Bücher als Leidenschaft

Thomas Paul Konietschke hat sich als Buchkünstler und Betreiber der Kaefertal-Edition einen Namen gemacht und seine Werke sind inzwischen auch in großen privaten und öffentlichen Sammlungen zu finden. Zudem betreibt der ausgebildete Verlagsbuchhändler seit 2010 das Antiquariat-Sandbuckel.
Eppertshausen – Die Corona-Pandemie verhinderte die geplanten Feierlichkeiten dieses doppelten Jubiläums ebenso wie die jährlichen Ausstellungsmöglichkeiten zur Buchkunst auf Buchmessen und anderen Ausstellungen. Dafür verzeichnet Konietschke eine große Nachfrage nach antiquarischen Büchern. So machte der Eppertshäuser aus der Not eine Tugend: In den eigenen Antiquariatsräumen präsentiert er nun seine Buchkunst und empfängt dort Sammler sowie Interessierte.
Das Antiquariat ist ein absoluter Geheimtipp für Buchliebhaber: Dort finden sich Bücher aus vergangenen Jahrhunderten bis hin zu solchen aus den 1930er/1940er Jahren, signierte und limitierte Auflagen, Francofurtensien, also Literatur zu Frankfurt und der Region.
„Ich beschränke mich auf das, was ich gerne lese oder lesen würde, was mir gefällt und natürlich auch zu verkaufen ist“, erzählt der gelernte Verlagsbuchhändler, der in seiner Ausbildung auch noch lernen musste, einen Globus des 16. Jahrhunderts zu lesen. „Einen Teil davon präsentiere ich im Internet, den anderen Teil nicht, damit das Stöbern und Finden noch seinen Reiz behält.“ Darüber hinaus hatte er wichtige Kenntnisse in den Bereichen Lektorat und Herstellung erlangt, die ihm in seiner beruflichen Laufbahn immer wieder zu Gute kamen. Nach längeren Auslandsaufenthalten und buchhändlerischer Arbeit, zog es Konietschke nach Berlin. Dort arbeitete er in diversen Kunst- und Druckwerkstätten, bevor er im Jahr 2000 wieder zurück zur eigenen Werkstatt nach Eppertshausen ging.

„Ich habe mich in all den Jahren nie vom Papier entfernt“, sagt der Buchkünstler schmunzelnd, der trotz seiner momentan überwiegenden Tätigkeit für sein Antiquariat jeden Tag versucht, eine (Doppel-)Seite zugunsten eines Unikatbuches zu gestalten. Dabei fließt in seine künstlerischen Projekte alles ein, was ihn beschäftigt. „Gerade bei diesen Bild-Tagebüchern fällt es sehr schwer, mich zu trennen, da ich oft länger als neun Monate damit schwanger gehe“, erzählt Thomas Paul Konietschke. Neben diesen Werken fertigt er zudem Auflagenbücher in kleinen Stückzahlen mit der Handpresse, versehen mit eigenen Illustrationen. Den inhaltlichen Schwerpunkt legt Konietschke dabei auf zeitgenössische Lyrik. „Entgegen der allgemeinen Einschätzung ist das Interesse an der Lyrik gewachsen. Es gibt mittlerweile viele neue, mutige kleine Verlage, die tolle Sachen machen“, beschreibt der Eppertshäuser die aktuelle Situation dieser literarischen Gattung. Er selbst schuf eine Reihe von außergewöhnlichen Werken wie lyrische Briefe mit Ninolätzungen, Handschrift und Aquarell, Leporellos mit Handschriften und Nitragen nach eigenen Fotos zu Gedichten des Oscar Vladislas de Lubicz Milosz oder auch Kassettenwerke mit Kreidezeichnungen zu Stücken neuer Musik.
Etwas Besonderes ist auch sein erfolgreicher Kunstdruck „Der Engel im Walde“ von Gertrud Kolmar: Die dreisprachige Ausgabe mit Erstübersetzungen ins Hebräische und Polnische sowie farbigen Linolätzungen wurden vor allem von Bibliotheken und jüdischen Gemeinden erworben, um sie einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Während seiner künstlerischen Arbeit beschäftigte sich Konietschke auch mit der grafischen Umsetzung von lyrischen Werken der Italiener Giuseppe Ungaretti und Mario Luzi, des Franzosen Jacques Réda. Aber auch deutsche Autoren kommen vor, so Peter Huchel, Manfred Peter Hein, Adrian Kasnitz und Swantje Lichtenstein – kleine Stückzahlen, illustriert und signiert. Darüber hinaus habe er sich vorgenommen, auch wenn es keine Buchkunst- und Antiquariatsabteilung mehr auf der Frankfurter Buchmesse gibt, dennoch im nächsten Jahr wieder seine Arbeiten auf der Leipziger Buchmesse, der BuchDruckKunst-Bookart in Hamburg, der Artbook Berlin oder der Grafikmesse in Borken zu zeigen.
Konietschke freut sich zudem auf Besuche in seinem Antiquariat Sandbuckel unter vorheriger Anmeldung, unter 0160 5754851 oder per E-Mail an kaefertal-presse@gmx.de oder im Internet. Wenn möglich will er dort auch 2022 seine Jubiläumsfeier nachholen. (Von Martina Emmerich)