Naturfüchse pflanzen Gemüse in Eppertshausen

Noch haben die Tomatenpflanzen im Hochbeet unweit des Hauses Westermann in Eppertshausen gelbe Blüten. Lange wird es aber nicht mehr dauern, bis diese abfallen und Platz machen für rote, aromatische Früchte. Bis dahin müssen die Tomaten, ebenso wie der Kohlrabi und die Gurken, regelmäßig gegossen werden.
Eppertshausen - Diese Aufgabe übernehmen im naturnahen Kindergarten natürlich die Kinder. Jedes der 15 Kinder, die aktuell zu den „Naturfüchsen“ gehören, hat eine eigene kleine Gießkanne, mit der die Jungs und Mädchen täglich ihr Gemüse gießen. „Jetzt, wo es sehr trocken und heiß ist, müssen wir jeden Tag gießen“, sagt Erzieherin Tatjana Gotta und fügt an: „Da wir das ganze Jahr über draußen sind, erleben wir alle Einflüsse von Wetter und Klima ganz direkt. Auch das macht den Alltag in einem Waldkindergarten aus.“
Der Kindergarten am Haus Westermann hatte am 1. April offiziell seinen Betrieb aufgenommen. Am Tag der offenen Tür, der schon damals stattfinden sollte, konnten sich nun alle Interessierten über die Arbeit der Naturfüchse informieren. Vor dreieinhalb Monaten hatte die Einrichtung noch keinen Namen. Mittlerweile heißt sie „Naturfüchse“ und wird bei Eltern und Kindern immer beliebter, wie sich an den Zahlen ablesen lässt. Nach den Sommerferien wird ein kleiner Naturfuchs die Gruppe verlassen und in die Grundschule wechseln. Dafür haben sich bereits drei Neuzugänge angemeldet. Mit dann 17 Kindern sind die Plätze im naturnahen Kindergarten gut nachgefragt.
Denn in einer Einrichtung wie jener in Eppertshausen dürfen bis zu 20 Kinder aufgenommen werden, wie Tatjana Gotta erklärt. Sie und ihre beiden Kolleginnen sind selbst sehr naturverbunden und lassen sich weder von Kälte noch von Hitze abschrecken. „In den ersten Tagen, nachdem der naturnahe Kindergarten eröffnet wurde, gab es noch Frost. Davon haben wir uns die gute Laune aber nicht verderben lassen“, erzählt sie. Mit dicken Jacken, Mützen und Handschuhen ging es trotzdem nach draußen. „Für die Kinder war der Einstieg sogar gut. Die gemeinsame Erfahrung hat die Gruppe gestärkt.“
Nun müssen die Kids und ihre Erzieherinnen mit der Sommerhitze klarkommen. Auf dem schönen Gelände, das von hohen Bäumen umgeben ist und einen festen Wetterschutz hat, ist das durchaus möglich. Zudem hat die Gemeinde einen Bauwagen aufstellen lassen, in den die Kinder sich bei Regen oder zu großer Hitze zurückziehen können. Zum Basteln, Malen und Spielen gibt es Utensilien. Vieles besorgen die Kinder aber selbst bei ihren Spaziergängen.
Vom Tannenzapfen über die vielen verschiedenen Blätter der Laubbäume bis zu interessant geformten Steinen lässt sich im Wald etliches finden, aus dem man später schöne Dinge basteln kann. Außerdem wissen die Erzieherinnen viel darüber, was auf dem Waldboden so alles krabbelt oder in den Bäumen nistet und können auf die vielen Kinderfragen stets eine Antwort geben. Eine spezielle Ausbildung im Bereich Naturpädagogik sei zwar nicht notwendig, sagt Tatjana Gotta: „Aber wir bilden uns alle auf freiwilliger Basis regelmäßig weiter.“
Der naturnahe Kindergarten ist im doppelten Wortsinn eine Außenstelle der Kita Sonnenschein und wird wie diese auch von einem Caterer mit Mittagessen beliefert. Dennoch kochen die Erzieherinnen auch mit ihren Schützlingen. Denn das Gemüse aus dem Hochbeet soll nach der Ernte auch verarbeitet werden. Manchmal gibt es auch außergewöhnliche Snacks wie selbst gemachte Chips aus Brennnesseln. Naturnah heißt eben in und mit der Natur. Perspektivisch soll es noch einen weiteren Unterschlupf für die Kinder geben. Wird der Kindergarten weiterhin so gut angenommen, möchte die Gemeinde einen Zirkuswagen auf dem Gelände aufstellen.
Aktuell gehört zum Team der Naturfüchse ein Student der Kinderpädagogik, der einmal pro Woche mit den Kleinen unterwegs ist. Besonders für die Jungs sei es gut, wenn von Zeit zu Zeit ein männlicher Erzieher mit dabei ist. Als Orientierungsperson und „für die kleinen Abenteuer“, wie Tatjana Gotta mit einem Schmunzeln verrät. (zeta)