abzudecken, erklärt Wirtschaftsstaatssekretär Jens Deutschendorf. „Wir erhoffen uns spannende Erkenntnisse, aus denen wir dann Prognosen für das gesamte Radverkehrsnetz ableiten können“, sagt Deutschendorf. Das Besondere: Das Land will volle Transparenz gewährleisten, die Daten sind öffentlich einsehbar.
Zur Erfassung sind im Boden Induktionsschleifen verlegt, die registrieren, wann wie viele Radlerinnen und Radler sie in welcher Fahrtrichtung passieren. Das System der französischen Firma Eco-Counter funktioniert so: Die Induktionsschleifen, die aus drei Doppelschleifen bestehen, erfassen Räder und zählen jeweils im Doppelpack, erklärt Peter Unterberg, Vertriebsleiter für den deutschsprachigen Markt. „Der Sensor erfasst jeweils zwei Räder, die ihn passieren, als ein Fahrrad.“ Die Doppelschleifen seien nötig, um auch Räder, die nebeneinander unterwegs sind, korrekt zu erfassen. Denn das ist auf dem breiten Radschnellweg ja erlaubt und erwünscht.
Auch unterschiedliche Gefährte kann der Sensor so unterscheiden – Tretroller etwa seien zu langsam und hätten eine andere Gewichtsverteilung. „Die Zählgenauigkeit liegt im Durchschnitt bei 95 Prozent“, sagt Unterberg. Dr Technik-Kopf der Zählstelle, die im Boden steckt, besteht aus drei Teilen: Dem Speicher und Modem oben, dem Sensor und der Batterie unten. „Dass die Stelle mit Batterie arbeitet und unabhängig ist vom Strom, ist ein großer Vorteil“, so der Experte.
Ziel ist Evaluation und Weiterentwicklung des Radwegenetzes
Dass sich die landesweit erste Zählstelle auf dem allerersten bereits fertiggestellten Abschnitt des Radschnellwegs zwischen Frankfurt und Darmstadt – dem prestigeträchtigen Pilotprojekt, dem noch viele in Hessen folgen sollen – befindet ist natürlich kein Zufall. Dennoch ist die Freude über diesen erneuten Vorreiterstatus in den Gemeinden Egelsbach und Erzhausen, auf denen Radler bereits seit 2019 den attraktiven Abschnitt nutzen können, groß. „Wir freuen uns, dass wir als Kommune, in der der erste Spatenstich für die Radschnellverbindung Darmstadt-Frankfurt erfolgt ist, nun auch bei der Evaluation und Weiterentwicklung des Radwegenetzes unseren Beitrag leisten können“, erklärt der Egelsbacher Bürgermeister Tobias Wilbrand. Seine Erzhausener Amtskollegin Claudia Lange verdeutlicht: „Erzhausen ist eine Pendlergemeinde – 80 Prozent unserer Einwohner fahren jeden Tag zur Arbeit, viele davon mit dem Rad“.
Aktuelle Daten im Internet abrufbar
Die Installation der Zählstellen soll bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Sie übermitteln ihre Daten mittels Mobilfunk an einen zentralen Server. Ihre Verteilung erlaubt nach Angaben von Hessen Mobil repräsentative Rückschlüsse auf das Geschehen im Gesamtnetz. Das Land investiert dafür rund 3,6 Millionen Euro aus dem Klimaschutzplan Hessen 2025. Das Projekt ist auf fünf Jahre angelegt. Auf der Projektseite gibt es eine Übersicht aller vorgesehenen Standorte, dort sind die aktuellen Daten in einem Pilot-Portal abrufbar.
Doch wie Manfred Ockel, Geschäftsführer der für den Bau verantwortlichen Regionalpark Südwest gGmbH hervorhebt, geht es nicht nur darum, den Pendlerverkehr zu erfassen. „Die Auswertung des Freizeitverkehrs ist natürlich genauso wichtig“, betont Ockel. Zudem seien die erfassten Rad-Daten eine wichtige Argumentationsgrundlage für die Radschnellwege. „Bund, Land und Kommunen investieren ja viel Geld in diese“, so Ockel. Allein in diesem Jahr stellen Bund und Land nach Angaben von Staatssekretär Deutschendorf 85 Millionen Euro für die Radwegeinfrastruktur bereit. „Die Zählstellen werden wichtige Informationen für die systematische Weiterentwicklung dieser liefern, um diese Mittel so effizient wie möglich einzusetzen“, meint Deutschendorf. Und damit den Radwegeausbau und nicht zuletzt die Verkehrswende deutlich voranzubringen. (Von Julia Radgen)