Stele für die Sternenkinder

Als Gedenkstelle für Kinder, die kurz vor, während oder kurz nach der Geburt gestorben sind, hat die Gemeinde Eppertshausen nun eine Stele angeschafft. Diese steht auf dem Waldfriedhof und soll an die sogenannten Sternenkinder erinnern.
Eppertshausen – „Sternenkinder“ werden jene Kinder genannt, die weniger als 500 Gramm wiegen und vor, während oder kurz nach der Geburt gestorben sind. Im Internet-Lexikon Wikipedia heißt es: „Der poetischen Wortschöpfung liegt die Idee zugrunde, dass Kinder den Himmel (oder die Sterne) erreicht haben, noch bevor sie das Licht der Welt erblickt haben.“
Diese Beschreibung hat Niklas Murmann nun in ein Kunstwerk übersetzt. Der Architekturstudent im fünften Semester hat für das neu angelegte Gräberfeld des Eppertshäuser Waldfriedhofs, auf dem 20 Sternenkinder bestattet werden können, eine Stele entworfen. Diese stellt zwei Kinder dar, die Hand in Hand zum Sternenhimmel emporgehen. Beides – die Anlage des Gräberfelds und die Errichtung der Stele – gehen auf einen Antrag der CDU-Fraktion aus dem Jahr 2018 zurück.
„Wir hatten in den vergangenen drei Jahren drei Anfragen von Eltern, ob sie ihr Sternenkind auf dem Waldfriedhof an einer entsprechenden Stelle beisetzen können“, erzählt Lutz Murmann, Leiter der Abteilung für Soziales in der Gemeindeverwaltung und Vater des Künstlers. Mit Genehmigung des Gemeindevorstands sei ein Sternenkind in der Abteiruhe bestattet worden, ergänzt Bürgermeister Carsten Helfmann (CDU). „Es ist positiv zu bewerten, dass seit Fertigstellung kein Sternenkind hier beigesetzt werden musste, denn dies bedeutet, dass Eltern nicht von dem Schicksal betroffen waren. Aber wir möchten Eltern die Möglichkeit geben, ihr Kind auf dem Waldfriedhof an entsprechender Stelle würdevoll zu bestatten.“
Für Eltern, Großeltern und Geschwister gibt es nun einen Ort der Erinnerung und Trauerverarbeitung. Die Stele bringt das ovale Feld, das zuvor etwas abgelegen war, außerdem in einen gestalterischen Zusammenhang. „Die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema war eine Herausforderung“, sagt Niklas Murmann. „Dabei konnte ich nur versuchen, die Gefühle der Eltern nachzuempfinden“, sagt der 24-Jährige. An das sensible Thema sei er mit größtmöglichem Feingefühl herangegangen.
„Ich wollte die Stele für sich sprechen lassen und habe bewusst keine Zitate oder Erklärungen benutzt. Mir war es wichtig, der Schwere und der Last etwas Hoffnung und Leichtigkeit entgegenzusetzen.“ Die Skulptur ähnelt nun einer um 90 Grad gedrehten Sternschnuppe, die in einem weiten Bogen nach oben spitz zuläuft. Aus dem rötlich-braunen Corten-Stahl sind Figuren heraus gefräst, die den Weg zweier Kinder zu den Sternen darstellen. „Ich wollte nicht, dass ein Kind den Weg allein gehen muss. Deshalb habe ich mich für die Darstellung von zwei Kindern entschieden, die sich an den Händen halten, während sie zum Sternenhimmel hinaufgehen“, erklärt Niklas Murmann.
Die typische, leicht verwitterte Patina des speziellen Stahls soll Vergänglichkeit symbolisieren. Und er füge sich harmonisch in die Natur ein, meint Murmann. „Eigentlich bin ich kein Künstler. Aber als die Gemeinde fragte, ob ich das Projekt künstlerisch umsetzen möchte, habe ich gleich zugesagt.“ Es sei ihm eine Herzensangelegenheit gewesen. Aus dem Entwurf des angehenden Architekten schufen Achim Klöckner von einem örtlichen Metallverarbeitungsbetrieb und Steinmetz Roman Schneider die filigrane Stele. Die Gesamtkosten für Stele und Umrandung, Fundament und Bearbeitung, sowie die Bepflanzung betrugen 5 820 Euro. (zeta)