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Gemeinsam gegen Lärm in Eppertshausen

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Noch nicht beschlossen, aber schon viel diskutiert ist die Umwidmung der Ackerfläche südlich der Babenhäuser Straße zum Baugebiet. Für den Umgang mit den Folgen des Wachstums fordern Eppertshäuser Bürger nun Konzepte.
Noch nicht beschlossen, aber schon viel diskutiert ist die Umwidmung der Ackerfläche südlich der Babenhäuser Straße zum Baugebiet. Für den Umgang mit den Folgen des Wachstums fordern Eppertshäuser Bürger nun Konzepte. © zeta

Um sich gegen den steigenden Verkehrslärm zu wehren, hat sich in Eppertshausen die Interessensgemeinschaft Babenhäuser Straße gegründet.

Eppertshausen – Vom Balkon, auf dem Reinhold Groh und seine Frau im Sommer gern sitzen, kann man weit blicken. Bis zum Failisch-Kreisel und den ersten Gebäuden des alten Gewerbegebiets am östlichen Ortsrand von Eppertshausen reicht der Blick. Noch ist das Gelände gegenüber dem Hause Groh ein landwirtschaftlich genutztes Feld, hinter dem einige Hecken und Bäume das Landschaftsbild auflockern.

Doch in den nächsten Jahren dürfte sich das Bild ändern. Denn auf der 13,5 Hektar großen Ackerfläche soll ein weiteres Wohngebiet entstehen. Dieses wäre dann ebenso groß wie die drei Neubaugebiete Im Eichstumpf, Auf der Bayerswiese und Am Abteiwald zusammen. In den vergangenen gut zehn Jahren fanden dort etwa 600 Menschen ein neues Zuhause. Durch das neue Baugebiet sollen weitere 600 bis 700 Menschen zuziehen.

Auch soll eine neue Kindertagesstätte entstehen. Zudem wollen zwei im Gewerbegebiet Ost ansässige Firmen ihre Unternehmen erweitern. Und am westlichen Ortsrand soll der Gewerbepark 45 deutlich vergrößert werden. Für einige alteingesessene Bürger stellt sich angesichts dieser Pläne die Frage, wie stark Eppertshausen noch wachsen kann und vor allem, wie mit den Folgen umgegangen werden soll. Denn den Vorzügen – höhere Einnahmen durch Gewerbe- und Einkommenssteuer sowie die Grundsteuer, dazu neue Arbeitsplätze und allgemein eine Verjüngung der Einwohnerstruktur – stehen zunehmend auch Nachteile gegenüber.

Gerade im ständig wachsenden Straßenverkehr sieht die „Interessengemeinschaft Babenhäuser Straße“, die sich im Sommer gegründet hat, ein Problem. Mehr als 40 Anwohner haben sich zu der Interessengemeinschaft zusammengeschlossen und ihre Befürchtungen dem Gemeindevorstand vorgetragen. In einem Brief an den Gemeindevorstand machen sie zudem einige Vorschläge zur Verbesserung der aus ihrer Sicht nicht mehr akzeptablen Situation.

„In den letzten Jahren sind auf mehr als 13 Hektar drei Baugebiete mit 214 Bauplätzen entstanden“, sagt Reinhold Groh, Sprecher der „IG Babenhäuser Straße“. Etwa 600 Menschen seien zugezogen, mehrere Hundert Autos seien hinzugekommen, die täglich durch die Babenhäuser Straße fahren. „Der Autoverkehr wird zu rund 75 Prozent über die Babenhäuser Straße abgewickelt und auch das alte Gewerbegebiet Ost wird über diese Straße logistisch bedient“, erläutert Groh. Viele Pendler und Lkw aus Babenhausen, die Richtung Frankfurt wollen, würden die K 183, die in die Babenhäuser Straße mündet, als Abkürzung nutzen.

„Wir brauchen aktive und passive Lärmschutzmaßnahmen. Das Baugebiet Eichstumpf bekam eine Schallschutzwand. Das fordern wir auch für die älteren Baugebiete, die genauso dem Verkehrslärm ausgesetzt sind.“ Außerdem sollten auf der gesamten Länge der Babenhäuser Straße Tempo 30 angeordnet und Querungshilfen für Fußgänger errichtet werden.

Eine Umgehungsstraße könnte Abhilfe schaffen, meint die IG. Die Straße könnte auf der Rückseite des Gewerbegebiets Ost und den südlichen Wohngebieten entlang bis zum Park45 verlaufen. Allerdings müsste die Ortsumfahrung den Radweg, der auch als Schulweg genutzt wird, und die Landesstraße zwischen Eppertshausen und Münster kreuzen sowie die Bahnlinie queren. Ein Projekt, das bereits diskutiert werde, dessen Realisierung aber mindestens 20 Jahre dauern wird, sagt Eppertshausens Bürgermeister Carsten Helfmann. Auch müsse geklärt werden, wer die Kosten trägt.

Um mittelfristig eine Entlastung zu schaffen, müssten andere Lösungen her, weshalb die Gemeindevertreter jüngst beschlossen haben, den gesamten von der Interessengemeinschaft genannten Bereich verkehrsplanerisch in den Blick zu nehmen. Ein Mini-Kreisel zwischen Babenhäuser Straße, Kurt-Schumacher-Straße und Stehwiese findet bei den Anwohnern wenig Zustimmung. Dieser würde zwar das Tempo rausnehmen, den Lärm aber nicht mindern, da er überfahren werden kann. Das ständige Abbremsen und wieder Anfahren würde zu noch mehr Lärm und Reifenabrieb führen, so die Kritiker.

Bis Jahresende sollten weitere Vorschläge eines Verkehrsplaners ausgearbeitet sein. Danach soll es eine Versammlung geben, bei der Anwohner und Eigentümer über eine Variante abstimmen. In einem Zukunftsplan solle außerdem die Entwicklung der Gemeinde diskutiert werden. Forderungen wie eine Tempo-30-Zone auf der gesamten Babenhäuser Straße werden aber wohl nicht erfolgreich sein, wie Bürgermeister Helfmann sagt. Denn es gebe nur eine von zwei Lärmschutzmaßnahmen: entweder Schallschutzwand oder Tempolimit. Hessenmobil habe mit einer Geschwindigkeitsreduzierung auf 50 km/h bereits ein Entgegenkommen gezeigt. (zeta)

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