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Die zupfenden „Zeppeliner“ aus Eppertshausen

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Von: Ralf Enders

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Das Mandolinenorchester des Eppertshäuser Odenwaldklubs bei einer Probe. Katja Berker ist studierte Musikpädagogin und Eppertshäuserin. Eine treffliche Kombination, das Orchester zu dirigieren.
Das Mandolinenorchester des Eppertshäuser Odenwaldklubs bei einer Probe. Katja Berker ist studierte Musikpädagogin und Eppertshäuserin. Eine treffliche Kombination, das Orchester zu dirigieren. © Odenwaldklub

Das Mandolinenorchester des Odenwaldklubs Eppertshausen blickt auf eine hundertjährige Geschichte zurück. Bei den Wanderungen waren Zupfinstrumente immer im Marschgepäck. Daraus erwuchs bald eine kleine Musikgruppe, die in der Gründerzeit bei vielen Musikwettstreiten und Wertungsspielen erfolgreich war.

Eppertshausen – Die Gebrüder Müller waren mit einem Quartett die ersten, die namentlich erwähnt wurden. Unter großen finanziellen Problemen haben die Eppertshäuser Mandolinenspieler nach dem Ersten Weltkrieg und der nahenden Inflation die Instrumente angeschafft und die Noten per Hand kopiert. Das Jahr 1923 gilt als Gründungsjahr des Mandolinenorchesters Eppertshausen, das auch als die „Zeppeliner“ bekannt wurde.

Musiklehrer Leist aus Dieburg, August Wohlfahrth und Chormusikdirektor Emmerich waren die ersten Dirigenten, die die jungen Musiker formten. Das Orchester wuchs, war sehr erfolgreich und weit über die Ortsgrenzen bekannt. Es ergab sich dadurch die Möglichkeit, in höheren Klassen bei Wettstreiten aufzusteigen. Die Zupfer umrahmten Theaterstücke musikalisch, führten Singspiele auf, und das zwischenzeitlich stattliche Orchester war bis zum Zweiten Weltkrieg sehr aktiv. Viele Spieler mussten dann jedoch in den Krieg, aus dem einige nicht mehr zurückkamen.

Unter der Leitung von Johann Krickser fanden sich schon bald nach dem Krieg die Musiker wieder zusammen. Sie machten Aufnahmen im Rundfunk, Auftritte bei Hessentagen und gaben regelmäßige große Konzerte. Engagierte Musiker unterrichteten die jungen Musikschüler und bildeten sie aus. Auch junge Damen fanden Gefallen am Musizieren.

Nach dem Tod von Johann Krickser 1968 übernahm August Murmann die Leitung des Zupforchesters. 1972 unternahm man die erste größere Orchester-Reise nach Frankreich, und zwar in die Normandie. Viele Konzerte mit internationalen Orchestern aus Japan, England, Neuseeland, Brasilien und der Türkei schlossen sich an. Das Orchester wuchs stetig an, und die Gründung des Schüler- und Jugendorchesters erfolgte. Weitere Konzertreisen nach Japan, England, Frankreich, Italien, Österreich und in die Türkei folgten. Nach fast 30-jähriger Dirigententätigkeit übergab August Murmann den Dirigentenstab 1997 an seinen Sohn Claus.

Mit dem neuen „Haus der Vereine“ im ehemaligen Bahnhof erhielt das Orchester ein geeignetes Domizil nach jahrzehntelangen Provisorien. Hier hatte man genügend Platz und Raum, um sich fortzuentwickeln. Katja Berker, studierte Musikpädagogin, die bereits einige Jahre zuvor die Leitung des Jugendorchesters übernommen hatte, trat 2018 die Nachfolge von Claus Murmann an, der beiden Orchestern 21 Jahre geleitet hatte. Trotz der schwierigen Umstände mit und in der Pandemie fand das Orchester neue Wege, die Übungsstunden fortzusetzen und einen Großteil der Gruppe zusammenzuhalten.

„Leider ist der Weg generell nicht immer leicht. Viele Musiker und Musikerinnen verlassen bedingt durch Studium, berufliche und familiäre Gegebenheiten das Orchester gerade dann, wenn sie den Weg ins Hauptorchester finden könnten. Nachwuchsarbeit ist aufgrund des immer größer werdenden Freizeitangebots für Kinder und Jugendliche viel problematischer geworden“, schreibt Petra Jung, Pressesprecherin des Odenwaldklubs, zu dem das Orchester gehört.  re

Jubiläumskonzert

Am Samstag, 25. März, präsentiert sich der jung gebliebene Jubilar voller Stolz mit einem Konzert beider Orchester in der Bürgerhalle Eppertshausen. Mit einem bunten Melodienstrauß aus bekannten Filmmelodien aus verschiedensten Jahrzehnten feiert das Mandolinenorchester seinen 100. Geburtstag. Karten gibt es beim Geschäftshaus Sperl und der Volksbank Dreieich-Offenbach.

Instrument des Jahres 2023

Die Mandoline ist von den Landesmusikräten von 14 Bundesländern zum Instrument des Jahres 2023 gekürt worden. Die Mandoline sei ein besonderes, faszinierendes und vielseitiges Instrument mit riesengroßer musikalischer Bandbreite, sagte der Präsident des schleswig-holsteinischen Landesmusikrates, Willi Neu. Schirmherr ist der international renommierte israelische Musiker Avi Avital (44), der als Star der Mandoline gilt.

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