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Zum langen Verweilen am Grill hat das Wetter am Samstagvormittag nicht eingeladen. Aber zumindest hat es bis zum Ende nicht geregnet.
Zum langen Verweilen am Grill hat das Wetter am Samstagvormittag nicht eingeladen. Aber zumindest hat es bis zum Ende nicht geregnet. © Hahn, Isabel

Zur gemeinsamen Familien-Rallye hatten die Kolpingsfamilien Eppertshausen und Dieburg am vergangenen Wochenende eingeladen.

Eppertshausen – Ein launischer Samstagvormittag im April: Das Thermometer erklimmt mit Ach und Krach acht Grad, immerhin regnet es nicht. Lotta (8) und ihre beiden Brüder Noah (11) und Karl (4) stehen dick eingemummelt im katholischen Pfarrgarten Eppertshausen und bekleben Eierkartons. Warum? Es ist die erste von neun Stationen einer Familien-Rallye der Kolpingsfamilien Eppertshausen und Dieburg. Und anstelle der Eier sollen die auf dem reingepappten Zettel abgebildeten Naturalien in den Karton. Später jedenfalls. Zunächst geht es rüber zur benachbarten Station 2, um etwas über den Kolpingwerk-Begründer Adolph Kolping zu erfahren.

Es ist das erste Mal, dass dieses Ereignis hier stattfindet. Regina Koser, Hauptamtliche beim Kolpingwerk, erzählt, dass außer den drei Geschwistern, ihren Eltern Linda und Andreas Rosam und Hündin Mila zehn weitere Familien teilnehmen. Alle haben sich vorher angemeldet. Es ist ein Event, wie es Adolph Kolping gefallen hätte: aktiv, sinnvoll und der Geselligkeit dienend. Aufgaben werden gelöst, man lernt etwas, und Bewegung draußen in der Natur ist auch dabei. Als Belohnung gibt es für jedes Kind eine Patenschaft für ein Huhn in Afrika, das dort wiederum einer Familie hilft. Und als Abschluss wird zusammen gegrillt.

Von Adolph Kolping erzählte Klemens Euler (von links) den Geschwistern Karl, Lotta und Noah.
Von Adolph Kolping erzählte Klemens Euler (von links) den Geschwistern Karl, Lotta und Noah. © Hahn

Zurück zu Station 2. Klemens Euler, ein Kollege Kosers, legt Lotta, Noah und Karl einen Haufen Kärtchen vor die Nase. Auf jedem ist ein Punkt von Kolpings Lebensweg festgehalten. Am 8. Dezember 1813 wurde er geboren, steht etwa auf einer Karte. Oder: Mit 13 machte er eine Schusterlehre. Erst spät, mit über 20, hatte er die finanzielle Möglichkeit, ein Gymnasium zu besuchen, um sich seinen Lebenstraum vom Priester-Dasein zu erfüllen. Die Geschwister lauschen. Merken ist angesagt, denn das Wissen wird gleich bei Station 3 gebraucht. Aber halt, bevor es so weit ist, pflückt der kleine Karl noch schnell ein Gänseblümchen für seinen Eierkarton.

Die Kolpingsfamilien Eppertshausen und Dieburg sind Teil des Kolpingwerks, ein internationaler katholischer Sozialverband mit mehr als 215 000 Mitgliedern in Deutschland. Eppertshausen hat etwa 180 und Dieburg mehr als 200. Kernstück und Schwerpunkt der verbandlichen Arbeit ist das Engagement mit der und für die Familie. Wie bei der Rallye durch Eppertshausen, bei der jeder, auch Nicht-Mitglieder wie die Rosams, mitmachen kann.

Die Aufmerksamkeit von Lotta, Noah und Karl hat sich derweil gelohnt. Sie beantworten die sieben Fragen des Kreuzworträtsels bei Station 3 und dürfen weiter: Raus aus dem Pfarrgarten und rauf auf den angrenzenden Sportplatz. Welche zehn Dinge sind hier fehl am Platz? – so lautet Aufgabe 4. „Eine Vorübung für Ostern“, meint Mama Linda und hilft mit zählen. Ein roter Helm im Gebüsch, ein Blumentopf am Rand – so sehr sie sich auch anstrengen, sie kommen nur auf neun. Papa Andreas definiert schließlich zwei gelbe Aludeckelchen an einem Strauch als Nummer 10, und die Familie läuft wieder los.

Apropos läuft: Laufen im Sinne von Wandern als Handwerksgeselle war es wohl, was Adolph Kolping als junger Mann von der Wichtigkeit sozialer Sinnhaftigkeit überzeugte. Denn er erlebte dabei nicht nur fürchterliche Armut, sondern beobachtete auch die ungesunde Lebensweise vieler Männer auf Wanderschaft, die im Trinken ihren einzigen Halt sahen. 1847 wurde Kolping zweiter Vorsitzender des katholischen Gesellenvereins in Elberfeld, der diese Verhältnisse bessern wollte. Und 1849 gründete er als Domvikar den Kölner Gesellenverein, die Urzelle des heutigen Kolpingwerks.

Lotta, Noah und Karl ertasten inzwischen an Station 5 die geheimen Inhalte von vier Jute-Kolpingbeuteln. Vorher lassen die jungen Betreuerinnen Merle und Rebecca (beide 12) die drei Geschwister sich coronakonform die Hände desinfizieren. „Das ist eine Kartoffel“, behauptet Karl, als er loslegen darf. Die Kartoffel stellt sich als Kastanie heraus. Lotta und Noah unterstützen den jüngeren Bruder, als der auch ein Kreuz nicht erkennt.

Ein Bewusstsein für solidarisches Handeln – Lotta und Noah kommen Kolpings Maxime schon ziemlich nah. Für junge Menschen wie sie engagieren sich die Kolpingsfamilien: in Eppertshausen seit 1957 und in Dieburg gar schon seit 1895. Familie Rosam nimmt gern das Freizeit-Angebot der beiden an und macht sich auf zu den letzten vier Stationen, die sie eine etwa drei Kilometer lange Runde durch Feld und Wiese drehen lässt. Dort finden die Geschwister endlich die noch fehlenden Rindenstücke für ihre Eierkartons. Und das zum Glück rechtzeitig, bevor es doch zu regnen anfängt. (Von Isabel Hahn)

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