Ein „grüner Schwarzer“ als neutrale Instanz

Ewald Gillner (CDU) ist seit der konstituierenden Sitzung Ende April neuer Vorsitzender der Eppertshäuser Gemeindevertretung. Vor 40 Jahren zog er erstmals in die Gemeindevertretung ein und war bis auf eine kurze Unterbrechung von 1993 bis 1997 immer Teil davon.
Eppertshausen – Infolge der Kommunalwahl hat sich die politische Landschaft in Eppertshausen auf mehreren zentralen Positionen verändert, alle durch die erneut mit absoluter Mehrheit ausgestatteten CDU: Stephan Brockmann hat das Amt des Ersten Beigeordneten und damit Vize-Bürgermeisters von Lutz Murmann übernommen. Murmann ist seit April hauptamtlicher Mitarbeiter der Gemeinde und darf deshalb nicht mehr in den politischen Gremien Eppertshausens mitwirken. Brockmann war zuvor Vorsitzender der Gemeindevertretung – was nun Ewald Gillner ist. Der hat dafür wiederum den CDU-Fraktionsvorsitz an Ann-Kathrin Brockmann abgegeben.
Mit dem 69-Jährigen hat das Ortsparlament einen Sitzungsleiter mit geballter Erfahrung bekommen. „Ich bin das dienstälteste Mitglied der Eppertshäuser Gemeindevertretung“, sagt Gillner. Der Kriminalbeamte im Ruhestand hat binnen vier Jahrzehnten beide Seiten der parlamentarischen Medaille miterlebt: Die Zeit vor der Jahrtausendwende, als sich die CDU in Eppertshausen in der Opposition befand („Damals war das Sitzungsgeld manchmal auch Schmerzensgeld“); und die komfortable Lage der jüngsten Wahlperioden mit weit mehr als der Hälfte an Sitzen, ergänzt um einen Unions-Mann als Bürgermeister.
Ewald Gillner (CDU) ist dienstältester Gemeindevertreter in Eppertshausen
Am 10. April 1981 wurde Gillner erstmals Gemeindevertreter. Bis 1993 blieb er es und stieg danach 1997 wieder ein – bis heute ohne Unterbrechung. Lange fungierte er als Stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU, auch als Finanzpolitischer Sprecher. Als 2017 Rainer Eder starb, übernahm Gillner den Vorsitz seiner Fraktion und auch den des Haupt- und Finanzausschusses.
Als Vorsitzender der Gemeindevertretung hat Gillner nun den nächsten Schritt gemacht. Gemeindevertreter ist er weiterhin, dürfte sich in den kommenden fünf Jahren mit inhaltlichen Wortbeiträgen aber zurückhalten. „Das ist grundsätzlich zwar möglich“, sagt er. „Dafür müsste ich die Sitzungsleitung aber kurzfristig an einen meiner Stellvertreter, Hans-Dieter Lehnen oder Günter Schmitt, übergeben.“ Den Gepflogenheiten in kommunalen Volksvertretungen entspricht das nicht. Die Vorsitzenden gehören in der Regel zwar einer Partei und Fraktion an, sollen aber als neutrale Instanz durch Tagesordnung, Abstimmungen und Wahlen führen.
Die Beteiligung an den Diskussionen fehlt mir schon ein bisschen.
Maßgeblich sind auch für Gillner die Hessische Gemeindeordnung sowie die Eppertshäuser Geschäftsordnung und Hauptordnung. „Da muss man viele Formalien beachten, um eine Sitzung korrekt zu leiten“, sagt er. Seine Feuertaufe hat Gillner inzwischen bestanden, „aber die Beteiligung an den Diskussionen fehlt mir schon ein bisschen“, gibt er zu.
Freilich arbeitet der Eppertshäuser, der sich einst auf der Polizeihochschule zum Diplom-Verwaltungswirt bildete, weiter aktiv in der Fraktion mit, nur eben nicht mehr mit Wortbeiträgen in der Gemeindevertretung. In deren Ausschüssen darf er nun nicht mehr sein; auch bei den Zweckverbänden darf er nur noch Stellvertreter eines Delegierten sein.
Auch als Vorsitzender der Gemeindevertretung: Ewald Gillner behält seine Themen im Blick
Obgleich es die zentrale demokratische Aufgabe des „grünen Schwarzen“ (Selbstbezeichnung Gillners) ist, die Sitzungen der Eppertshäuser Gemeindevertretung sachlich, fair und richtig zu moderieren, hängt sein Herz doch weiter an gewissen Themen. „Ich bin kein Formalist“, betont er. In erster Linie bringe er sich ein, um Eppertshausen positiv zu entwickeln. Etwa in Sachen Arbeitsplätze und Gewerbe, „wir haben zwar noch etwa 1 300 bis 1 400 Auspendler, aber auch schon 1 000 Leute, die zum Arbeiten einpendeln“, sagt er und kann sich gut eine Erweiterung des „Park45“ vorstellen. Auch die Schaffung von Wohnraum zu familienfreundlichen Konditionen, Kinderbetreuung und die Verschönerung der Hauptstraße sind ihm wichtig.
„Bei alldem ist Weitsicht gefragt“, sagt Ewald Gillner, der sich in der Gemeindevertretung auch deshalb gut aufgehoben fühlt, weil dort die weitreichenden Entscheidungen für Eppertshausen getroffen werden. (Von Jens Dörr)