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„Der Pizzabäcker“ Ciro Visone aus Eppertshausen im Interview

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Von: Ralf Enders

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So kennen und lieben ihn seine Fans: der Eppertshäuser Ciro Visone als „Der Pizzabäcker“ auf der Bühne – stilecht mit grünem Halstuch und weißem Käppi.
So kennen und lieben ihn seine Fans: der Eppertshäuser Ciro Visone als „Der Pizzabäcker“ auf der Bühne – stilecht mit grünem Halstuch und weißem Käppi. © Privat

Der Fastnachts-Star und „Pizzabäcker“ Ciro Visone aus Eppertshausen zu Beginn der Kampagne im Interview über Pizza und italienischen Fußball.

Eppertshausen – Er ist Eppertshausens (Kreis Darmstadt-Dieburg) bekanntestes Gesicht in der Welt und dienstältester TV-Fastnachter – in Deutschland vielleicht, in Hessen sicher. Ciro Visone oder „Der Pizzabäcker“, als den ihn Millionen kennen. Mitten in der Fastnachtskampagne hat ihn unsere Mediengruppe zum Interview gebeten, und zwischen seinem Beruf als Werkzeugmacher, unzähligen Auftritten und ein bisschen Privatleben hat er über Pizza und die italienische Nationalmannschaft gesprochen.

Herr Visone, Sie sprechen nahezu akzentfrei Deutsch. Wie sehr müssen sie sich sprachlich verrenken als „Pizzabäcker“?

Ja, das ist komisch. Wenn ich mein Kostüm anhabe, spreche ich sofort diesen Akzent. Ich sitze zum Beispiel mit meiner Frau alleine da und rede ganz normal mit ihr. Klar, nach 36 Jahren Ehe. Dann mache ich mich fertig, ziehe mein Kostüm an, und sie fragt mich: „Warum redest du jetzt auf einmal gebrochenes Deutsch?“ Das geht automatisch, da falle ich in diese Rolle. Die Leute sagen: „Ciro, du bringst das so authentisch rüber, das kauft man dir ab.“ Das ist das schönste Kompliment, das man vom Publikum bekommen kann.

Ist Ihr italienischer Akzent auf der Bühne denn authentisch, spricht so ein Italiener Deutsch?

Gut, dass Sie fragen. Viele Deutsche machen den Akzent ja nach, aber wir lachen uns da tot. So spricht kein Italiener. Ein Italiener, der lange hier ist, hat diesen Slang – und ein bisschen Hessisch dazu. Als ich mal in Köln aufgetreten bin, hat sofort einer gesagt: „Du bist aus der Mainzer Gegend.“ 50 Jahre Hessen kriege ich aus meinem Akzent nicht mehr raus, und ich bin auch froh darüber.

Zwischendurch ein paar Stichworte, und Sie sagen, was Ihnen einfällt, okay?

Klar, her damit!

Eppertshausen ...

Aus Eppertshausen stammt meine Frau. Ohne sie wäre ich nicht zur Fastnacht gekommen.

Pizza ...

Zwei meiner Brüder sind Pizzabäcker, die Idee zu der Figur ist in der Küche entstanden, als ich ausgeholfen habe. Und Pizza ist in meiner Geburtsstadt Neapel erfunden worden.

Ihre Lieblingspizza ...

(Denkt nach) Marinara, mit Meeresfrüchten.

Warum müssen Sie da so lange überlegen?

(Denkt wieder nach) Wenn ich Ihnen das sage, ist meine Karriere am Ende.

Quatsch, die Leute lieben Sie. Raus damit.

Pizza esse ich nur in Neapel. Wenn ich hier bei einem Italiener bin, esse ich Fisch oder Pasta. Beim Aushelfen in den Restaurants meiner Brüder habe ich früher immer nur Pizza, Pizza, Pizza gegessen ... Also fünf-, sechsmal im Jahr esse ich vielleicht eine, aber keine ganze, ich esse dann bei meiner Frau mit. Ich bin kein Pizzaesser. Aber mein Lieblings-Italiener Toni in Roßdorf macht den besten Fisch.

Ciro Visone privat – in Napoli-Blau.
Ciro Visone privat – in Napoli-Blau. © p

Interview mit Ciro Visone aus Eppertshausen (Kreis Darmstadt-Dieburg): „Hobby zum Zweitberuf“

Das Klischee vom Italiener als Pizzabäcker oder Mafioso ...

Der Pizzabäcker ist immer fröhlich und lebenslustig. Und der Mafioso ist halt der Mafioso.

Wie?

Was gibt’s da zu sagen? Ich bin froh, dass ich keiner bin, aber ich spiele die Rolle des Mafioso sehr gerne. Ich muss mit einer tieferen Stimme sprechen. Als ich in Darmstadt zum ersten Mal den Mafioso gespielt habe, ist das Publikum ausgeflippt.

Italien ...

Mein Heimatland. Mindestens alle zwei Jahre fahre ich nach Neapel oder in die Toskana. Seit meine Eltern nicht mehr leben, bin ich aber auch öfter bei meinem Bruder auf Teneriffa. Natürlich bin ich auch leidenschaftlicher Anhänger der italienischen Fußball-Nationalmannschaft, und ich bin zu Tode betrübt, dass sie schon seit zwei Weltmeisterschaften nicht mehr dabei ist. Dafür war Italien 2021 Europameister!

Freizeit ...

Meine Enkelchen. Fastnacht und Comedy ist für mich Freizeit, auch wenn’s komisch klingt. Ich habe mein Hobby zum Zweitberuf gemacht, etwas Schöneres kann’s nicht geben. Das nächste freie Wochenende habe ich Mitte Mai – Stand jetzt.

Könnten Sie von ihren Auftritten leben?

Ich könnte davon leben, es würde reichen. Aber dann würde mir aus finanziellen Gründen die innere Ruhe fehlen, die ich mit meinem festen Job habe.

Lieblingswitz ...

Der ist so lange, den kann ich hier nicht erzählen. Kommen Sie nach Dieburg zur Äla-Nacht, da ist er im Programm. Oder am 26. März nach Dietzenbach ins Altstadt-Theater.

Apropos Dieburg. In der Fastnachts-Hochburg um die Ecke mit dem größten deutschen Karnevalsverein treten Sie am 19. Februar zum ersten Mal auf.

Ja, das ist komisch. Aber es hat zuvor nie Kontakt gegeben. Die setzen halt mehr auf ihre eigenen Leute.

Zur Person: Ciro Visone

„Ja, ich bin Italiener, mit jeder Faser meines Körpers.“ „Nein, ich bin (leider) kein Pizzabäcker“ – so die Selbstauskunft des in Neapel geborenen Ciro Visone. Wann, das sagt er „nicht so gerne“. Auf jeden Fall kam er 1966 nach Deutschland, ging hier zur Schule und machte eine Lehre als Zerspanungsmechaniker.

Seine Karriere als Fastnachts- und Comedy-Star begann mit einem Auftritt beim FVCA Eppertshausen 1996. Ein Zuschauer sah ihn und bat ihn nach Frankfurt. Dort fiel er dem Hessischen Rundfunk auf. Der Rest ist fast ein Fastnachtsmärchen: „Hessen lacht zur Fassenacht“, zahlreiche weitere TV-Shows, auf der Bühne in Frankfurt, Mainz, Wiesbaden, Mannheim, „Witzbold der Nation“, „Verstehen Sie Spaß?“, „Menschen der Woche“, Auftritte mit Rudi Carrell, Frank Elstner oder Elton, zahlreiche Auszeichnungen und, und, und. Immer als „Der Pizzabäcker“, einmal auch als Mafioso. „Der Authentizität wegen, mit einem echten Maschinengewehr“, wie er erzählt, „entschärft und offiziell genehmigt“. Seit Pandemie-Beginn hat Visone auch ein Soloprogramm jenseits der Fastnacht im Repertoire. (re)

www.der-pizzabaecker.de

Interview mit Ciro Visone aus Eppertshausen (Kreis Darmstadt-Dieburg): „Jedes Publikum ist klasse“

Comedy-Kollegen ...

Ich besuche gerne Programme von Comedians. Jürgen von der Lippe, Hape Kerkeling, Cindy aus Marzahn oder Olaf Schubert habe ich schon gesehen.

Über wen lachen Sie im Fernsehen?

Charlie Chaplin, Dick und Doof, die Marx Brothers.

Können Sie einen Film zum Lachen noch genießen, oder denken Sie immer schon mit?

Ich denke mit. Das ist, wie wenn Sie aus beruflichem Interesse eine gute Reportage lesen. Ich bin dann konzentriert und überlege mir, wie die das machen.

Wo sind Sie noch nicht aufgetreten und würden dies gerne tun?

Nach Dieburg komme ich ja jetzt. In Mainz bin ich seit Langem, auch auf dem Schillerplatz vor 15 .000 Zuschauern. Hätten Sie mich vor zehn Jahren gefragt, hätte ich gesagt „Da würde ich gerne mal auftreten“. Das ist Gänsehaut, wenn 15 .000 singen „Ciro, mach Amore mit mir!“

Sind die Mainzer anders?

Jedes Publikum ist klasse, aber Mainz ist schon besonders. Da kannst du noch nachts um 1 Uhr auf die Bühne gehen, und die Leute rasten aus. Wie’s in Dieburg ist, kann ich noch nicht sagen.

Fastnacht beim FVCA Eppertshausen ...

Da bin ich seit 25 Jahren nicht mehr aufgetreten. Aber mein Schwiegersohn ist dort Rechner, meine Tochter war Trainerin. Wenn der FVCA fragen würde, würde ich nicht Nein sagen.

Hat sich in der Corona-Pause etwas an ihren Auftritten geändert?

Ja, ich bin ein bisschen älter geworden und trage jetzt eine Brille auf der Bühne.

Das Interview führte Ralf Enders.

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