1. Startseite
  2. Region
  3. Eppertshausen

Mit dem Rennrad über die Alpen

Erstellt:

Kommentare

Zwischenstopp am Bodensee: Der Radreisende aus Eppertshausen in der Nähe von Lindau.
Zwischenstopp am Bodensee: Der Radreisende aus Eppertshausen in der Nähe von Lindau. © p

Eine ungewöhnliche Reise hat Norbert Anton aus Eppertshausen im Spätsommer unternommen: mit dem Rennrad nach Cupra Marittima in Mittelitalien. Die Fahrt führte ihn in acht Tagen durch sieben Länder und über die Alpen - insgesamt 1365 Kilometer.

Eppertshausen - Freunde von der Adriaküste hatten ihn schon vor geraumer Zeit nach Cupra Marittima eingeladen. Als Gepäck für die Reise musste das Nötigste reichen: knapp acht Kilogramm, Ersatzschläuche und Werkzeug schon eingerechnet.

Außerdem dabei: reichlich Flüssigkeit, ein Navigationsprogramm auf dem Smartphone, aber auch die gute alte Landkarte. Norbert Anton hatte nicht nur gut trainiert, sondern sich auch eine Strategie zurechtgelegt: „Morgens, wenn es noch kühl ist, Strecke machen, Trinkpausen einhalten und nicht sauer fahren.“ Wobei „sauer“ hier nicht seinen Gemütszustand, sondern das Milieu seiner Muskeln bezeichnete, die er ungern überlasten wollte.

Am ersten Tag war er schon vor dem Mittag an Heidelberg vorbei und hatte Karlsruhe in Sicht. Danach ging’s über den Rhein und auf französischer Seite vor Straßburg wieder nach Deutschland zurück, hinein in die letzte Steigung der Etappe im Nordschwarzwald. Ankunft in Freudenstadt nach knapp 230 Kilometern bei einem Wasserverbrauch von 14 Litern.

Tag zwei: „Der war gegenüber dem ersten Tag eine Erholungsetappe“, blickt Anton zurück. Bis zum Donaudurchbruch radelte er „angenehm frisch“ durch den Hochschwarzwald. Aber dann: Am nächsten Morgen rollte der Eppertshäuser hinab zum Bodensee, entlang des nördlichen Ufers von Überlingen nach Lindau. Eigentlich eine gut zu fahrende Strecke, wenn da nicht die vielen Freizeitler gewesen wären, die den sportlichen Biker schier zur Verzweiflung brachten: Kreuzende Inliner, Rollerfahrer, Fußgänger und gemütlich nebeneinander fahrende E-Biker ließen ihn schnell auf die Autostraße wechseln.

Klar, das waren nur harmlose Scharmützel zwischen Wegnutzern unterschiedlicher Motivationen. Was wirklich an die Substanz ging, kam danach. Nämlich als Norbert Anton über Bregenz und Feldkirch bei 40 Grad Hitze durch Österreich in die Pedale trat. An der Grenzstation in Lichtenstein trank er frisches Wasser, ein Genuss in seiner Situation. Das kühle Nass schien ihn zu pushen: In einer Stunde durchquerte er das Fürstentum mit seinen beiden imposanten Burgen. Eine kurze Steigung durch das berühmte „Heidi-Dorf“ noch, und Chur im Schweizer Kanton Graubünden war erreicht: „Hier gab es neben der teuersten Übernachtung auch mit Abstand die schlechteste Pizza (29 Franken) und dazu schales Bier.“

Tag vier sollte der härteste werden. Sehr früh am Morgen führte ihn die Via Mala, immer in Sichtweite des „jungen Rheins“, nach Splügen zum Verpflegungsstopp. Ein letztes Krafttanken vor der anspruchsvollen Königsetappe, die dem Sportler alles abverlangte: „In unzähligen Serpentinen im kleinsten Gang über zwei Stunden hinauf auf über 2100 Meter“, erzählt Norbert Anton. „Auf der Passhöhe entschädigte ein grandioser Blick auf die Bergwelt der Dreitausender.“

Danach rollte sein Rennrad fast 30 Kilometer weit, ohne dass der Fahrer treten musste – ebenfalls eine Entschädigung für die Strapazen. Allerdings: Das Valtellina-Tal wies am Tagesende nochmals „eine grandiose Steigung“ auf. Am Ziel Aprica hatte er fast 190 Kilometer hinter sich.

Entspannt ging es weiter. Über Brescia und das Südufer des Gardasees strampelte Anton nach Verona, wo er trotz intensiver Suche keine Übernachtungsmöglichkeit fand. Selbst jenseits der 200-Euro-Marke nicht. Wegen der Opernfestspiele war alles ausgebucht. Glück im Unglück: Ein Hotelier vermittelte ihm ein günstiges Zimmer 50 Kilometer entfernt.

Gut ausgeruht und ohne die befürchteten Schmerzen durch die lange Zeit auf dem Rennsattel machte sich Anton am nächsten Morgen auf ins Po-Delta nach Codigoro, der Partnergemeinde Eppertshausens. Ein kurzer Zwischenhalt, die altehrwürdige Abtei Pomposa im Vorbeiradeln gegrüßt, pausierte er in Comacchio. Ein dringender Hitze-Stopp, bevor er zum abendlichen Bummel in Ravenna eintrudelte.

Nun war es fast geschafft. Am siebten Tag fuhr der Eppertshäuser zunächst die Adriaküste entlang. Erst bei Rimini hielt er sich landeinwärts Richtung San Marino: Mit nur sieben Quadratkilometern und weniger Einwohnern als Eppertshausen thront die kleine Republik rund 750 Meter über der Adria. Spät abends erreichte er nach 198 Kilometern die italienische Hafenstadt Ancona. Am letzten Tag, kurz vor dem Ziel, verfuhr er sich das einzige Mal auf der Reise. Schwamm drüber! Drei Tage blieb Norbert Anton in Cupra Marittima bei seinen Freunden, bevor er die Rückreise antrat – diesmal per Bus.  (zkn)

Über die Alpen: Das Foto entstand am 2114 Meter hohen Splügenpass, der die Schweiz mit Italien verbindet.
Über die Alpen: Das Foto entstand am 2114 Meter hohen Splügenpass, der die Schweiz mit Italien verbindet. © p

Auch interessant

Kommentare