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Missbrauchsvorwürfe gegen langjährigen Pfarrer von Eppertshausen

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Von: Ralf Enders

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Harald Christian Röper ist seit 46 Jahren Pfarrer in Eppertshausen und Ehrenbürger der Gemeinde
Harald Christian Röper, 46 Jahre lang Pfarrer in Eppertshausen und Ehrenbürger der Gemeinde, sieht sich Missbrauchsvorwürfen ausgesetzt. © Jens Dörr

Das Bistum Mainz ermittelt nach Missbrauchsvorwürfen gegen den langjährigen Pfarrer von Eppertshausen, Harald Christian Röper.

Eppertshausen/Münster – Das Bistum Mainz hat den Eppertshäuser Pfarrer im Ruhestand, Harald Christian Röper, von allen priesterlichen Diensten freigestellt. Hintergrund sind Vorwürfe des Missbrauchs, wie aus einem Brief hervorgeht, den Stephanie Rieth, Bevollmächtigte des Generalvikars im Bistum Mainz und Ordinariatsdirektorin, kürzlich in Gottesdiensten in Eppertshausen und Münster (Kreis Darmstadt-Dieburg) verlesen hat. Dies bestätigte Pfarrer Alexander Vogl, Leiter des Pastoralraums Bachgau, auf Anfrage unserer Mediengruppe. Mehrere Gottesdienstbesucher hatten ebenfalls von dem in St. Valentin (Eppertshausen) und St. Michael (Münster) verlesenen Brief berichtet.

Um welche Form des Missbrauchs sich die Vorwürfe drehen und wie das Bistum von ihnen Kenntnis erlangt hat, ist nicht bekannt. Der Pressesprecher des Bistums Mainz, Tobias Blum, teilte auf Anfrage mit: „Es stehen Vorwürfe im Raum, die aus lange zurückliegender Zeit stammen, denen derzeit noch nachgegangen wird.“ Weitere Aussagen könnten „im Sinne aller Beteiligter“ bis zum Abschluss des Verfahrens nicht gemacht werden. Während Blum den Namen Röpers nicht nennen wollte, bestätigte Vogl, dass dieser in den öffentlichen Gottesdiensten in Eppertshausen und Münster, wo Röper tätig war, in dem verlesenen Brief genannt worden sei.

Missbrauchsvorwürfe gegen ehemaligen Pfarrer: Bistum Mainz verteidigt Namensnennung in Gottesdiensten

Die Begründung von Bistumssprecher Blum für die ungewöhnliche Vorgehensweise: „Die Namensnennung durch Frau Rieth war für den begrenzten Raum der Gemeinde bestimmt, in der der Pfarrer tätig ist.“ Blum erläuterte die generellen Abläufe im Bistum Mainz in einem solchen Fall: Nach den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche habe hier ein „grundlegender Wandel“ stattgefunden. Dazu gehörten „Interventionsordnungen und festgelegte Verfahrensabläufe auch mit staatlichen Stellen“. Gleichwohl stünden Beschuldigte unter der Unschuldsvermutung. Und weiter: „Insgesamt hat eine große Sensibilisierung in diesem Bereich stattgefunden, sodass heute auch Grenzverletzungen, selbst wenn sie nach unserer ersten Einschätzung keine strafrechtliche Relevanz enthalten und damit keine strafrechtliche Verfolgung nach sich ziehen, dennoch konsequent aufgearbeitet werden.“ Dies sei eine „Lernerfahrung aus den Fehlern der Vergangenheit“. Ausnahmen von der neuen Vorgehensweise könne es nicht geben, und bis zum Abschluss des Verfahrens könnten auch keine weiteren Aussagen gemacht werden.

Das Bistum Mainz handelt Blum zufolge in diesem Fall „nach den Vorgaben und Regelwerken im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“. Dies beinhaltet neben der kircheninternen Überprüfung der Vorwürfe auch die Information der Staatsanwaltschaft. Die Staatsanwaltschaft Darmstadt bestätigte inzwischen, dass sie Missbrauchsvorwürfe des Bistums Mainz gegen einen Pfarrer prüft. „In diesem Zusammenhang ist ein Schreiben bei der Staatsanwaltschaft eingegangen. In dem Schreiben wird auf die aktuelle Presseberichterstattung hingewiesen“, sagte Oberstaatsanwalt und Pressesprecher Robert Hartmann auf Anfrage unserer Mediengruppe. Das Bistum hatte – ebenfalls auf Anfrage – mitgeteilt, dass eine entsprechende Information der Staatsanwaltschaft bereits vor fast zwei Wochen erfolgt sei. Die Verzögerung erklärte Hartmann damit, dass das Schreiben fälschlicherweise an die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt adressiert gewesen sei und erst weitergeleitet werden musste. Weder Staatsanwaltschaft noch Bistum nannten im Gegensatz zu Rieth bei ihren Auftritten in den Gottesdiensten den Namen des Beschuldigten.

Staatsanwaltschaft Darmstadt prüft Missbrauchsvorwürfe nach Hinweis aus Bistum Mainz

Die 48-jährige Rieth ist seit dem Frühjahr 2022 in dem damals neu geschaffenen Amt der Bevollmächtigten des Generalvikars Udo Markus Bentz. „Dass einer nicht geweihten Person, zumal einer Frau, eine so hohe Leitungsfunktion übertragen wird, hat in deutschen Bistümern Seltenheitswert“, schrieb die „Kirchenzeitung“ für die Bistümer Fulda, Limburg und Mainz damals. Nach außen könne Rieth als Bevollmächtigte des Generalvikars sogar das Bistum und den Bischöflichen Stuhl vertreten, allerdings nur in ihren Aufgabenfeldern. Dazu gehöre vor allem „die Koordination von Intervention, Aufarbeitung und Prävention von sexualisierter Gewalt in Eigenregie“.

Pastoralraumleiter Vogl, er ist auch Stadtpfarrer in Dieburg, betonte unterdessen ebenfalls, dass für Röper die Unschuldsvermutung gelte. Dies habe auch die Bistums-Bevollmächtigte Rieth in ihrem Brief hervorgehoben. Der Pfarrer wird demnach auch vorerst nicht in Eppertshausen, sondern an einem unbekannten Ort wohnen, bis die Vorwürfe geklärt seien. Man bitte um Geduld und habe die Gläubigen in den Gottesdiensten zu Gebeten aufgerufen.

Missbrauchsvorwürfe: Beschuldigter Pfarrer an unbekannten Ort gebracht

Versuche, Pfarrer Röper selbst für eine Stellungnahme ausfindig zu machen, blieben erfolglos. Die Bitte unserer Redaktion an das Bistum, einen Kontakt zu dem Pfarrer herzustellen, um ihn selbst zu Wort kommen zu lassen, hat das Bistum abgelehnt.

Pfarrer Röper war im Juli 2021 zu seinem 80. Geburtstag mit einem Open-Air-Gottesdienst vor der Kirche in Eppertshausen in den (Zwangs-)Ruhestand verabschiedet worden. Er gilt als direkt und wenig konfliktscheu. So hatte er nie verhehlt, dass er über seinen 80. Geburtstag hinaus gerne Pfarrer in Eppertshausen geblieben wäre. Weil die vom Mainzer Bischof Peter Kohlgraf unterschriebene Entlassungsurkunde ein freiwilliges Ausscheiden suggerierte, sagte Röper bei seinem Abschiedsgottesdienst vor zahlreichen Gästen aus Kirche, Politik und Gesellschaft: „Das, was der Bischof schreibt, ist unehrlich!“ Die weltliche Gemeinde ernannte den Geistlichen, der 46 Jahre lang in Eppertshausen gewirkt hatte, bei seinem Abschied vor eineinhalb Jahren zum Ehrenbürger. Er blieb im Pfarrhaus gegenüber der Kirche wohnen.

Sympathie- und Solidaritätsbekunden aus den Gemeinden in Münster und Eppertshausen

Die Nachfolge Röpers in Eppertshausen trat 2021 Bernhard Martin Schüpke an, der auch in Münster Pfarrer war. Er erbat sich jedoch Ende des vergangenen Jahres aus gesundheitlichen Gründen eine Auszeit und wird Pastoralraumleiter Vogl zufolge nur noch als Pfarrvikar zurückkehren. Die Vakanz in Münster und Eppertshausen wird derzeit von Vogl selbst und einem Team des Pastoralraums gefüllt.

In der Zwischenzeit erreichten die Redaktion bereits etliche Sympathie- und Solidaritätsbekundungen mit dem 81-jährigen Röper. Aus Eppertshausen, wo er 46 Jahre lang wirkte, aber zum Beispiel auch aus Offenbach, wo er zuvor als Kaplan tätig war. Die Eppertshäuserin Lioba Eder hat einen offenen Brief als „Solidaritätsbekundung“ an Rieth geschickt. Darin moniert sie unter anderem „die Auswirkungen der Herstellung von Öffentlichkeit“, die „katastrophal“ seien und einer Vorverurteilung gleichkämen. „Ein Lebenswerk wird zerstört, ein über Jahrzehnte aufgebautes Vertrauen wird infrage gestellt“, kritisiert sie.

Kommentar zu den Missbrauchsvorwürfen gegen Pfarrer Röper: Beim Namen genannt

Ob an den Missbrauchsvorwürfen gegen den äußerst beliebten Eppertshäuser Pfarrer im Ruhestand, Harald Christian Röper, etwas dran ist, weiß niemand außer den Beteiligten. Deshalb verbieten sich Spekulationen bei diesem hochsensiblen Thema, und vor allem gilt die Unschuldsvermutung.

Allen, die mit der Redaktion hart ins Gericht gehen und unsere Berichterstattung als „reißerisch“ oder „schlimme Entgleisung“ bezeichnet haben, sei gesagt: Nicht wir haben die Vorwürfe in die Welt gesetzt und vor allem Pfarrer Röper namentlich genannt, sondern Stephanie Rieth, Bevollmächtigte des Generalvikars, also eine hochrangige Vertreterin des Bistums Mainz. Die Redaktion berichtet darüber in höchstem Maße neutral. Das ist unsere Aufgabe.

„Die Namensnennung durch Frau Rieth war für den begrenzten Raum der Gemeinde bestimmt, in der der Pfarrer tätig ist“: Diese Begründung des Bistums für die Veröffentlichung von Röpers Namen in gleich zwei Gottesdiensten in Eppertshausen und Münster liest sich wie ein schlechter Witz. Bestenfalls ist das naiv. Schlimmstenfalls der Versuch, eine falsche und nicht abgestimmte Vorgehensweise nachträglich zu rechtfertigen. (Ralf Enders)

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