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Lebhafte Neuinszenierung von Bellinis „I Puritani“ an der Oper Frankfurt

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Da gibt’s eine Menge zu sehen und zu entdecken: Iurii Samoilov (Sir Riccardo Forth, von links), Bianca Andrew (Enrichetta die Francia), Sofia Pintzou (eine Frau) und John Osborn (Lord Arturo Talbo)
Da gibt’s eine Menge zu sehen und zu entdecken: Iurii Samoilov (Sir Riccardo Forth, von links), Bianca Andrew (Enrichetta die Francia), Sofia Pintzou (eine Frau) und John Osborn (Lord Arturo Talbo) © Aumüller/Oper

Frankfurt - Es erinnert an selige Neuenfels-Regietaten an der Oper Frankfurt. Denn auch Vincent Boussard erfindet in seiner Neuinszenierung von Vincenzo Bellinis „I Puritani“ eine Rahmenhandlung. Von Klaus Ackermann

Und weil der Franzose zudem nicht an Effekten geizt und erfahrene Sänger führt, ist die über drei Stunden Spannung wahrende Oper ein Publikumserfolg.  Es gibt nicht nur viel zu hören, sondern auch zu sehen in Vincent Boussards Bellini-Interpretation. Hohen Anteil an einer gelungenen Premiere an der Oper Frankfurt haben Protagonisten wie Sopranistin Brenda Rae und US-Tenor John Osborn sowie ein auf „I Puritani“ melodisch und klanglich ideal eingestimmtes Frankfurter Opern- und Museumsorchester, dem Gastdirigent Tito Ceccherini die italienischen Impulse eingibt. Stimmschön und affektsicher singt zudem der Frankfurter Opernchor, mitfühlender Kommentator des tragischen Geschehens.

Im Prolog nimmt eine mörderische, schwarz-gewandete Dame (Sofia Pintzou) zu an Liszt gemahnenden Klavierklängen ihrem Opfer, offenbar der unter mysteriösen Umständen 1835 verstorbene Opernkomponist Bellini, die Totenmaske ab. Beim Vorspiel mit Horn-Passagen schwenkt die weidlich genutzte Videokamera (Isabel Robson) auf uralte verfallende Grabmale, gibt schließlich den Blick auf ein dem Kolosseum ähnlichen Bühnenbau frei, auf dessen drei Etagen Spione und Dunkelmänner paradieren. (Ausstattung: Johannes Leiacker). Schließlich ist der Kampf zwischen Puritanern und Königshaus im Gange.

„Erwachet“, singt der Chor, die Damen in prächtigen farbigen Roben, ein schöner Kontrast zum finsteren Gemäuer, die Herren im stilisierten Frack mit Zylinder, Mode zu Bellinis Zeiten in Paris – ihr Schöpfer, Christian Lacroix, hat bei seinem Opern-Intermezzo offenbar viel Stoff verbraucht. Bei ihrer Kriegserklärung stehen die aufständischen Puritaner im Regen, auf durchsichtige Gaze projiziert, nützlich für allerlei bildhafte Anmerkungen, mit denen der Regisseur auch auf ironische Distanz zum Opernstoff geht.

Aus Maskenmenschen werden Individuen. Wie der um sein Eheglück mit Elvira, Tochter des Puritaners Lord Valton (Thomas Faulkner), betrogene Riccardo (Bariton Jurii Samoilov, stimmstark und geschmeidig), der seinem Freund Bruno (Tenor Michael Porter) sein Leid klagt. Denn Elvira, auf einem Konzertflügel posierend, liebt nur Arturo, der sich vom oberen Stockwerk aus der Geliebten nähert, aber schon bald wieder verschwindet, um die Königin (Bianca Andrew) vor dem sicheren Tod durch die Puritaner zu retten, insgeheim dem Hause Stuart zugetan. Worauf Elvira, von einem riesigen Nachtfalter umschwärmt, in Wahn verfällt.

Große Gesten, starke Töne, tiefes Leid: Brenda Rae dient dieser Elvira nicht nur ihren außerordentlich wandlungsfähigen Sopran an, sondern beherrscht auch darstellerisch die Szene in einer Opera seria, bei der jede Arie ein Schlager ist. Und hat mit Tenor John Osborn einen Bühnenpartner, der als Retter und Liebhaber Arturo die höchsten Töne stemmt. Gefühlvoll vor allem im Duett mit Giorgio, dem noblen Mittler zwischen allen Fronten, den Bassbariton Kihwan Sim gibt, starke Stimme der Hoffnung, die vergebens ist. Denn am Ende sind gleich drei Tote zu beklagen. Doch das ist nicht der einzige Knalleffekt …

Noch am 6., 8., 14., 16., 21., 26. und 28.12.

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