Naturschützer im Ostkreis ärgern sich über ignorante Spaziergänger

Der BUND Seligenstadt-Hainburg-Mainhausen hat seit 2002 eine Streuobstwiese. Doch seit einiger Zeit laufen immer mehr Spaziergänger über das Grundstück, das zwischen zwei Feldern liegt. Auch Hundehalter lassen ihre Vierbeiner auf der Fläche laufen, graben und ihr Geschäft verrichten - sehr zum Ärger der Naturschützer. Mit Infotafeln wollen sie nun verstärkt darauf aufmerksam machen, dass es sich um ein Privatgrundstück und keinen Feldweg handelt.
Ostkreis – An diesem Nachmittag machen Thorwald Ritter und Michael Sterker, Mitglieder beim BUND-Ortsverband Seligenstadt-Hainburg-Mainhausen, wieder einmal einen Kontrollgang über die Streuobstwiese. Plötzlich knickt Sterker weg, gerade noch kann er sich auf den Beinen halten. Mit seinem Fuß ist er in einem Loch hängen geblieben – und genau diese Löcher ärgern die beiden Naturschützer besonders.
Aber der Reihe nach: Vor 20 Jahren erwirbt der Ortsverband des BUND für Umwelt und Naturschutz ein Grundstück zwischen Feldern an der Grenze zwischen Seligenstadt und dem Hainburger Ortsteil Klein-Krotzenburg. Die Mittel dafür kommen aus der sogenannten Ausgleichsabgabe der Unteren Naturschutzbehörde. Dabei handelt es sich um Kompensationsmaßnahmen, die bei Eingriffen in die Natur vorgenommen werden, unter anderem bei Baumaßnahmen.
Die Mitglieder des Ortsverbands entscheiden sich, auf dem Gelände eine Streuobstwiese anzulegen: Im Jahr 2003 pflanzen sie die ersten Apfel- und Zwetschgenbäume, 2007 folgt eine zweite, 2017 eine dritte Baumreihe. Längst können Früchte geerntet werden.
Vor allem das Graben der Hunde stört den BUND-Ortsverband Seligenstadt-Hainburg-Mainhausen
Doch die Freude darüber ist getrübt, seit einiger Zeit wächst der Ärger bei Thorwald Ritter, Michael Sterker und den anderen Mitgliedern. Hundebesitzer haben das Gelände zur Auslauffläche für ihre Vierbeiner auserkoren. „Wir haben auf der ganzen Fläche die Wühlspuren der Hunde, die nach Mäusen graben, die wir hier auf dem Grundstück natürlich auch haben“, sagt Thorwald Ritter. Regelmäßig schüttet er diese Löcher inzwischen wieder zu. „Natürlich stellt sich uns auch die Frage, was passieren würde, wenn ein Spaziergänger wegen der Löcher stolpert und sich ein Bein bricht“, sagt Michael Sterker, der diese Erfahrung kurz zuvor fast selbst gemacht hätte. „Nachher macht uns noch jemand dafür verantwortlich.“
Viele Hundebesitzer kämmen ihre Tiere außerdem auf dem Gelände. Das findet Ritter wiederum nicht so problematisch, ihn ärgern allerdings die anderen Hinterlassenschaften. „Die Haufen entsorge ich auch ständig.“
Ein richtiger Trampelpfad ist rechts entlang der Streuobstwiese im Laufe der Zeit bereits entstanden. Dass dort weiterhin die Spaziergänger laufen, wollen die Mitglieder nun verhindern – mit einer Sperre. „Ich habe es schon mit Flatterband probiert, dann haben wir massive Pfosten in den Boden gerammt. Aber jedes Mal wurden die wieder entfernt oder rausgerissen“, sagt Thorwald Ritter. Die Naturschützer planen deshalb, ein massiveres Geländer zu errichten. „Aber wir rechnen natürlich damit, dass das wieder wegkommt.“
Wer der Übeltäter ist, wissen sie nicht, „aber es muss jemand sein, der der Meinung ist, dass das ein Weg ist.“ Dabei haben die BUND-Mitglieder hinten und vorne am Grundstück extra eine Hecke gepflanzt – auch als Signal an die Landwirte. „Nur bis ganz an die Seite der Wiese konnten wir nicht gehen, weil man trotzdem noch reinfahren können muss, um zu mähen“, erklärt Ritter. Diese Aufgabe übernehmen die Landwirte Weih oder Kopp. Das Heu können sie wiederum für ihren Betrieb nutzen – sozusagen ein Tauschgeschäft.
BUND-Ortsverband Seligenstadt-Hainburg-Mainhausen will Blumenwiese anlegen
Für dieses Frühjahr planen die Naturschützer erstmals auch eine Blumenwiese am Rand ihres Grundstücks anzupflanzen, dort, wo noch der Trampelpfad entlang führt. „Wenn die Leute da aber weiter drüber laufen, zertrampeln sie natürlich die Blumen“, sagt Michael Sterker. „Außerdem müssen die Nachbar-Landwirte auch wieder mehr ihre Grundstücksgrenzen einhalten.“ Im Laufe der Zeit haben die sich zu Lasten der Streuobstwiese ausgebreitet. „Das ist einfach ein bisschen Gedankenlosigkeit von den Landwirten über die Jahre“, ergänzt Ritter.
Um die Spaziergänger und Hundebesitzer darauf hinzuweisen, dass es sich bei der Fläche um ein Privatgrundstück handelt, wollten die BUND-Mitglieder zeitnah Infoschilder aufhängen. „Alle Leute, die ich bisher persönlich angesprochen habe, waren auch höflich und hatten vollstes Verständnis dafür. Sie wollten in Zukunft außen herum laufen“, sagt Thorwald Ritter, lacht und ergänzt. „Einen Bösewicht habe ich bislang noch nicht getroffen.“ (Von Julia Oppenländer)