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Sopran Camilla Nylund singt in „Capriccio“-Inszenierung

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Eine Gräfin, heftig umworben von einem Dichter und einem Komponisten, singt und spielt die finnische Weltklasse-Sopranistin Camilla Nylund in der Neuinszenierung der einaktigen Oper „Capriccio“ von Richard Strauss. J Foto: Rittershaus / Oper
Eine Gräfin, heftig umworben von einem Dichter und einem Komponisten, singt und spielt die finnische Weltklasse-Sopranistin Camilla Nylund in der Neuinszenierung der einaktigen Oper „Capriccio“ von Richard Strauss. © Rittershaus / Oper

Frankfurt - Zwei Weltstars sind zu Gast in Frankfurt: Sopran Camilla Nylund singt die Gräfin in Richard Strauss’ „Capriccio“ an der Frankfurter Oper; die frühere Weltklasse-Sängerin Brigitte Fassbaender inszeniert. Von Klaus Ackermann

Und am Pult steht Chefdirigent Sebastian Weigle vor seinem Opern- und Museumsorchester. „Capriccio“ heißt im Italienischen Laune oder Liebelei. Und schlecht gelaunt ist keiner in dem gleichnamigen Einakter von Richard Strauss, in dem sich eine hochwohlgeborene Frau zwischen zwei Liebhabern entscheiden muss und nebenbei ein musiktheoretischer Disput um den Vorrang von Wort oder Ton läuft.

„Prima le parole – dopo la musica“: Ein Konversationsstück nennt Strauss die 1942 in München uraufgeführte Oper, deren Libretto er mit dem Dirigenten Clemens Krauss entworfen hat. Entsprechend gibt es viel Rede und Gegenrede in der Geschichte um dem Dichter Olivier, für den das Literarische wichtiger ist als die Musik, naturgemäß vom Komponisten Flamand favorisiert. Beide buhlen zudem heftig um die Gunst der Gräfin.

Strauss hat diese Dialoge wortwörtlich vertont. Ergebnis ist eine emotional aufgeheizte musikalische Argumentationskette, die nicht immer leicht zu realisieren ist, wie Nylund weiß. Schließlich hat die finnische Sopranistin, die in Frankfurt bereits mit „Ariadne auf Naxos“, ebenfalls von Strauss, erfolgreich war, die Partie der Gräfin schon vor 20 Jahren an der Staatsoper Hannover gesungen. „Es war mein erstes Engagement nach dem Studium in Salzburg“, sagt die für ihre schöne, dramatisch intensive Stimme gerühmte Sängerin aus dem hohen Norden. Später reüssierte sie mit dieser Rolle auch in Dresden, Köln, Düsseldorf und Venedig.

Neu für Nylund ist, dass die Oper in Frankfurt ohne jedwede Striche gespielt wird. Das ergibt eine Spielzeit von zweieinhalb Stunden ohne Pause – wichtiger Hinweis fürs geneigte Publikum. Die Neueinstudierung nach 20 Jahren ging bei der Sängerin schnell vonstatten. „Wenn man die Partie gründlich gelernt hat, ist sie wie auf einer Festplatte gespeichert und leicht abrufbar“, findet die Weltklasse-Solistin.

An Regisseurin Fassbaender schätzt Nylund, dass sie immer irrsinnig gut vorbereitet sei und mit einem fantastischen Bühnenbildner zusammenarbeite. Fassbaender und Ausstatter Johannes Leiacker versetzen das Stück aus dem 18. Jahrhundert ins von den Deutschen besetzte Frankreich der 1940er Jahre. Als ehemalige Top-Sängerin gibt Fassbaender wertvolle Tipps.

„Jeder Sänger braucht jemanden, der einem den Spiegel vorhält“, sagt die immer noch lernfähige Nylund, die in Dresden, wo sie mit Ehemann und zwei Töchtern lebt, sich von ihrer vertrauten Gesangslehrerin „die Stimme wieder glattbügeln lässt“, wenn das zeitlich möglich ist. Denn Nylund ist zwischen New York, Mailand, Wien oder Berlin viel unterwegs in Sachen Wagner, Strauss oder Alban Berg, alles hochdramatische, strapaziöse Partien.

„Problematisch ist das nur, wenn eine Erkältung droht, da muss man gut auf seinen Körper hören.“ Sagt ein Opernstar, in dessen Elternhaus schon viel gesungen wurde. Die als Schülerin im Musical „Jesus Christ Superstar“ die Maria Magdalena verkörperte und fortan eine Bühnenkarriere anstrebte. Am Konservatorium von Helsinki wurde Nylund abgelehnt, im österreichischen Salzburg mit offenen Armen empfangen. Für ihr damals schon großes stimmliches Potenzial nennt sie einen weiteren triftigen Grund: „Die Finnen reden nicht viel, aber sie singen gern!“

Premiere ist am Sonntag, 14. Januar, 18 Uhr, in der Oper Frankfurt am Willy-Brandt-Platz. Karten: 069/21249494

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