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Bürgermeisterwahl in Hainburg: Böhn und Hollmann im Interview

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Von: Julia Oppenländer

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Das neue Rathaus in Klein-Krotzenburg
Das neue Rathaus in Klein-Krotzenburg © Oppenländer

Hainburg wählt einen neuen Bürgermeister. Zur Wahl stehen Cliff Hollmann (Grüne) und Alexander Böhn (CDU). Im Interview beantworten sie Fragen zu ihren politischen Zielen.

Hainburg - Am 11. September wählen die Hainburger Bürgerinnen und Bürger ihren neuen Rathauschef. Politisch könnten die beiden Kandidaten für das Bürgermeisteramt in der Gemeinde Hainburg, Alexander Böhn (CDU) und Cliff Hollmann (Grüne), oft wohl nicht weiter voneinander entfernt sein. Was die beiden Kontrahenten für die Zukunft, unter anderem in Bezug auf Energie, Klimaschutz oder Jugendarbeit planen, haben sie in unserem politischen Fragenkatalog jeweils umfassend beantwortet.

Cliff Hollmann - Bürgermeisterkandidat der Grünen.
Cliff Hollmann - Bürgermeisterkandidat der Grünen. © Privat

Cliff Hollmann (Grüne): Klimaschutzmanager längst überfällig

1. Warum soll sich die Mehrheit der Wähler am 11. September für Sie entscheiden?

1. Weil ich zusammen mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung und den Bürgerinnen und Bürgern wichtige politische Handlungsfelder mit Engagement und Empathie anpacken werde.

2. Grundsätzlich wollen Sie beide für die Gemeinde Hainburg nur das Beste – das eint Sie. Wo glauben Sie, unterscheiden Sie sich aber am stärksten voneinander?

2. Siehe die Antworten 1. und 3.

3. Was sind die für Sie drei wichtigsten Themen, die Sie nach Ihrer Wahl in den Mittelpunkt Ihrer Arbeit stellen wollen?

3. Wirtschaftsförderung, Klimaschutz/-anpassung inklusive nachhaltiger Mobilität und bezahlbarer Wohnraum (siehe mein Wahlprogramm – Grünes Blättchen Nr. 80, S. 2/3).

4. Hainburg lebt von den Vereinen und Verbänden, die gerade in den vergangenen zwei Jahren in der Corona-Pandemie gelitten haben – wie wollen Sie da weiter unterstützen?

4. Die Unterstützung der Vereine durch mietfreie Überlassung der gemeindeeigenen Gebäude und Zuschüsse ist bereits gut. Mein weiterer Fokus wäre die Reduzierung der Energiekosten durch Sanierung der gemieteten Gebäude und zielgerichtete Investition in energiesparende Geräte (zum Beispiel Kühlschränke) und Leuchtmittel (LED).

5. Wir befinden uns in einer Energiekrise, die wohl nicht so schnell ein Ende hat. Wie gut sehen Sie Hainburg dafür aufgestellt?

5. Mittelmässig. Das Teilklimaschutzkonzept der 16 Liegenschaften von 2011 wurde halbherzig umgesetzt; wichtige längst im Haushalt vorgesehene Maßnahmen wie die Sanierung der Kreuzburghalle über Jahre aufgeschoben. Amortisationszeiten bei Investitionen und konsequentes Fördermittelmanagement sollten im Vordergrund stehen.

6. In diesem Zusammenhang wird auch der Klimaschutz immer wichtiger. Wo sehen Sie da für die Gemeinde noch Handlungsbedarf?

6. Überall! Hainburg ist Mitglied im Bündnis der Klimakommunen und hat trotz Fördermöglichkeiten bislang weder eine CO2-Bilanz noch einen Maßnahmenplan noch ein Klimaschutzkonzept beauftragt; eine zusätzliche Stelle für eine Klimaschutzmanagerin oder einen Klimaschutzmanager ist überfällig. PV-Anlagen auf Gemeindegebäude werden erst verhindert dann verzögert (Großsporthalle, Hainstädter Friedhof); die innerörtliche Baumbilanz ist defizitär. Das gemeinsam beschlossene Projekt der Renaturierung des Werniggrabens mit 90-%iger Förderung als wichtige Klimaanpassungsmaßnahmen wurde gerade gründlich gegen die Wand gefahren.

7. Seligenstadt hat ein Jugendbüro, in Hainburg fehlt ein entsprechendes Äquivalent. Inwieweit sehen Sie da Handlungsbedarf?

7. Die Hoffnung stirbt zuletzt: Nach zehnjähriger Vakanz haben die Jugendlichen mit dem Jugendbeirat wieder ein Sprachrohr – ich unterstütze den Wunsch nach adäquaten Angeboten, zum Beispiel eine bessere Nutzung des Hainstädter Festplatzes und der Planung eines Skaterparks. Wir warten seit einem Jahr auf die Umsetzung des einstimmigen Beschlusses zur offenen Jugendarbeit. 

8. Wie finanzieren Sie Ihren Wahlkampf – können Sie die Gesamtkosten beziffern?

8. Mein Wahlkampfbudget beträgt 9 000 Euro und wird weitgehend aus der „Parteikasse“, das heißt den Sonderbeiträgen der grünen Hainburger Mandatsträgerinnen und -trägern finanziert. 

9. Welche Schlagzeile würden Sie nach 100 Tagen auf dem Chefsessel im Rathaus mit innerer Zufriedenheit erfüllen?

9. „Hollmann setzt Beschlüsse der Gemeindevertretung zur Sanierung des Mainradweges, zum barrierefreien Schleusensteg, zur Renaturierung des Werniggrabens und zur offenen Jugendarbeit um.“

10. Was planen Sie im Fall einer Niederlage?

10. Ich werde mich weiterhin engagiert für Veränderungen engagieren, damit Hainburg bunter, grüner und sozialer wird.

Hainburgs Bürgermeister Alexander Böhn
Hainburgs Bürgermeister Alexander Böhn © Privat

Alexander Böhn (CDU): Mit Neubauten Maßstäbe gesetzt

1. Warum soll sich die Mehrheit der Wähler am 11. September für Sie entscheiden?

1. Ich bin seit über 20 Jahren für meine Heimatgemeinde mit Herz und Leidenschaft ehren- und hauptamtlich tätig, in der Gemeinde aufgewachsen und verwurzelt. Meine politische Heimat ist und bleibt die CDU Hainburg. Aber es ist für mich auch selbstverständlich, bei wichtigen Entscheidungen für unsere Gemeinde Lösungswege über Parteigrenzen vorzubereiten, zu planen und durchzuführen. Das habe ich in den letzten Jahren gezeigt und das möchte ich gerne fortsetzen, denn es gibt auch in den kommenden Jahren noch viel in Hainburg zu tun und genau deshalb möchte ich für weitere sechs Jahre Bürgermeister sein.

2. Grundsätzlich wollen Sie beide für die Gemeinde Hainburg nur das Beste – das eint Sie. Wo glauben Sie, unterscheiden Sie sich aber am stärksten voneinander?

2. Als Bürgermeister ist man bei vielen Themen Moderator und muss unterschiedliche Meinungen, Vorstellungen und Interessen bündeln, um gemeinsam zum Ziel zu kommen. Dies habe ich in den vergangenen Jahren bei vielen Projekten gezeigt. Hier muss man auch manchmal die Perspektiven wechseln, um erfolgreich zu sein und manchmal auch festgefahrene Vorstellungen über Bord werfen. Man muss auch bei den Leuten und den Vereinen sein, um aufnehmen zu können, wo deren Probleme sind und diese ernst nehmen, um ein Bürgermeister für alle zu sein und nicht nur vor Wahlterminen erscheinen.

3. Was sind die für Sie drei wichtigsten Themen, die Sie nach Ihrer Wahl in den Mittelpunkt Ihrer Arbeit stellen wollen?

3. Mobilität in all ihren Facetten, sei es zu Fuß, mit dem Rad, Auto, Bahn oder Bus. Weiter die Arbeit für Kinder und Jugendliche, denn diese sind unsere Zukunft. Ausgesprochen wichtig ist zudem Nachhaltigkeit, das heißt Ökologie, Ökonomie und Soziales im Gleichgewicht halten, damit wir Gutes für Hainburg erreichen, was sinnvoll und ökologisch ist, aber auch bezahlbar und langfristig finanzierbar.

4. Hainburg lebt von den Vereinen und Verbänden, die gerade in den vergangenen zwei Jahren in der Corona-Pandemie gelitten haben – wie wollen Sie da weiter unterstützen?

4. Wir hatten bereits ein erstes Treffen mit den Vereinsvorsitzenden und ich versuche auch so viele Vereinsveranstaltungen zu besuchen, wie es geht. Ein großes Ziel ist es, gemeinsam mit unseren Dachverbänden zu helfen und zu unterstützen, beispielsweise Fördermittel des Kreises, Landes oder Bundes zu akquirieren. Hier haben wir als Gemeinde in den letzten Jahren ein gutes Netzwerk aufgebaut, was ich gerne zum Wohle der Vereine nutze. Das ist aber auch eine Selbstverständlichkeit für mich. Ich möchte weiterhin erster Ansprechpartner für unsere Vereine, Verbände und Ehrenamtlichen sein.

5. Wir befinden uns in einer Energiekrise, die wohl nicht so schnell ein Ende hat. Wie gut sehen Sie Hainburg dafür aufgestellt?

5. In den vergangenen Jahren haben wir massiv in den Ausbau von Photovoltaik-Anlagen investiert, sei es auf der Kläranlage in Klein-Krotzenburg oder auch beim Bau des neuen Rathauses. Ziel ist es immer, den erzeugten Strom vor Ort direkt zu nutzen oder zu speichern. Deshalb verfügen auch unsere Neubauten im Bereich der Schul- und Kinderbetreuung über Photovoltaik-Anlagen. Durch den Neubau des Rathauses ist es uns möglich, aus drei Liegenschaften auszuziehen, die nicht sehr energieeffizient sind und mit Gas beheizt werden. Im neuen Rathaus haben wir ausschließlich eine Luft-Wärme-Pumpe und produzieren unseren Strom überwiegend selbst. Aber gerade bei unseren Sporthallen- und Sportstätten stehen wir vor großen Herausforderungen, wenn sich der Paradigmenwechsel ganz weg vom Gas wirklich bewahrheiten sollte.

6. In diesem Zusammenhang wird auch der Klimaschutz immer wichtiger. Wo sehen Sie da für die Gemeinde noch Handlungsbedarf?

6. Handlungsbedarf sehe ich im Bereich Mobilität, Ausbau der Photovoltaik-Anlagen und der Regen- und Grundwasserbewirtschaftung. Hier wollen wir als Gemeinde Vorbild sein und haben durch die jüngsten Neubauten durchaus innovative Maßstäbe gesetzt. Aber es ist wichtig, die Bürgerinnen und Bürger als Multiplikatoren mitzunehmen, um hier wirklich erfolgreich sein zu können. Wir sollten versuchen, durch gute und funktionierende Beispiele zu überzeugen und nicht durch Ge- und Verbote.

7. Seligenstadt hat ein Jugendbüro, in Hainburg fehlt ein entsprechendes Äquivalent. Inwieweit sehen Sie da Handlungsbedarf?

7. Neben der wichtigen Funktion, die unsere Vereine für die Jugend haben, ist es mir wichtig, auch noch weitere Anlaufstellen in diesem Bereich zu etablieren. Erste Ideen haben wir hierzu mit dem Kinder- und Jugendbeirat entwickelt und wollen eine Anlaufstelle und Freizeitmöglichkeit für Jugendliche schaffen. Hier haben wir, wenn alles gut läuft, schon einen guten Ort gefunden. Den gilt es dann mit Leben zu füllen und die verschiedenen Bereiche sinnvoll zu vernetzen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass uns das gelingen wird.

8. Wie finanzieren Sie Ihren Wahlkampf – können Sie die Gesamtkosten beziffern?

8. Privat und durch Spenden. Was alles kostet, sehe ich, wenn wir alle Rechnungen haben. Uns war es bei der Konzeption des Wahlkampfes wichtig, möglichst alle zu erreichen, sowohl ältere als auch junge Menschen, und auch auf neue Formate zu setzen, wie den QR-Code, den man einfach einscannen kann und dann auf die Videos von mir gelangt.

9. Welche Schlagzeile würden Sie nach 100 Tagen auf dem Chefsessel im Rathaus mit innerer Zufriedenheit erfüllen?

9. Für Schlagzeilen sind die Journalisten zuständig. Da bin ich dann mal gespannt, was Sie dann schreiben.

10. Was planen Sie im Fall einer Niederlage?

10. Ich bin guter Dinge, dass die Hainburgerinnen und Hainburger ihr Kreuz am 11. September an der richtigen Stelle machen und ich meine Arbeit der vergangenen Jahre auch in den nächsten sechs Jahren fortführen kann. 

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