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Der Biber nagt in Eppertshausen

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Von: Ralf Enders

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Manfred Hechler (links) und seine private Pflegegruppe freuen sich über Biber und Sonnentau.
Manfred Hechler (links) und seine private Pflegegruppe freuen sich über Biber und Sonnentau. © P

Ein Naturschutzgebiet (NSG) ist der „Rallenteich von Eppertshausen“ seit mehr als 35 Jahren schon. Jetzt soll das etwa zwölf Hektar (120 000 Quadratmeter) große Areal im Westen der Gemarkung zwischen Bundesstraße 45 und dem Gasthof „Thomashütte“ um fünf Hektar größer werden.

Eppertshausen – Für die Erweiterung des NSG Rallenteich setzen sich sowohl eine private Pflegegruppe um den Eppertshäuser Naturschützer Manfred Hechler als auch die Gemeindeverwaltung ein. Neben einer Vielzahl von Pflanzen sind bis zu 40 Vogel- und zwölf Amphibienarten dort zu Hause.

Hechler gehört dem Naturschutzbeirat des Landkreises an, ist Landesnaturschutzwart im Wanderverband Hessen, Naturschutzreferent im Odenwaldklub und für die SPD leidenschaftlicher Kämpfer für Naturschutzbelange in der Gemeindevertretung. Seit sechs Jahren macht er sich mit einigen Mitstreitern auf, das Gebiet rund um den Rallenteich und die benachbarte ehemalige Tongrube zu pflegen.

Vor allem der Sonnentau, eine fleischfressende Pflanze, die laut Hechler in Südhessen nur in Eppertshausen vorkommt, hat es der Gruppe angetan. Neun Helfer seien dieser Tage dort gewesen, um es dem Sonnentau kommod zu machen. „Da erkannten wir: Hier ist der Biber tätig. Die Fraßspuren sind eindeutig dem Biber zuzuordnen“, berichtet Hechler freudig. Ein Biber-Sachverständiger habe bestätigt, dass es sowohl im Rallenteich, als auch in der Tongrube den tierischen Baumeister gebe. Für die Ehrenamtlichen willkommener Anlass, die bereits von der Gemeindevertretung geforderte Vergrößerung des Schutzgebietes, zu erneuern: „Wir erwarten deshalb die Erweiterung des Naturschutzgebietes ,Rallenteich von Eppertshausen’ mit dem See und der Sonnentaufläche. Dann wäre der Sonnentau gesetzlich geschützt.“ Die Drosera, so der wissenschaftliche Name, solle zudem mit Maschendraht gesichert werden.

Im Sommer 2021 lag der Gemeindevertretung der sogenannte Abschlussbetriebsplan zur ehemaligen, bis zu elf Meter tiefen Tongrube vor, die die Firma Blaschek 1988 aufgegeben hatte. Darin heißt es unter anderem: „Durch die Jahrzehnte lange Nichtnutzung der Grube hat sich naturschutzfachlich ein Gebiet entwickelt, in dem ein Eingriff in Natur und Landschaft unter allen Umständen vermieden werden soll. Nach Einstellung der Pumpentätigkeit hat sich ein natürlicher Wasserstand eingestellt. Das Grubengelände bietet sich als Erweiterung des Naturschutzgebiets Rallenteich an.“ Die Gemeindevertreter beschlossen, die Erweiterung des NSG bei der Oberen Naturschutzbehörde des Regierungspräsidiums (RP) Darmstadt zu beantragen.

Nun könnte in der Tat neuer Schwung in die Sache kommen, wie Bürgermeister Carsten Helfmann (CDU) und der Leiter des Fachbereichs Bau und Umwelt im Rathaus, Jürgen Geist, auf Anfrage sagen: Bis zum Sommer wolle man nach entsprechender Vorbereitung an den RP schreiben und auf die erweiterte Bedeutung des Rallenteichs hinweisen.

Die Biberspuren habe man im vergangenen Jahr auch entdeckt, und die Gemeinde unterstütze die Pflegemaßnahmen rund um den Rallenteich mit Gerät und Personal, berichtete Geist. Seit Ende 2022 ist die Tongrube zudem in der Verkehrssicherungspflicht der Gemeinde. Der Verbindungsweg von der Thomashütte zum Haus Waldesruh der Unternehmerfamilie Blaschek ist für Fußgänger und Radfahrer gesperrt und soll es auch bleiben.

Das Baden in den beiden Seen ist übrigens strengstens verboten. Hintergrund: 2016 waren in Neukirchen im nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis drei Geschwister (5, 8, 9) in einem ungesicherten Dorfteich ertrunken. Das Landgericht Marburg sah es als erwiesen an, dass der Bürgermeister die Verkehrssicherungspflicht für den Teich verletzt hatte und verurteilte ihn wegen fahrlässiger Tötung durch Unterlassen zu einer Geldstrafe.

Ein putziger Geselle: Der Biber ist vor etwa 25 Jahren nach Hessen zurückgekehrt. Seit einigen Monaten findet man seine Spuren auch am Rallenteich und der benachbarten Tongrube in Eppertshausen.
Ein putziger Geselle: Der Biber ist vor etwa 25 Jahren nach Hessen zurückgekehrt. Seit einigen Monaten findet man seine Spuren auch am Rallenteich und der benachbarten Tongrube in Eppertshausen. © DPA
Rund um den Rallenteich weisen Schilder des Regierungspräsidiums auf die Bedeutung hin.
Rund um den Rallenteich weisen Schilder des Regierungspräsidiums auf die Bedeutung hin. © Enders

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