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Mit neun Lkw Hilfsgütern bis in die Ukraine

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Von: Jens Dörr

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Der Lkw, der an der Eppertshäuser Bürgerhalle beladen wurde, gehörte zu jenen, die bis nach Uschgorod gefahren sind.
Der Lkw, der an der Eppertshäuser Bürgerhalle beladen wurde, gehörte zu jenen, die bis nach Uschgorod gefahren sind. © Dörr

Die Eppertshäuser Volker Weber und Michael Hauser haben inzwischen neun Lkw mit Hilfsgütern gen Ukraine geschickt – teils auch ins Land hinein. Heute folgen noch zwei weitere.

Eppertshausen – Eine der größten Ukraine-Hilfsaktionen der Region geht auf die Initiative zweier Eppertshäuser zurück: Fruchthändler Volker Weber und Transportunternehmer Michael Hauser, die in der Gemeinde wohnen und Nachbarn sind, schickten Anfang März in einer ersten Welle sieben Lkw mit Gütern nach Osteuropa, wobei allein Sachspenden aus Eppertshausen die Beladung eines ganzen 40-Tonners ermöglichten und sogar noch übrige Waren in einem zweiten Fahrzeug verstaut werden mussten (wir berichteten). Die Rathaus-Belegschaft sowie weitere Helfer packten Anfang März dafür an; mancher Eppertshäuser ging für die kriegsgeplagte Bevölkerung eigens einkaufen. Nun berichtet Volker Weber, wie es seit der Abfahrt an der Eppertshäuser Bürgerhalle weiterging – und dass es nicht bei den sieben Fahrzeugen geblieben ist.

Zunächst: Von den sieben Lkw des ersten Konvois fuhren fünf über Ungarn bis zehn Kilometer an die ungarisch-ukrainische Grenze heran. Dort wurden sie noch auf ungarischem Gebiet auf einem Autohof auf kleinere Transporter umgeladen und zur dezentralen Verteilung in ukrainische Städte gebracht. „Das ist gar nicht so einfach“, sagt Weber mit Blick auf die Verfügbarkeit ukrainischer Fahrer. „Denn momentan dürfen Männer das Land ja nicht verlassen.“

In dieser Schutzanlage in Kiew kamen Hilfsgüter an, die die Eppertshäuser Volker Weber und Michael Hauser gesammelt und nach Osteuropa transportiert hatten.
In dieser Schutzanlage in Kiew kamen Hilfsgüter an, die die Eppertshäuser Volker Weber und Michael Hauser gesammelt und nach Osteuropa transportiert hatten. © p

Zwei Lkw fuhren hingegen in die Ukraine hinein – auch jener mit den Hilfsgütern, die im kleinen Saal der Eppertshäuser Bürgerhalle gesammelt und dann vor der Halle verladen worden waren. Ihr Weg endete erst in Uschgorod, einer knapp 120 000 Einwohner großen Stadt in der Nähe der Grenze zu Ungarn. Uschgorod ist seit 30 Jahren auch Partnerstadt von Darmstadt. „Dort wurden unsere Lkw in einer Lagerhalle von Helfern abgeladen“, berichtet Weber. Aus Uschgorod erfolgte der Weitertransport in andere ukrainische Städte, darunter Kiew.

Mit dieser innerukrainischen Verteilung haben die Fahrer aus Deutschland – darunter Michael Hauser, der den Transport begleitete, sich vor Ort ein Bild machte und den Weg der Hilfsgüter auch mit Fotos dokumentierte – zwar nicht mehr selbst zu tun. Dennoch wagten sich einige bereits durch die Fahrt nach Uschgorod in ein Gebiet, wo sie sich aufgrund der dynamischen militärischen Lage einer gewissen Gefahr aussetzten, von Kriegshandlungen getroffen zu werden. „Das ist was für harte Männer“, gibt Weber zu. „Wir müssen die Gefahrenlage stündlich abschätzen.“ Es habe „auch Fahrer aus Deutschland gegeben, die verständlicherweise nicht in die Ukraine reinfahren wollten“. Die Fahrzeuge habe man zusätzlich versichern müssen, „die normale Versicherung deckt Fahrten in Kriegs- und Krisengebiete nicht ab“.

Gemeinde Münster richtet Helfernetzwerk ein

Die Gemeinde Münster sucht Unterstützung beim Aufbau eines Helfernetzwerks für geflüchtete Menschen aus der Ukraine. Gesucht werden:
- ehrenamtliche Dolmetscher;
- ehrenamtliche Helfer, die an Geflüchtete vermittelt werden können, um bei alltäglichen Problemen wie Behördengängen, Anmeldung bei der Tafel, Fahrten zum Arzt, Kinderbetreuung und Ähnlichem zu unterstützen;
- Vereine, die Angebote insbesondere für Frauen und Kinder anbieten.

Alle Angebote, aber auch Ideen und Anregungen für weitere Initiativen können unter Angabe der vollständigen Kontaktdaten per E-Mail an die Verwaltung geschickt werden. Sollten bereits Hilfsangebote in Münster organisiert worden sein, von denen die Verwaltung noch nichts weiß, sollten sich die Verantwortlichen zur besseren Koordination im Rathaus melden. Es wird darum gebeten, auf eine telefonische Kontaktaufnahme möglichst zu verzichten und sich per Mail zu melden: ukraine@muenster-hessen.de. (lahe)

Noch aber gebe es die Chance, Waren relativ risikoarm bis Uschgorod zu bringen, sagt der Eppertshäuser, der fürchtet, dass sich das schon in wenigen Tagen ändern könnte. Deshalb schickten die beiden Unternehmer am Wochenende zwei weitere Transporter – diesmal vor allem mit Lebensmitteln, Babynahrung, Windeln und Hygieneartikeln, aber auch wegen massiver Brandverletzungen dringend benötigte Brandsalbe und Verbandmaterial, dafür kaum Kleidung – aus dem Rhein-Main-Gebiet direkt bis Uschgorod. Erneut handelte es sich um zwei 40-Tonner mit je rund 20 Tonnen Zuladung. Was die Initiatoren, die seit drei Wochen (neben ihrem gewerblichen Tagesgeschäft) fast nonstop für die gute Sache arbeiten, auch ausreizten: „Die beiden Lkw waren gerammelt voll“, sagt Weber. „Einer hatte sogar 1,9 Tonnen Überladung. Dafür mussten wir in Ungarn 250 Euro Strafe zahlen, obwohl draufgestanden hat, dass es sich um einen Hilfstransport handelt. Da kennen die nix, das hat uns aber geärgert!“

Von den gespendeten Babyartikeln profitieren auch diese Frau und ihr Kind.
Von den gespendeten Babyartikeln profitieren auch diese Frau und ihr Kind. © Dörr, Jens

Dennoch überwiege klar die Freude, das Leid der Menschen in der Ukraine zumindest ein wenig zu lindern. „Wenn man es dort mal persönlich gesehen hat, kriegt man ein ganz anderes Verhältnis dazu. Uns treibt zudem an, dass wir genau wissen, dass und wo unsere Hilfsgüter ankommen“, sagt Weber. Dies habe man auch vielfach dokumentiert, „teils erkenne ich meine eigenen Kartoffeln wieder“.

Darüber hinaus empfinde er es als herausragend, wie viele in Deutschland gerade unterstützen und spenden, „und das nehmen die Menschen in der Ukraine auch wahr“. Und es geht weiter: Heute wollen Volker Weber und Michael Hauser noch einmal zwei Lkw bis Uschgorod bringen. „Wir haben noch viel Wasser da, und auch die Lieferung von einem türkischen Händler ist gerade angekommen.“ (Von Jens Dörr)

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