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Zeichen der Zusammengehörigkeit: Georg Brinkies erschafft Skulptur für Egelsbach

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Von: Manuel Schubert

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Künstler Georg Brinkies
Da fliegen die Sägespäne: Mit der Kettensäge bringt Georg Brinkies die beiden Eichenstämme in Form. Wer möchte, kann dem Künstler aus Bayern in seinem Freiluftatelier über die Schulter gucken. © Strohfeldt

Der Bildhauer Georg Brinkies kreiert im Rahmen des Wettbewerbs „Kunst vor Ort“ eine Skulptur in Egelsbach. Am Naturfreundehaus kann man ihm dabei über die Schulter gucken.

Egelsbach – Als Georg Brinkies Hand anlegt, durchdringt das laute Kreischen und Knattern seiner Kettensäge die Idylle rund um das Naturfreundehaus, Holzspäne fliegen durch die Luft, es riecht nach Benzin. Doch was auf den ersten Blick brachial wirkt, ist in Wahrheit hochfiligrane Arbeit: Vorsichtig schabt Brinkies, ausgestattet mit orangefarbenen Ohrschützern, einem Gesichtsvisier und einer Schnittschutzhose, seine Säge an der Oberfläche eines dicken Eichenstamms entlang, dessen splittrige Oberfläche dadurch immer glatter wird.

Und so entsteht eine 3,50 Meter große Skulptur, die später mal den Kreisel an der Kreuzung Kurt-Schumacher Ring / Theodor-Heuss-Straße schmücken soll. Brinkies, der aus dem bayrischen Neuhaus am Schliersee angereist ist, hat die Ausschreibung des Wettbewerbs „Kunst vor Ort“ gewonnen, den Sparkasse Langen-Seligenstadt und Kreis Offenbach seit 1999 gemeinsam organisieren. Verlangt waren Vorschläge für ein Kunstwerk, das betont, dass Bayerseich genauso zu Egelsbach gehört wie alle anderen Ortsteile. Brinkies setzte sich gegen 22 Mitbewerber durch, die Jury votierte einstimmig für seine Idee. 15 300 Euro stellt die Sparkasse für Material und Künstlerhonorar zur Verfügung.

Seit vergangener Woche ist Brinkies im Schatten der Bäume rund um das Naturfreundehaus zugange, bis zu zehn Stunden am Tag. „Eine super Kulisse“, findet der 68-Jährige. Rot-weißes Flatterband sorgt dafür, dass dem Künstler in seinem Freiluftatelier niemand zu nahe kommt – er hantiert ja auch mit schwerem Gerät. Doch Zuschauer sind durchaus erwünscht (siehe Infokasten). „Es gehört traditionell zur Aktion ,Kunst vor Ort‘, dass die Bevölkerung mit dem Künstler in Kontakt kommt und den Entstehungsprozess seines Werks hautnah miterlebt“, erklärt Landrat Oliver Quilling (CDU), als er sich am Dienstag gemeinsam mit Bürgermeister Tobias Wilbrand (Grüne) und Hagen Wenzel, Vorstandsmitglied der Sparkasse Langen-Seligenstadt, vom Fortschritt der Skulptur überzeugt. Auch Brigitte Putz-Weller, Vorsitzende der Naturfreunde Egelsbach-Erzhausen, hat den Skulptur-Bauer in den vergangenen Tagen neugierig beobachtet: „Das ist eine ganz schöne Knochenarbeit“, staunt sie.

Brinkies, der in München Bildhauerei studierte, hat zwei Eichenstämme bereits in Form gebracht, im nächsten Schritt werden sie in sechs Scheiben zersägt. „Dann werden sie aufgefächert wie Spielkarten und mit Gewindestangen verschraubt“, erklärt der Künstler. So entstehen zwei kantige, einander zugewandte Figuren. „Zueinander“, so lautet auch der Name der Skulptur, die am 10. Oktober offiziell eingeweiht werden soll.

Die Idee für das Kunstwerk kam Wilbrand 2018 beim Haustürwahlkampf für das Bürgermeisteramt. „Viele Menschen, die in den Siebzigern nach Bayerseich gezogen sind, haben sich nie als echte Egelsbacher gefühlt“, hat der Rathauschef damals festgestellt. Daher wünschte er sich schon länger ein Symbol, um das Wohngebiet mit der restlichen Gemeinde zusammenzuführen. „Natürlich löst das nicht alle Probleme, aber es ist ein Zeichen: Wir gehören zusammen.“

Brinkies muss seine Kettensäge derweil ausschalten, denn er bekommt Besuch: Diese Woche ist jeden Tag eine Gruppe Kinder zu Gast, an diesem Vormittag die Kita Brühl. Auch das gehört zum Konzept von „Kunst vor Ort“: dass Künstler und Bürger gemeinsam künstlerisch aktiv werden. Unter Brinkies’ Anleitung basteln die Kinder mit Brettern, Stöcken, Nägeln und bunter Wolle Sprossen für eine „Himmelsleiter“, die einen Baum am Naturfreundehaus zieren soll. „Wir haben nur ein kleines Problem“, sagt Brinkies und lacht: „Die Kinder wollen das, was sie gebastelt haben, gerne mit nach Hause nehmen – da kann ich doch schlecht Nein sagen.“ (Manuel Schubert)

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