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Flohmarkt-Geschäft muss nach einem Jahrzehnt schließen

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Von: Lucy Gruß

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Udo Bernhard berät eine Kundin, die ein altes, gelbes Spielzeugauto in der Hand hält.
Mit viel Hingabe betreut Udo Bernhard seinen Laden „myFach“ und berät seine Kunden. © Gruß

Udo Bernhard schließt nach zehn Jahren sein Flohmarkt-Geschäft in Klein-Krotzenburg. Nach einer deutlichen Mieterhöhung kann er sich den Betrieb nicht mehr leisten.

Klein-Krotzenburg – Alle paar Minuten läutet das kleine Glöckchen am Eingang und ein neuer Kunde betritt den Ladenflohmarkt „myFach“. Jedes Mal bewirkt das helle Klingeln ein breites Lächeln bei Inhaber Udo Bernhard. Bis Ende April wird das Glöckchen noch neue Besucher ankündigen, dann wird das myFach geschlossen – und das nicht freiwillig.

Vor zehn Jahren radelte Bernhard zufällig an dem leer stehenden Geschäft an der Siemensstraße 30 in Klein-Krotzenburg vorbei, als ihm die Idee kam, dort einen Ladenflohmarkt zu etablieren. Kaum war das Geschäft eröffnet, „waren schon alle Regale voll“, sagt Bernhard stolz.

Ladenflohmarkt in Klein-Krotzenburg bietet Verkaufsfläche für Privatpersonen

Das Konzept ist relativ einfach: Er vermietet die Flächen an Privatpersonen, die dort gebrauchte Gegenstände zum Verkauf ausstellen. Vom Bierkrug bis hin zum Kuscheltier entdeckt man so ziemlich alles in den Regalfächern, sogar eine alte Straßenbahn-Kasse zog einmal in den Laden ein. Wie auch diese Kasse fanden die ausgestellten Stücke nach und nach neue Besitzer. Der eine oder andere sei „fast an die Decke gesprungen vor Freude“, erinnert sich Bernhard.

Ebenso viel Freude empfand auch er selbst. Das Beste an dem Geschäft seien stets die Menschen gewesen. Ob es seine Stammkundschaft war, die Damen, die regelmäßig in der kleinen Boutique des Ladens bummelten, oder der schwarze Hund Lucky, der treu sein Frauchen begleitete. Alle zeigten ihm, dass das, was er tut, „einfach Sinn ergebe“.

Inhaber Udo Bernhard hält vor dem Laden ein blaues Schaukelpferd in der Hand, hinter ihm klebt ein Schild mit der Aufschrift „Räumungsverkauf“ im Schaufenster.
Inhaber Udo Bernhard freut sich, wenn Gegenstände wie das Schaukelpferd einen neuen Besitzer finden. © Gruß, Lucy

Miete für Ladenflohmarkt in Klein-Krotzenburg um 50 Prozent gestiegen

Der „Wusch“, der für Bernhard alles zerstörte, war nicht etwa die Corona-Krise, sondern eine Mieterhöhung. Ab dem Jahr 2019 forderte der 2018 gewechselte Vermieter bis zu acht Mal so hohe Nebenkosten wie in den Jahren zuvor. Auch wenn die Forderungen teilweise zurückgenommen wurden, wurde man sich von da an nicht mehr einig. Final steigt die Miete um 50 Prozent an. „Das ist unmöglich zu bezahlen.“, muss sich Bernhard eingestehen. Ihm blieb nichts anderes übrig, als das Geschäft zu schließen. Er möchte sich aber bei all seinen Kunden bedanken und betont, er habe sich über jeden gefreut, der in den Laden gekommen sei.

„Wird es so etwas wieder geben?“, diese Frage einer Kundin zeigt, dass das myFach etwas Einzigartiges in der Hainburger Ladenkultur ist und vermisst werden wird. Bernhard wird aber kein Geschäft mehr eröffnen. Darüber verdrückte der eine oder andere Stammkunde sogar ein paar Tränchen – betroffen zeigen sich alle Kunden, die das Geschäft zum Abschied noch einmal aufsuchen.

Bis Ende April begrüßt Bernhard aber unbeirrt weiter jeden Kunden, der das kleine Glöckchen zum Läuten bringt, mit einem freundlichen Lächeln und einem größeren Angebot denn je, denn auch Einrichtungsgegenstände wie Vitrinen und Tegometall-Regale stehen zum Verkauf. (Von Lucy Gruß)

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