Waldbrandserie in Hainburg: Es bleibt die Wut

Eine Serie von Waldbränden erschüttert Hainburg. Die Vorfälle frustrieren Förster und Bürgermeister, künftig soll das Revier resilienter und klimastabiler werden.
Hainburg – Leckt das Feuer an der Rinde, ist es oft schon zu spät. „Wenn der Baum einmal rund um den Stamm verbrannt ist, stirbt er, obwohl da noch eine grüne Krone ist“, sagt Johannes Herrmann. „Weil die Nährstoffe nicht mehr aus der Baumkrone durch den Stamm fließen können. Die Hauptschlagader ist durch.“
Waldbrände in Hainburg: Flächen bis zu 0,3 Hektar betroffen
Herrmann steht auf dem Waldparkplatz Katzenbuckel, die Sonne versteckt sich hinter grauen Wolken. Der 32-Jährige leitet das Forstrevier Seligenstadt, die Brandserie im vergangenen Jahr hat ihn von Ende Februar bis Anfang September beschäftigt. Immer wieder lodern im Hainburger Wald die Flammen, 29 Mal muss die Feuerwehr löschen. „Mal waren es Flächen von wenigen Quadratmetern, mal 0,3 Hektar.“ Insgesamt zwei Hektar Wald sind am Ende betroffen, geschätzter Schaden – ohne Kosten der Feuerwehreinsätze – 70 000 Euro.
„Die meisten Waldbrände verursacht der Mensch, egal ob fahrlässig oder vorsätzlich“, sagt Herrmann weiter. „Die Trockenheit der vergangenen Jahre begünstigt das.“ Die Polizei ermittelt zwar wegen Brandstiftung in mehreren Fällen, das Präsidium in Offenbach kann aber noch kein Ergebnis präsentieren. Franz Josef Münch, der sich im Hainburger Bauamt mit dem Naturschutz beschäftigt, haben die Geschehnisse verunsichert.
„Eine Zeit lang hat es bald jedes Wochenende gebrannt“, sagt er. Manchmal entdecken Piloten, die den Frankfurter Flughafen ansteuern, die Flammen. „Bei der Häufung kommt eine Wut dazu, weil es so sinnlos ist. Es gibt dir ein total komisches Gefühl.“ Auch Hainburgs Bürgermeister Alexander Böhn, studierter Umweltwissenschaftler, fühlt vor allem Ärger. „Der Wald ist unser größter CO2-Speicher und Sauerstoffproduzent. Du fühlst dich machtlos. Wenn man sieht, was für einen Aufwand wir in den Umweltschutz stecken, macht das einfach traurig.“

Hainburg: Pflanzen und auch Tiere von Waldbränden betroffen
Herrmann fährt voran, mit seinem Auto über den unbefestigten Weg. Je weiter es in den Wald geht, desto matschiger wird der Boden. Vor einer Lichtung drückt er auf die Bremse. Dünne Stämme wachsen aus der Erde – die Überbleibsel einer Douglasien-Schule, die dem Feuer zum Opfer gefallen ist. „Gerade junge Bäume sind viel schneller stammumfassend betroffen. Viele von ihnen sind hier komplett weggebrannt“, sagt der Förster. Sechs, sieben, acht Jahre Geduld, um die Zöglinge sprießen zu lassen – zunichtegemacht in einem Augenblick.
Ein weiteres Waldstück südlich des Katzenbuckels, in Richtung Straße nach Froschhausen. Hier hat das Feuer um die 3 000 Quadratmeter Fläche verwüstet. Eine Zeit lang musste das Forstamt den Waldweg sperren. Zwei angekokelte Fichten liegen noch immer ausgestreckt auf dem Boden – gefällt, damit die morschen Bäume keine Spaziergänger verletzen.
Auch Tiere bedroht die Hitze des Feuers. Im Wald findet Herrmann damals verkohlte Blindschleichen und Eidechsen. Würmer und Insekten verbrennen. Vögel, die auf dem Boden brüten oder in den Bäumen nisten, gefährdet das Feuer, sogar Fledermäuse: „Die brauchen eine Weile, bis sie ihren Kreislauf hochgefahren haben, wenn sie gerade schlafen. Bis sie flüchten, ist es im Zweifel schon zu spät.“

Hainburger Waldbrände: Holz verliert an Wert
Dazu kommt: Das angebrannte Holz hat an Wert verloren. „Vieles kann gar nicht mehr verkauft werden und das, was noch verwertbar ist – davon kriegen wir im Schnitt ein Drittel vom ursprünglichen Preis“, erläutert Herrmann. Ein Problem, wenn es um die Wiederbewaldung des Areals geht.
Bürgermeister Böhn sagt: „Bei unserem Waldwirtschaftsplan haben sich Einnahmen und Ausgaben bisher immer die Waage gehalten. Alles, was wir in Wegebau oder Bepflanzung investiert haben, wurde durch die Einnahmen aus dem Holzverkauf, vereinzelte Fördergelder gedeckt. In den vergangenen Jahren ist das gekippt, weil Holz allgemein einen niedrigeren Preis erzielt hat.“ Zwar hofft Böhn noch, dass eine Waldbrandversicherung greift. Bis das geklärt ist, fehlt das Geld, das in die Aufforstung fließen muss, an anderer Stelle.
Bleibt noch die Frage: Wie vorgehen bei der Wiederbewaldung? Zumindest teilweise bietet sich ein bewusster Baumartenwechsel an: „Da ist eine Chance“, meint Förster Herrmann. Statt brandanfällige Kiefern, die hohe Anteile Harz und ätherische Öle enthalten, will er hitzeresistente Eichen pflanzen. „Die sind resilienter gegen den Klimawandel. Wir wollen klimastabile Mischwälder etablieren. Die Eiche wäre eine gute Art dafür“, sagt Johannes Herrmann. (Julius Fastnacht)
Während der Waldbrandserie musste die Feuerwehr ganze Arbeit leisten, erzählt Hainburgs Brandinspektor im Interview.