Borgmann misslingt „Schloss“-Inszenierung am Schauspiel

Frankfurt - Gegen eine Anverwandlung von Stoffen aus der erzählenden Literatur ist im Theater selbstverständlich nichts zu sagen. Zumindest, wenn sie tatsächlich dramatisiert werden, gern in einer zeitgenössischen Form. Unzulänglich indes sind meist die „Bearbeitungen“, die von Regisseuren oder auch Dramaturgen für den einzelnen Fall selbst gefertigt werden.
Mit der Verlegenheitslösung von Erzählerstimmen aus dem Off trifft das auch auf Robert Borgmann zu, der sich für das Frankfurter Schauspiel Franz Kafkas Roman „Das Schloss“ vorgenommen hat. In den ersten Minuten offenbart sich seine Vision als unfertig: ein bisschen Hörspiel, etwas wenig intelligentes Tanztheater, dazu eine nur zu landläufige Unterlage aus ambienthaften elektronischen Klängen von Borgmann selbst und dem vom Orchestergraben aus agierenden Musiker Philipp Weber.
Das will auf den großen Wurf hinaus – und ist doch nur träge, wo es in seinen dreieinhalb Stunden eigentlich mit jener Spannung bestechen müsste, die der Stoff allemal hergeben würde.
Dabei ist Max Mayer in der zentralen Rolle des Landvermessers K. keine üble Besetzung. Dieser Schlaks mit den weit ausholend hektisch rudernden Armen, dieser Nervenmotoriker im Kampf gegen das undurchdringliche Herrschaftssystem des Schlosses und die Ablehnung der Dorfbewohner, das hat fraglos seine Momente.
Auch ist ihm Frieda Bach als Geliebte Frieda eine starke, herausfordernde Spielpartnerin. Um die beiden herum aber: Viel „Theater“, das sich selbst in Anführungszeichen setzt, ältlich wirkt. Pappenheimer in historisierenden Kostümen von Thea Hoffmann-Axthelm, fast alle spielen sie zwei Rollen.
Irgendwann taucht die junge Altine Emini auf und röhrt „punkig“ den Popklassiker „Venus In Furs“ von The Velvet Underground. Das kann man natürlich nach wie vor machen, sofern man bloß den Dreh dafür kriegt, dass es eben nicht derart scheußlich abgeschmackt und wie tausendmal gesehen wirkt.
Recht gelungen im Übrigen das Bühnenbild, das Borgmann entworfen hat. Ein Verlies aus schwarz angestrichenen Backsteinwänden am Anfang und am Schluss. Zwischendurch werden diese hochgezogen, in einem wohlerwogenen Umgang mit der riesigen Bühne tut sich eine schwarze Weite auf, die in der Mitte von einem auf den Zuschauerraum zulaufenden Schienenstrang durchzogen wird. Assoziationen zu Auschwitz hat schon Adorno von Kafka her gezogen, im Programmheft ist der entsprechende Aufsatz aus seinem Band „Prismen“ nachzulesen.
Von Hörspiel und Tanztheater sieht Borgmann zwar recht bald ab und lässt sich über weite Teile auf eine szenisch-dialogische Form ein. Markante Bilder aber gelingen ihm dabei kaum. Ein Fehlschlag. (zik)
Nächste Aufführungen am 17., 18., 22., 26. und 29. Januar. Karten: 069 21249494.