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Nach anhaltender Trockenheit: Nasser Frühling macht Hoffnung für Baumbestand

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Seit 2010 halbiert: Forstamtsleiter Melvin Mika verdeutlicht mit einer Karte die besorgniserregende Entwicklung der Bodenfeuchtigkeit.
Seit 2010 halbiert: Forstamtsleiter Melvin Mika verdeutlicht mit einer Karte die besorgniserregende Entwicklung der Bodenfeuchtigkeit. © Kegler

Beim Forstamt herrscht Optimismus für den Baumbestand in Egelsbach. Aber von Entspannung kann noch keine Rede sein.

Egelsbach – Zu trocken, von Stürmen gebeutelt und durch den Klimawandel gefährdet. Wie im ganzen Land hat auch der Egelsbacher Wald mit allerlei Widrigkeiten zu kämpfen. Nicht zuletzt die anhaltende Trockenheit macht den Kiefern, Buchen und Eichen seit 2018 beinahe durchgehend zu schaffen, weiß Revierförster Stefan Neubrandt. „Bis auf das Jahr 2021 verzeichnen wir in unseren Gebieten ein dauerhaftes Wasserdefizit.

Der Anfang dieses Jahres verlief glücklicherweise etwas nasser. Besonders der März hat überdurchschnittlich viel Regen gebracht, sodass mein Blick auf die Wasserspeicher etwas unbesorgter ausfiel.“ Bis in eine Tiefe von rund drei Metern seien die Speicher gut gefüllt, doch von Entwarnung könne keinesfalls gesprochen werden. „Es herrscht verhaltener Optimismus, aber keinesfalls Entspannung. Im vergangenen Sommer fielen etwa 70 Liter Regen pro Quadratmeter – im Jahr 2010 war es noch die doppelte Menge“, fügt der Langener Forstamtsleiter Melvin Mika hinzu.

Rundgang in Egelsbach zeigt Schäden im Wald: Feuchtgebiete und Baumbestand sind gefährdet

Bei einem Rundgang mit interessierten Bürgern durch das Waldgebiet, das zwar auf Egelsbacher Gemarkung, aber eigentlich näher an der Stadtgrenze von Langen liegt, entdecken die beiden Förster am Samstagnachmittag ein Feuchtbiotop, das als dieses gar nicht mehr zu erkennen ist. Nur einige Grünpflanzen zeugen davon, dass hier einmal ein kleiner See existierte. „An dieser Stelle würde es sich anbieten, die Wasserstelle zu reaktivieren“, erklärt Neubrandt. Mit einem Bagger könnten Laub und Schlamm entfernt werden, sodass dort wieder ein Feuchtbiotop entstehen würde. Es sei ja schließlich auch auf den Karten verzeichnet, so Mika. „Diesen Vorschlag werden wir in den nächsten Waldwirtschaftsplan definitiv einbringen.“

Von innen zerfressen: Dieser Baum ist von einem Pilz befallen und musste gefällt werden.
Von innen zerfressen: Dieser Baum ist von einem Pilz befallen und musste gefällt werden. © Kegler

Neben der Trockenheit haben auch die Stürme der vergangenen Jahre dem hiesigen Wald schwer zu schaffen gemacht. Besonders der Tornado hat 2019 für enorme Schäden an den Bäumen gesorgt, die bis heute noch nicht ausgestanden sind. „Viele Bäume, die damals bereits angedrückt wurden, sind jetzt gefallen oder abgestorben“, beschreibt Revierförster Neubrandt. In diesem Jahr wird es daher viel Holz zu verkaufen geben und die gerodeten Stämme könnten sich im Herbst nur so stapeln. Noch dazu treibt eine außergewöhnlich große Population des Kiefernprachtkäfers in Egelsbach sein Unwesen. „Der Schädling trifft hier auf geschwächte Kiefernbäume, die nicht mehr genug Harz produzieren können, um sich zu wehren. Dadurch sind im Herbst vergangenen Jahres sehr viele Bäume gestorben“, so Neubrandt. Verschiedenste Arten von Pilzen tun ihr Übriges.

Hoffnung für die Bäume in Egelsbach: Vor allem den Eichen geht es gut

Vollkommen hoffnungslos schauen die Förster aber nicht auf den Egelsbacher Wald. „Den Eichen geht es beispielsweise wirklich gut“, meint Neubrandt, weshalb bei der Aufforstung verstärkt auf diese Baumart gesetzt werden soll. Dabei hilft den Fachleuten auch modernste Technik. Mittels einer App kann der genaue Standort festgelegt werden, an dem neue Bäume gepflanzt werden sollen. „Das System ermittelt dann anhand von Klima-, Boden- und Baumdaten die am besten geeignete Baumsorte. Uns unterstützt das sehr und es funktioniert wirklich gut“, erklärt Mika.

Um den Wald noch besser schützen zu können, wirbt der Forstamtsleiter zudem für ein Förderprogramm des Bundes. Im Fördertopf für klimagerechtes Waldmanagement winken bis zu 100 Euro pro Hektar. „Hierfür müssen über 20 Jahre zwölf Kriterien erfüllt werden. Da der Wald in Egelsbach aber ohnehin FSC-zertifiziert ist, sind auch diese Auflagen kein Problem.“ Rund fünf Prozent der Waldfläche müssten von der Holzernte ausgenommen werden und es dürfte dort innerhalb des Zeitraumes nicht forstwirtschaftlich eingegriffen werden. Passende Flächen seien, so Mika, ausreichend vorhanden. Dem Kompromiss zwischen Ökonomie und Ökologie stünde daher nichts im Wege. (Moritz Kegler)

Auch dem Wald in Obertshausen macht die Trockenheit zu schaffen. Es ist zu trocken, zu warm, zu teuer. Das Defizit im Waldwirtschaftsplan wächst. Ein Förderprogramm der Bundesregierung könnte einen Ausgleich schaffen.

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