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Ein Platz der Freundschaft in Eppertshausen

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Seltsamer Name, riesiges Engagement: Die „Mofa-Trottel“, eine Schraubergruppe aus Eppertshausen, ist mittlerweile fester Bestandteil des Marktes.
Seltsamer Name, riesiges Engagement: Die „Mofa-Trottel“, eine Schraubergruppe aus Eppertshausen, ist mittlerweile fester Bestandteil des Marktes in Eppertshausen © Just

Der Weihnachtsmarkt in Eppertshausen war ein Treffpunkt für Generationen und NNationen.

Eppertshausen - „Wir sind zwar alt, aber wir haben uns gut gehalten und sind deshalb überall dabei“, sagt eine Frau von der Eppertshäuser Seniorenhilfe lachend und verweist mit der Teilnahme am lokalen Weihnachtsmarkt auf ein leuchtendes Beispiel. Hier bieten die engagierten Mitglieder eine wunderschöne Bude auf, die weitaus größer als der Standard ausfällt. Sie kommt einem Gartenhäuschen gleich und verfügt sogar über einen kleinen Innenraum, in dem sich Besucher aufhalten und wärmen können. Durch die Fundraising-Aktion einer lokalen Bank, die vor wenigen Jahren die eingegangenen Spendenbeträge verdoppelte, konnte das hochwertige Holzhaus angeschafft werden. „Wir haben es nur einmal benutzt und dann brach Corona herein“, berichtet Vorstandsmitglied Klaus Schmid. Am Wochenende war das gute Stück, das Christa Schmid im Inneren mit selbst gemachten Gestecken an den Wänden schmückte, endlich wieder im Einsatz.

Ukrainischer Weihnachtsgruß: Die Gruppe mit Sängerinnen zeigte, wie Integration funktioniert.
Ukrainischer Weihnachtsgruß: Die Gruppe mit Sängerinnen zeigte, wie Integration funktioniert. © Just

Zum Eppertshäuser Weihnachtsmarkt gehörten rund 20 Stände, von denen rund drei Viertel von lokalen Gruppen und Vereinen stammten. Angebote wie der Crêpes-Wagen wurden ergänzend von kommerziellen Beschickern betrieben. Der erste Weihnachtstrubel nach der Pandemie fiel bezüglich der Teilnehmerzahl kleiner aus als gewohnt. „Wir haben rund zehn Stände weniger. Hinter den Absagen stand meist die Angst vor kurzfristigen Corona-Auflagen oder das Problem, ehrenamtliche Helfer zu finden“, so Bürgermeister Carsten Helfmann. In den letzten Monaten zeigte sich die Veranstaltung mehrfach kurz vor der Absage, da die Mindestteilnehmerzahl von 15 Buden – sie sind nötig, damit sich der Aufwand für die Gemeinde rechnet – nicht erreicht wurde. Nach wiederholten Aufrufen war erst im Oktober klar, dass es zum vorweihnachtlichen Stelldichein kommt.

Bei der Seniorenhilfe schenkten Jasmin Linde und Monika Greif Glühwein aus und verkauften Schmalzbrot.
Bei der Seniorenhilfe schenkten Jasmin Linde und Monika Greif Glühwein aus und verkauften Schmalzbrot. © Just

Bei der Eröffnung des Marktes am Samstagnachmittag sorgte vor allem eine Gruppe ukrainischer Sängerinnen für Begeisterung, die Weihnachtsstücke aus ihrer Heimat vortrug. Die Frauen bekochten kürzlich in der Bürgerhalle ihre Vermieter und trafen dabei die Entscheidung, eine Gesangsgruppe für den Markt zu formieren. Derzeit sind in Eppertshausen rund 80 Ukrainer untergebracht. Liliya Wölfle und Kateryna Nyechayeva, die schon länger in Eppertshausen leben, stellten sogar ein ukrainisches Büdchen auf die Beine, das Selbstgemachtes wie Liköre, Gebäck oder Kugeln bot. Ein Hingucker war die Schokowurst: „Sie sieht zwar wie ein Fleischprodukt aus, ist aber eine Süßigkeit. Dafür werden unter anderem Butterkekse, Nüsse und Kakaopulver verwendet“, weiß Nyechayeva zum Ergebnis, das optisch einer Blutwurst mit Grieben gleicht.

Der Eppertshäuser Weihnachtsmarkt erfreute sich vor Corona großer Beliebtheit und konnte daran am Wochenende mit Besuchern aus dem Ort und der Nachbarschaft anschließen. „So viele Leute wie diesmal waren noch nie bei einer Eröffnung zugegen“, konstatierte Bürgermeister Helfmann. Hier rückte die 13-köpfige Abordnung aus der italienischen Partnergemeinde Codigoro und die ukrainischen Sängerinnen in den Mittelpunkt. Durch den veränderten Marktaufbau standen sich diesmal die Zelte von Chaource und Codigoro direkt am Brunnen gegenüber. „Eigentlich könnte man den Raum dazwischen Platz der Freundschaft nennen“, meinte der Bürgermeister und ergänzte mit Blick auch auf die Flüchtlinge aus Osteuropa: „Gelebte Freundschaft hält zusammen und lässt jede Waffe schweigen.“ (Michael Just)

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