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Hamsterkäufe nehmen zu: Speiseöl, Kocher und Jodtabletten gefragt

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Von: Julius Fastnacht

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Vor allem Speiseöl ist derzeit sehr gefragt – wie auch in dieser Offenbacher Lidl-Filiale zu sehen ist. Wegen des Krieges setzen die Lieferungen von Sonnenblumenöl aus der Ukraine aus.
Vor allem Speiseöl ist derzeit sehr gefragt – wie auch in dieser Offenbacher Lidl-Filiale zu sehen ist. Wegen des Krieges setzen die Lieferungen von Sonnenblumenöl aus der Ukraine aus. © fastnacht

Das Horten von Lebensmitteln hat rund um Offenbach wieder begonnen. Grund ist diesmal wohl nicht die Pandemie, sondern der Krieg in der Ukraine.

Offenbach - Sonnenblumenöl – ausverkauft. Rapsöl – nichts mehr da. „Und Mehl gibt’s grad auch nicht mehr“, ruft die Verkäuferin in einem Rewe-Markt in Offenbach noch hinterher. Am Montag (14.03.2022) im Lidl-Markt um die Ecke das gleiche Bild. Leere Regale dort, wo normalerweise kartonweise mit gelbem Öl gefüllte Plastik- und Glasflaschen stehen. Ein Mitarbeiter sagt: „Mehl, Nudeln, Öl kaufen die Leute aktuell massig. Das hat vor zwei Wochen angefangen.“

Matthias Pusch, Leiter Unternehmenskommunikation bei Tegut, teilt mit: „Es gibt eine gesteigerte Nachfrage nach Produkten wie Sonnenblumenöl. Daher sind diese in einigen Filialen bereits vergriffen und Nachschub aktuell schwer zu bekommen.“

Hamsterkäufe im Raum Offenbach: Sonnenblumenöl-Exporte aus Ukraine versiegen

Laut Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (Ovid) gibt es wegen des Krieges keine Lieferungen von Sonnenblumenöl aus der Ukraine. Dabei sei das Land mit 51 Prozent Marktanteil der weltweit wichtigste Exporteur des Produkts. „Die Vorräte reichen voraussichtlich noch für wenige Wochen“, sagte Ovid-Geschäftsführer Gerhard Brankatschk am Montag (14.03.2022). Und trotzdem: Grund zur großen Öl-Panik, wie sie manche Konsumenten vorleben, besteht nicht. Der Verband rät Verbrauchern, auf andere Speiseöle wie zum Beispiel aus Raps umzusteigen. Für die seien keine Engpässe zu erwarten.

Doch nicht nur Supermärkte im Raum Offenbach und die Lebensmittelbranche erleben derzeit Veränderungen im Konsumverhalten einiger Kunden. Daria Ezazi, Pressesprecherin der Toom Baumarkt GmbH, sagt: „Wir verzeichnen punktuell eine erhöhte Nachfrage nach Produkten, wie unter anderem Isomatten oder Benzinkanister, die sich prinzipiell als Hilfsgüter eignen.“ Auch Ute Stark, die in Rodgau-Jügesheim (Kreis Offenbach) das Outdoorgeschäft Sport Aktiv betreibt, hat einen kurzfristigen Wandel bemerkt.

Das ist wie damals beim Millenium, da haben wir auch ohne Ende verkauft. die Leute haben Angst vor dem Krieg

Ute Stark, Betreiberin Sport Aktiv in Rodgau-Jügesheim

So sei die Nachfrage nach Camping-Kochern und Wasserfiltern plötzlich immens. „Das ist wie damals beim Millennium, da haben wir auch ohne Ende verkauft. Die Leute haben Angst vor dem Krieg“, führt sie aus.

Bizarre Auswüchse nimmt das Ganze bei der Arzneimittelversorgung an. Katja Förster, Pressesprecherin des Hessischen Apothekerverbandes, bestätigt, dass mehr Menschen als normalerweise Jodtabletten kaufen würden – zum vermeintlichen Schutz vor einer radioaktiven Belastung im Katastrophenfall. Vereinzelte Apotheken hätten gar Nachschubprobleme. „Die Jodtabletten, die zum freien Verkauf in der Apotheke erhältlich sind, sind aber viel zu niedrig dosiert, um zu schützen.“

Offenbach: Ungerechtfertigte Jodtabletten-Käufe schaden anderen

Gemäß einer Mitteilung der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände halten die Katastrophenschutzbehörden ausreichend hoch dosierte Kaliumjodidtabletten bereit, um sie im Notfall an die Bevölkerung auszugeben. So sei der ungerechtfertigte Kauf von regulären Jod-Präparaten nicht nur rausgeschmissenes Geld, sagt Förster: „Jeder, der das jetzt macht, sorgt möglicherweise dafür, dass andere Leute längere Zeit auf ihre Medikation warten müssen.“ (Julius Fastnacht)

Sogenannte Hamsterkäufe kennt man im Raum Offenbach nur zu gut. Zuletzt gab es diese vermehrt in der Frühphase der Corona-Pandemie vor zwei Jahren. Damals wurden Desinfektionsmittel und Eingemachtes knapp.

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