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Fassungslosigkeit nach feiger Attacke auf Waldbewohner: „Er ist ein zugänglicher Mensch“

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Von: Bernhard Pelka

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Jugendliche greifen in Eppertshausen (Kreis Darmstadt-Dieburg) einen Mann an, der im Wald wohnt. Im Rathaus sitzt der Schock über die Tat tief. 

Eppertshausen – Bestürzung über die feige Tat herrscht im Rathaus nach der Attacke auf einen 60-Jährigen, der im Wald unweit des Sportzentrums lebt in Eppertshausen. Er war auf Privatgelände in seinem Wohnwagen von Jugendlichen zweimal angegriffen und verletzt worden. „Wir kennen ihn. Er ist ein zugänglicher Mensch“, sagt Bürgermeister Carsten Helfmann. Er kann nicht fassen, dass jemand fähig ist, so etwas zu tun.

Das Opfer zweier Attacken im Wald nahe des Sportzentrums ist im Rathaus Eppertshausen (Kreis Darmstadt-Dieburg) bekannt. Volker Murmann, Leiter des Fachbereichs Öffentliche Sicherheit und Ordnung, und Bürgermeister Carsten Helfmann beschreiben den Mann als „so etwas wie einen Naturburschen“. Er lebe seit 13 Jahren im Wald auf Privatgelände – zuletzt im Wohnwagen – und sei „mit sich im Reinen“. Nie sei der Mann in der Gemeinde negativ aufgefallen. Umso bestürzender sei die Tat. „Er ist freundlich. Man kann sich gut mit ihm unterhalten“, sagen Murmann und Rathauschef Helfmann.

Eppertshausen (Darmstadt-Dieburg): Waldbewohner lehnte Wohnungsangebot ab

Der Mann habe Hilfe und organisiere sein Leben selbst. Das Angebot der Gemeinde, ihm eine Unterkunft zur Verfügung zu stellen, habe er abgelehnt. Zur Gemeinde bestehe Kontakt. Es gebe sogar die Absprache, dass zum Beispiel Behörden-Post für ihn ans Rathaus geht und Mitarbeiter etwa des Bauhofs die Briefe dann ausliefern. Der Waldbewohner ist nach Helfmanns Angaben vor 13 Jahren aus dem Landkreis Offenbach in Eppertshausen zugezogen.

Auf Anfrage sagte eine Polizeisprecherin gestern, das Opfer sei gebürtiger Aschaffenburger. Ein Bekannter, der sich um ihn kümmere, habe ihn am vergangenen Sonntag verletzt im Wohnwagen aufgefunden. Der Zeuge habe dann die Polizei gerufen, die von Amts wegen Anzeige erstattete. Eine Sachbearbeiterin der Regionalen Ermittlungsgruppe Ost habe schließlich den Rentner zur Befragung am Montag im Polizeiposten Rodgau-Dudenhofen abholen lassen und ihn danach persönlich nach Hause gebracht.

Er ist so etwas wie ein Naturbursche.

Bürgermeister Carsten Helfmann über das Opfer

Auch die Polizeisprecherin kann sich die Attacke nicht erklären. Es seien keinerlei Vorfälle bekannt, in denen der Mann sich auch nur ansatzweise habe etwas zuschulden kommen lassen.

Eppertshausen (Darmstadt-Dieburg): Unrat stammt nicht von Waldbewohner

Fachbereichsleiter Murmann und seine Leute wollten gestern nachsehen, wie es dem Mann inzwischen geht. „Er war nicht zuhause.“ Hinweise von Mitarbeitern des Hauses Westermann oder des Sportzentrums auf die Täter gebe es bisher leider keine.

Der Wohnwagen des Opfers ist regelrecht eingewachsen. Links ist das gemauerte Gebäude schemenhaft im Dickicht zu erkennen.
Der Wohnwagen des Opfers ist regelrecht eingewachsen. Links ist das gemauerte Gebäude schemenhaft im Dickicht zu erkennen. © Pelka

Seinen Wohnwagen hat der Verletzte mit einer Art Ringschloss gesichert. Auf dem Gelände in Eppertshausen stehen außer dem Wohnwagen noch eine Holzhütte und ein gemauertes Gebäude, dessen Dach stark beschädigt ist. Rings um das Grundstück sind die Überreste eines verwitterten Zauns zu erkennen. Der Gemeinde ist diese Stelle im Wald auch als illegale Müllkippe bekannt. Der Abfall liegt überwiegend außerhalb des Privatgeländes und stammt Bürgermeister Helfmann zufolge nicht vom Rentner, sondern von Umweltferkeln.

Eppertshausen (Darmstadt-Dieburg): Erste Angriffe gegen Waldbewohner schon am 20. April

Die Polizei erhofft sich Hinweise besonders von Gassi- und Spaziergängern, Joggern sowie Radfahrern, die vergangene Woche im Wald nahe des Hotels Johannishof, der kleinen Hütte unweit des Hauses Westermann oder rund um den Sportplatz in Eppertshausen unterwegs waren. Dort wohnt der 60-Jährige in seinem Wohnwagen. Am vergangenen Freitag, 22. April, wurde er von drei 14 bis 16 Jahre alten Jugendlichen, zwei Jungs und einem Mädchen, erheblich verletzt.

Nach Angaben der Polizei rammten die Täter einen größeren Holzpfahl durch die Scheibe in den Wohnwagen. Das Loch ist noch gut zu sehen. Der Pfahl traf den Mann darin sitzend beim Lesen im Gesicht. Er erlitt Abschürfungen und einen Bluterguss unter dem rechten Auge. Schon am 20. April war das Opfer von den beiden männlichen Tätern bei einem ersten Angriff mit Pfefferspray besprüht worden. Auch haben die Angreifer sein Dreirad beschädigt. Zudem fehlt ein kleines Kofferradio. Da der Waldbewohner gesundheitlich nicht mehr ganz so fit ist, braucht er das Dreirad dringend. Die Jungen haben dunkle kurze Haare und eine schmale Statur. Die Jugendliche hatte lange schwarze Haare. Hinweise an die Polizei unter 06074 8370. (Bernhard Pelka)

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