Jugendfarm in Eppertshausen eröffnet

Die Adresse lautet „Am Eppertshäuser Pfad“, doch das Gelände befindet sich auf Münsterer Gemarkung. Auch das Projekt ist von der Jugendpflege in Eppertshausen ins Leben gerufen, doch es ist für alle Kinder und Jugendlichen aus beiden Gemeinden offen.
Eppertshausen/Münster - „Alle Kids sind eingeladen, zu uns auf die Jugendfarm zu kommen“, sagt Eppertshausens Jugendpflegerin Stephanie Groh. Die Farm heißt so, weil es dort einen großen Gemüsegarten gibt, den die Kinder und Jugendlichen selbst bewirtschaften, ihre Tomaten, Paprika, Auberginen und Bohnen ziehen, pflegen und ernten. Danach bereiten sie an der Feuerstelle oder im Ofen schmackhafte und gesunde Gerichte zu, kochen Marmelade ein, trocknen Kräuter und lernen viele Dinge, was die Oma noch wusste.
„Wir werden nächstes Frühjahr noch einige Hühner bekommen. Das Gelände dafür werden wir in den nächsten Wochen vorbereiten“, sagt Groh. Über die Sommermonate sei es erst einmal wichtig gewesen, die Kleingartenparzelle am Eppertshäuser Pfad zu entrümpeln, die Beete anzulegen, eine Toilette einzurichten und die Zelte aufzubauen, in denen die Kinder auch mal übernachten können. Denn das Jugendfarm-Projekt ist im Rahmen der Leader-Förderung mit 6 000 Euro, das entspricht 80 Prozent der Gesamtkosten, bezuschusst worden.
Voraussetzung für die Förderung war, dass die Farm bis zum 15. Oktober fertig ist. Eine Woche vor Ablauf der Frist luden Stephanie Groh und Ismail Özdemir nun zur offiziellen Eröffnung ein. Während die Kinder Stockbrot buken, mit einer umfunktionierten Salatschleuder und Farbe individuelle Kunstwerke schufen oder an einem Vogelhäuschen bastelten, berichteten die beiden Jugendbetreuer von der Entstehung des neuen Jugendangebots.

„Als mir einmal ein Junge sagte, dass er die Gurke nicht essen will, weil sie krumm ist und er nur gerade Gurken mag, da wusste ich: Wir brauchen einen eigenen Garten“, erzählte Groh, die mit den Kindern auch im Jugendzentrum an der Bürgerhalle regelmäßig kocht. „Das hat mir gezeigt, dass die Kinder zum Teil keinen Bezug mehr zu den Lebensmitteln haben, die auf den Tisch kommen. Sie wissen nicht, wo und wie sie angebaut werden und auch nicht, wie gut beispielsweise eine krumme Gurke schmecken kann.“
In Ismail Özdemir und Bürgermeister Carsten Helfmann fand sie schnell Befürworter. Es traf sich außerdem gut, dass Özdemir eine Kleingartenparzelle fand, die für das Projekt wie geschaffen ist. Zwar ist es etwa eineinhalb Kilometer von Eppertshausen entfernt, doch das sei sogar vorteilhaft, findet Groh. „Die Kinder kommen über einen Rad- und Fußweg sicher zur Jugendfarm ohne die Straße berühren zu müssen. Wir haben die Kinder zuerst auf dem Weg begleitet, jetzt kommen alle selbstständig her.“
Auch die neunjährige Liana findet den Weg nicht allzu weit. „Ich komme bestimmt öfter her. Man kann hier viele Sachen selbst machen und alles ist so schön bunt“, meint sie. Die fröhlichen Kinder sind für Nick Simon Rettig ein Anblick, der ihn stolz macht. Nick gehört zu den drei jungen Männern, die im Rahmen der Jugendgerichtshilfe einige Sozialstunden auf dem Gelände der Jugendfarm leisten mussten. Zwar waren die Arbeitsstunden eine verpflichtende Auflage. Aber: „Es macht mir auch Spaß, hier zu sein und an einem so tollen Projekt mitwirken zu können. Hier habe ich erfahren, dass es eine Alternative zu den Dingen gibt, die ich bisher so gemacht habe. Hätte ich auch so einen Treffpunkt gehabt, hätte ich wohl nicht so viel Mist gebaut“, meint Nick. Für mindestens fünf Jahre werden die Kinder und Jugendlichen aus Eppertshausen und Münster mit der Jugendfarm eine Anlaufstelle haben, an der sie Selbstständigkeit, handwerkliches Geschick, Verantwortung und soziales Miteinander entwickeln.
Die Jugendfarm ist in die Arbeit der Kinder- und Jugendförderung integriert. Feste Öffnungszeiten gibt es daher nicht. Weitere Infos bei Jugendpflegerin Stephanie Groh: Telefon 06071 3009-43, oder Mail an jugendpflege@eppertshausen.de. (zeta)