Noch immer keine Lösung für die Thomashütten-Wiesen

Der Gutshof Thomashütte mit seinem drei Hektar großen Grundstück an der Kreisstraße zwischen Eppertshausen und Messel ist im Sommer ein beliebtes Ausflugsziel und setzte unter seinem vorherigen Betreiber nicht nur Akzente mit Gaststätte, Biergarten und Eventscheune, sondern auch mit größeren Open-Air-Events.
Eppertshausen - Die Freiluft-Veranstaltungen würden auch Jens Kleiner und Ilhan Erdogan, die Gebäude und Areal Anfang 2020 von Vorbesitzer Peter Possmann erwarben und die Thomashütte auch selbst betreiben, gern fortsetzen (wir berichteten).
Dafür müsste ihnen allerdings die Mitnutzung zweier Wiesen genehmigt werden, was die Gemeinde Eppertshausen bisher aber nicht wollte und Großereignisse damit verhinderte. Nach zwei harten Corona-Jahren könnte 2022 das erste halbwegs normale Thomashütten-Jahr unter Regie der neuen Betreiber werden. Doch noch immer ist keine Lösung in Sicht.
Schon im Herbst beklagte Kleiner neben der Haltung des Eppertshäuser Rathauses auch die schwierige Kommunikation. Der Unternehmer stößt sich bis heute nicht nur an unbeantworteten E-Mails, sondern mit Blick auf eine 2021 geplante Großveranstaltung auch an – aus seiner Sicht – unrealistischen Forderungen. So habe man für ein Firmenevent mit 1 000 Personen ein 30-seitiges Konzept eingereicht, das Corona-Schutz ebenso wie Verkehrs- und Lärmbelange berücksichtigt habe. Das Konzept sah auch die Nutzung der Wiesen vor, die beide außerhalb der konzessionierten Fläche (Biergarten, Innenhof, Gaststätte, Eventscheune) liegen, früher auch für US-Car-Treffen, Vatertags-Event oder Zeltshows genutzt wurden. Nachdem die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Anliegen und Konzept der Thomashütte wohlwollend beschieden hätten, habe die Gemeinde hingegen erst acht Tage vor der Veranstaltung eine Rückmeldung gegeben – und dann eine Änderung des Konzepts binnen 24 Stunden dahingehend gefordert, das Event auf die konzessionierte Fläche zu begrenzen. Weil das den Betreibern und ihrem Firmenkunden unmöglich war, fiel die Veranstaltung schließlich aus und der Thomashütte gingen tausende Euro durch die Lappen.
In einer Zeit, in der es um jeden Cent gehe, wie Kleiner auch nun wieder betont: „Diesen Winter wurden wegen Corona alle reservierten Weihnachtsfeiern abgesagt. Den Januar haben wir ganz zugelassen und im Februar war es in der Gaststätte unter der Woche so dürftig, dass wir nun bis Mitte März nur freitags, samstags und sonntags öffnen. Und mit dem Biergarten allein kommt man auf der Thomashütte nicht übers Jahr. Der läuft nur an zehn bis 15 Wochenenden gut.“
Die Buchungen von Familienfeiern und Hochzeiten auf der Thomashütte ließen sich in diesem Jahr zwar „einigermaßen“ an. Dennoch wären ein paar große Events weiter wichtig, damit die Kalkulation aufgehe. „Hätten wir nicht den Johannishof in der Hinterhand, wären wir schon insolvent gegangen“, sagt Kleiner. Erdogan und er betreiben auch das Hotel vis-à-vis dem Eppertshäuser Sportzentrum.
Für die dafür hauptverantwortlichen Corona-Restriktionen – und schlechtes Sommerwetter – könne die Gemeinde Eppertshausen nichts, betont Kleiner. Seine Sorge sei aber, dass nun behördliche Restriktionen die Prosperität und das Überleben des Gutshofs verhinderten. Die Thomashütte mit ihrem riesigen Gelände habe man auch in der Erwartung gekauft, eben jene Fläche zumindest ab und an auch nutzen zu können. „Sonst bindet man sich ja keine 30 000 Quadratmeter ans Bein.“ Zudem lägen sie vom Naturschutzgebiet „Rallenteich“ weiter weg als der konzessionierte Bereich.
Hoffnung bei den Betreibern keimte auf, als eine Mitarbeiterin der Landkreis-Bauaufsicht im Herbst versprach, einen runden Tisch mit Kleiner, Erdogan und Carsten Helfmann zu organisieren. Auch der Eppertshäuser Bürgermeister hatte damals Gesprächsbereitschaft signalisiert. „Bis heute ist das Gespräch aber nicht zustande gekommen“, bedauert Kleiner. Helfmann wiederum sagt, er warte auf die Initiative des Landkreises.
Die Zeit drängt, um Klarheit zu schaffen. Da absehbar ist, dass Corona-Auflagen auch größeren Veranstaltungen bald nicht mehr im Wege stehen werden, müsste die Thomashütte jetzt Gas geben, sieht aber ihre Hände gebunden. Unter anderem das Firmenevent mit 1 000 Personen ist für 2022 erneut angefragt. „Da geht es um Yoga, Workshops, Zelten und Naturerfahrung“, hebt Jens Kleiner hervor, dass da „kein Halligalli“ geplant sei. „Wir haben auch generell nicht vor, das ganze Jahr über große Veranstaltungen mit lauter Party abseits der konzessionierten Fläche zu machen“, betont der Unternehmer.
Doch ab und an, vielleicht vier- bis sechsmal im Jahr, wären größere Veranstaltungen unter Mitnutzung der beiden Wiesen fürs Überleben der Thomashütte schlicht wichtig. (Jens Dörr)