Eppertshäuser Settchen werden mehr– auch ohne Ball

Die traditionsreiche Eppertshäuser Tanzgruppe Settchen hält auch im zweiten Dürrejahr zusammen und hat sogar junge Männer und Frauen hinzugewonnen. Und das obwohl der Ball am Fastnachtssonntag erneut ausfällt.
Eppertshausen – Was machen eigentlich die Settchen ohne ihren gleichnamigen Ball? Schließlich probt und existiert die traditionsreiche Eppertshäuser Tanzgruppe im Wesentlichen für den Settchesball am Fastnachtssonntag, den die Kolpingsfamilie sowie die Chöre St. Sebastian und St. Valentin dieses Jahr zum zweiten Mal in Folge nicht veranstalten können. Der letzte Höhepunkt der auch sonst von Corona niedergestreckten Eppertshäuser Kampagne fällt damit abermals flach – doch die Settchen darben nicht, sondern wachsen.
„Jeder war natürlich supertraurig, als die Absage feststand“, blickt Esther Kraus auf Ende 2021 zurück. Die Trainerin der Settchen, die in dieser Funktion inzwischen viel Unterstützung von ihrer Tochter Katharina Kraus sowie von Laura Wanko erhält („Der Generationenwechsel im Trainerteam ist geglückt“), erinnert sich zwar ungern an den Dezember zurück, „als wir das Training schweren Herzens abgebrochen haben“. Schließlich hatte die Gruppe schon seit Spätsommer jenen Auftritt geübt, den sie am 27. Februar in der Bürgerhalle zelebrieren wollte.
Doch gleichzeitig habe man die Entscheidung, ein zweites Mal in Folge keinen Settchesball mit seiner normalerweise hohen dreistelligen Besucherzahl durchzuführen, verstanden und akzeptiert. „Alle in der Gruppe sind sehr vernünftig“, berichtet Kraus. Das Training habe man nicht nur wegen der Absage ausgesetzt, „sondern auch, weil wir dafür unter den Corona-Vorgaben in der Sporthalle zu viele sind“.
Eppertshäuser Settchen: Einige neue junge Männer und Frauen
Und das ist die gute Nachricht: Obwohl die Durststrecke seit dem letzten Ball im Februar 2020 bereits jetzt lang ist, hatte das keine negativen personellen Konsequenzen auf die Gruppe. Im Gegenteil: Die Settchen, die 2020 mit Blick auf den Ball 2021 erst gar nicht mit dem Einstudieren einer Choreografie begonnen hatten, sind in den zwei Dürrejahren sogar mehr geworden. „Diesmal wären wir 30 Tänzerinnen und Tänzer im Alter zwischen 16 Jahren und Mitte 20 gewesen“, erzählt Kraus.
Seit 2019 mischen auch junge Männer bei den Settchen mit, deren Tanz am späten Abend unter lautem Gejohle mit anschließendem Arm-in-Arm-Absingen des Settchen-Lieds stets den emotionalen Zenit des Ball-Party-Mix’ markiert. „Vergangenes Jahr sind noch einmal vier neue Frauen und zwei neue Männer dazugekommen“, freut sich die Trainerin. Größer war die Gruppe in jüngerer Vergangenheit nie gewesen; die Settchen und ihre schwungvolle Tradition stehen bei den jungen Eppertshäusern aktuell also hoch im Kurs.
Warum dem so ist, wo mit dem Auftritt doch schon 2021 der Jahreshöhepunkt weggefallen ist? „Es herrscht bei uns ein tolles Gefühl der Zugehörigkeit“, antwortet Esther Kraus. „Wir haben einfach viel Spaß zusammen.“ Die Settchen, das stehe felsenfest, werden das Corona-Tal ohne Aderlass durchschreiten. Welches Motto sie dieses Jahr gewählt hätten, verrät die Trainerin nicht – man könnte das und den weitgehend vorbereiteten Tanz später ja noch brauchen.
Klar sei und bleibe indes, „dass wir niemals woanders tanzen als auf dem Settchesball“. Ihre Show ersatzweise auf einem Sommerfest oder anderen närrischen Veranstaltungen zu präsentieren, komme nicht in die Tüte. Lediglich den Kinder-Maskenball der Eppertshäuser Pfarrgemeinde St. Sebastian am Tag vor dem Settchesball nutzen die Settchen immer für ihre Generalprobe – wenn sie es denn endlich mal wieder dürfen. (Jens Dörr)