Autoknacker vor Gericht

Wohnungseinbrüche sind fies. Selbst wenn die Beute gering ist, haben die Opfer oft für Jahre damit zu kämpfen, dass jemand in ihren höchst privaten Bereich eingedrungen ist.
Eppertshausen/Paderborn – In Paderborn stehen jetzt drei Männer vor dem Landgericht, die als Bande eine ganze Reihe von Wohnungseinbrüchen und Autoaufbrüchen begangen haben sollen – Taten, die an Dreistigkeit kaum zu überbieten sind. Auch in Eppertshausen sollen sie zugeschlagen haben.
Der Morgen des 11. Mai dieses Jahres sorgte für einige Autobesitzer in Eppertshausen für ein böses Erwachen: Ihre Fahrzeuge waren über Nacht aufgebrochen worden. In der Straße „Im Wüstfeld“ verschwanden aus einem Ford Tourneo Elektrowerkzeuge im Wert von 3 000 Euro. In der Straße „Auf der Stehwiese“ knackten die Täter einen Mercedes Vito, aus dem sie ein Navigationsgerät und eine Geldbörse mit 400 Euro Bargeld stahlen. Aus einem Ford Transit, der „Im Kreuzbusch“ geparkt war, wurde ein Bohrhammer im Wert von 500 Euro entwendet. Der Sachschaden betrug jeweils mehrere Hundert Euro und war teils höher als der Beutewert.
Dennoch kamen die Geschädigten in Eppertshausen wohl glimpflich davon: Für die Paderborner Staatsanwaltschaft steht fest, dass die Autoaufbrüche auf das Konto einer Bande gehen, die ganz Deutschland unterwegs gewesen sein soll. Es handelt sich um drei junge Männer aus Moldawien (20, 27 und 31), die jetzt in Paderborn vor Gericht stehen. Sie sollen seit Ende April Einbrüche im großen Stil begangen haben, um ihren Lebensunterhalt mit dem erbeuteten Bargeld und dem Verkauf des Diebesgutes zu bestreiten. Das dürfte keine Übertreibung sein: Denn stellenweise verschwanden Gegenstände von erheblichem Wert. Die Tatorte, die in diesem Prozess eine Rolle spielen, sind neben Eppertshausen Grävenwiesbach im Taunus, Grebenstein bei Kassel, Borchen im Paderborner Land und Rodeberg in Thüringen. Überall dort sollen die Moldawier zugeschlagen, Autos aufgebrochen und Wohnungen durchwühlt haben, oft, während ihre Opfer nichts ahnend nebenan schliefen. Die Beute reicht von geringen Bargeldbeträgen über Schmuck, Elektronikgeräte und Werkzeuge bis hin zu ganzen Pkws, deren Schlüssel die Täter vorfanden. Besonders dreist: Sie fuhren die Tatorte offenbar mit einem in Rodeberg gestohlenen VW Multivan an. Angeklagt sein soll nur ein Teil der Taten, die sprichwörtliche Spitze des Eisbergs.
„Es ist schlimm zu wissen, dass da fremde Menschen in deinem Haus waren und in deinen Sachen gewühlt haben“, sagte ein 54 Jahre alter Familienvater aus Borchen im Paderborner Land als Zeuge beim Prozessauftakt. Er, seine Frau, sein Sohn und ein Enkelkind schliefen, während die Täter aus der Wohnung Bargeld und mehrere Mobiltelefone entwendeten, mit dem Funkschlüssel das neben dem Haus geparkte Auto aufschlossen und daraus Elektrowerkzeuge stahlen.
Geschnappt wurden die drei Männer eine Woche nach den Taten in Eppertshausen: Zwei wurden in Volkmarsen (Nordhessen) verhaftet, einer in Berlin. Zwei der Männer, darunter auch der Volkmarser, sollen bei der Polizei bereits ein Geständnis abgelegt haben. Zum Prozessauftakt jedoch wollte keiner der drei Angeklagten zu den Vorwürfen etwas sagen, sie machten lediglich Angaben zu persönlichen Dingen. Alle drei stammen aus Moldawien, einer ist rumänischer Staatsbürger. Der 20-Jährige lebt bereits seit einigen Jahren in Volkmarsen und hat einen deutschen Schulabschluss – er soll nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft vor allem zusammen mit dem 27-Jährigen Landsmann die Objekte und Autos ausgekundschaftet haben.
Der Prozess ist auf mehrere Tage bis in den Januar hinein terminiert.
Von Ulrich Pfaff