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Viel Spaß am Cricket-Schläger

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Trainer Atiq Butt (von links) und die Kinder Fazal, Jolanda und Nepomuk hatten auch trotz der geringen Teilnehmerzahl viel Spaß.
Trainer Atiq Butt (von links) und die Kinder Fazal, Jolanda und Nepomuk hatten auch trotz der geringen Teilnehmerzahl viel Spaß. © zkn

Bei den Ferienspielen der Gemeinde Eppertshausen stand am Samstag Cricket auf dem Programm. Trotz der geringen Teilnahme hatten alle Beteiligten ihren Spaß.

Eppertshausen – Der Ball dotzt auf, dann erwischt ihn ein langes Holzbrett und schießt ihn quer zurück übers Feld. Getroffen! Jolanda (7), ihr Bruder Nepomuk (8) und der Junge Fazal (8), der gerade Schlagmann ist, haben quasi Einzelunterricht. Austragungsort: der Bolzplatz am Jugendzentrum (Juz) in Eppertshausen. Wo vor zwei Jahren noch 16 Kinder im Grundschulalter standen, sind es am Samstag nur drei.

Drei Kinder, die das englische Cricket lernen wollen. Ein Spiel, das dem Baseball ähnelt. „Ich erläutere ihnen die Grundregeln und lasse sie Werfen und Schlagen üben“, sagt ihr Trainer Atiq Butt von der Ahmadiyya Muslim Jamaat Gemeinde. Er hat sich bereit erklärt, das Spiel seiner Jugend den Kids von heute weiterzugeben. Für etwas Match-Ähnliches reichen die drei jedoch nicht aus, da müssten schon mindestens zweimal zwei Teilnehmer da sein.

„Schade, dass es dieses Jahr so wenige sind“, bedauert Jugendpflegerin Stephanie Groh. Ob das an Corona-Kontaktängsten liegt oder an dem Test, den die Kinder wegen des Virus vorher machen müssen, oder vielleicht an Urlaubsreisen oder eher der Hitze am Samstag? Das kann sie nicht sagen. Allerdings ist sie verwundert. Auch deswegen, weil das Juz neben Ferienprogramm-Outdoor-Aktionen wie Cricket schon eine Woche lang tagsüber offen ist – von 9 bis 16 Uhr – und kaum einer kommt. „Ich hatte erwartet, dass ich überrannt werde, und hab mit etwa 20 Kindern am Tag gerechnet“, meint sie. Tatsächlich sind es aber im Durchschnitt vier Kinder, die sie besuchen und mit ihr basteln, Waffeln backen oder einfach mit der Wasserpistole Quatsch machen. Zwei Wochen, bis Ende der Sommerferien, bietet Groh die Kinderbetreuung noch an.

Aber zurück zu Jolanda, Nepomuk und Fazal. Die drei stehen auf einer geraden Linie auf dem Riesenfeld. Einer ist allein und hat den Schläger, Bat genannt, in der Hand. Die anderen beiden positionieren sich in etwa sechs Metern Entfernung und werfen ihm abwechselnd Tennisbälle zu. Nach einer Weile wird gewechselt. Nepomuk ist dran mit Schlagen. Zack! Daneben. Zack! Daneben. Einfach ist es nicht, mit dem dünnen Holz den kleinen Ball zu treffen. Hinter Nepomuk ist hochkant eine gelbe Plastikbox platziert, die das Tor hinter dem Schlagmann symbolisieren soll. Das Tor, das Nepomuks Schwester zu seinem Leidwesen soeben trifft. „Immer mit dem Werfen warten, bis der am Schläger bereit ist“, korrigiert Leiter Butt. Aber davon mal abgesehen: Sie hat toll gezielt.

Fazal erklärt, wie der Schlagmann richtig steht: „Schräg. Als Rechtshänder muss der linke Fuß vorne sein.“ Dann den Schläger nach unten, warten – und den ankommenden Ball so weit wie möglich weghauen. So viel jedenfalls die Theorie. Aber wie schafft man das in der Praxis? Schulterzucken von Fazal. Er tut es einfach, und mittlerweile trifft er sehr oft. Auch die anderen beiden werden besser. Trainer Butt darf öfter Balljunge spielen. Technik, wie man ausholt für einen guten Wurf, der unschlagbar ins Tor geht, oder Tricks, wie man den Ball so anschneidet, dass der Schlagmann nur unglücklich treffen kann – das führt an diesem Samstag alles zu weit. Da steht das Kennenlernen des Spiels im Vordergrund.

Fazal, dessen Eltern aus Pakistan stammen, wo Cricket – typisch für eine einstige englische Kolonie – Nationalsport ist, kannte das Spiel bereits, für die Geschwister Jolanda und Nepomuk ist es neu. Allen Drei gefällt die Position am Schläger am besten. Ob sie irgendwann mal Lust auf mehr haben? Atiq Butt verweist auf Cricket-Vereine in Frankfurt und dem Kreis Groß-Gerau. Der 27-Jährige hat sich früher selbst aber eher aus Spaß auf dem Eppertshäuser Bolzplatz ausgetobt. Mit Freunden in zwei Mannschaften aufgeteilt, und los ging’s. Seine drei Schüler versuchen, es ihm nachzumachen. Aber erst mal Trinkpause bei dem heißen Wetter. Und dann noch ’ne Runde üben. Nepumuk ist wieder am Schläger: Volltreffer. (zkn)

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