„Rundum-Sorglos-Paket“ im Alter

Eppertshausen bekommt nach Jahren der Planung sein erstes Seniorenzentrum. Nun wurde der Grundstein gelegt, die Einweihung ist für Ende 2023 vorgesehen.
Eppertshausen – Häuslebauer stehen derzeit vor großen Herausforderungen. Durch die Corona-Krise und den Krieg in der Ukraine sind Handwerker und Baumaterialien knapp, dazu gehen die Kosten sprichwörtlich durch die Decke. „Trotzdem wäre es ein größeres Wagnis, nicht zu bauen. Wie könnten wir sonst dem demografischen Wandel begegnen? Und wo sollten betagte Eppertshäuser ihren Lebensabend verbringen?“, fragte Filip John, Geschäftsführer des Gemeinnützigen Siedlungs-Werk Frankfurt (GSW), bei der Grundsteinlegung für das neue Seniorenzentrum Am Abteiwald.
Vor fünf Wochen war Baubeginn, wovon bereits eine riesige Grube im Ausmaß eines Fußballfeldes zeugt. Mit der Grundsteinlegung – in Anwesenheit zahlreicher geladener Gäste – folgte nun auch der offizielle Startschuss für das 20 Millionen Euro teure Großprojekt. An dessen Ende stehen in rund eineinhalb Jahren 38 barrierefreie Seniorenwohnungen sowie 56 Pflegeplätze, die verschiedene Pflegestufen und Bedürfnisse abdecken. Neben einer dauerhaften Pflege gibt es Möglichkeiten für Tages- oder Kurzzeitaufenthalte, dazu ein spezielles Angebot für Demenzkranke.

Ein Aushängeschild sind die vier sogenannten Haus- und Wohngemeinschaften, die jeweils zehn bis zwölf pflegebedürftige Menschen aufnehmen. Das Konzept soll Einsamkeit verhindern und Gemeinschaft für ein würdiges Altern garantieren. Ein weiterer Baustein ist das seniorengerechte Wohnen für ältere Mitbürger, die noch weitestgehend fit und selbstständig sind. Sie können aus frei gestaltbaren Dienst- und Serviceleistungen wählen und damit ihren Alltag unterstützen lassen. Auf alle Bewohner des Zentrums wartet für den Lebensabend eine ausgezeichnete Lage am Waldrand. Insgesamt sind zwei Gebäude, jeweils dreigeschossig und mit einem abschließenden Staffelgeschoss, vorgesehen. Das größere Haus ist unterkellert. Gebaut wird energetisch und klimafreundlich inklusive einer leistungsfähigen Photovoltaikanlage.
Das Leistungsspektrum des neuen Seniorenzentrums geht bewusst in die Breite, weshalb es Bürgermeister Carsten Helfmann in seinen Grußworten als „Rundum-Sorglos-Paket“ bezeichnete. „Für mich erfüllt sich mit dem Bau ein Herzensprojekt“, formulierte er anschließend. Die ersten Planungen reichen bis ins Jahr 2009 zurück. Damals war schon relativ klar, dass der Senio-Verband in Eppertshausen keine Einrichtung bauen wird und man selbst aktiv werden muss.
Für die Auswahl des Trägers nahm sich die Gemeinde ausreichend Zeit, um ein möglichst optimales Ergebnis zu erzielen. 2019 holte man immer wieder Angebote ein und besuchte vergleichbare Einrichtungen in der Region. Mögliche Kandidaten wurden zur Vorstellung ihrer Arbeitsphilosophie und Ideen nach Eppertshausen eingeladen. Schließlich fiel die Entscheidung, dass der Gemeindegrund an das GSW verkauft wird und die Caritas Darmstadt als Mieter und Betreiber auftritt. Sowohl die GSW als auch die Caritas haben einen kirchlichen Hintergrund, was die Wahl beeinflusste. Die Gemeinde erhofft sich dadurch ein Höchstmaß an Seriosität und dass der Mensch stets über den Gewinnabsichten steht.
Der Darmstädter Caritasdirektor Winfried Hoffmann bekräftigte in seinen Grußworten, dass die Entscheidung für seinen Verband die richtige ist. Schließlich blicke dieser 2022 auf eine 100-jährige Geschichte inklusive genauso langer Erfahrungswerte. „Schon 1922 war die Versorgung der älteren Generation für uns ein Thema“, sagte Hoffmann. Das Caritas-Motto „Von Mensch zu Mensch“ sei aktueller denn je. Auch den derzeitigen Pflegenotstand sieht der Direktor für Eppertshausen keinesfalls als Problem. Das liege vor allem an den Synergieeffekten, die sich aus der guten Präsenz der Caritas in der Umgebung ergeben.
Bei der Grundsteinlegung wurde, wie für Großprojekte dieser Art üblich, auch eine sogenannte Zeitkartusche befüllt. In das Rohr wanderten für die Nachwelt die Baupläne, eine Tageszeitung sowie etwas Münzgeld, um das gegenwärtige Zahlungsmittel zu überliefern. Die beiden Pfarrer, Johannes Opfermann und Bernhard Schüpke, baten um Gottes Segen, damit es bei den Bauarbeiten zu keinen Unfällen kommt.
Laut Helfmann soll das Seniorenzentrum ins Gemeindeleben integriert werden. Die Gemeinde möchte sich am Haus-Café beteiligen und selbst immer wieder für Begegnungen sorgen. Die Einweihung des Zentrums ist für Ende 2023 geplant, ein Jahr zuvor die Fertigstellung des Rohbaus realisiert werden. (Michael Just)