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Friedwald-Idee begraben: Experten raten von Plänen in Hainburg ab

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Von: Julia Oppenländer

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Hatte viel Konfliktpotenzial: ein möglicher Friedwald nahe der Kapelle Liebfrauenheide.
Hatte viel Konfliktpotenzial: ein möglicher Friedwald nahe der Kapelle Liebfrauenheide. © Oppenländer

Keine gute Lage für einen Friedwald auf Gemarkung der Gemeinde gefunden. Experten der Friedwald GmbH und von HessenForst sind sich deshalb einig: Hainburg sollte von seinen Plänen, einen Friedwald zu errichten, Abstand nehmen. Nun gibt es allerdings schon erste Alternativ-Ideen.

Hainburg – Wohl wenig war in den vergangenen Monaten in Hainburg umstrittener als die Pläne, in einem Waldstück der Gemeinde einen Friedwald zu errichten. Doch seit Kurzem steht fest: Einen solchen wird es in Hainburg nicht geben!

Nachdem die Gemeindevertreter über den Antrag der Fraktion Bürger für Hainburg (BfH) beraten und sich auch schon vor Ort einen ersten Eindruck von einem möglichen Standort verschafft hatten, waren in der jüngsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses sowie des Bau-, Verkehrs-, Wirtschafts- und Umweltausschusses nun Vertreter der Friedwald-GmbH sowie von Hessen-Forst zu Gast in der Kreuzburghalle. Und bei den Experten herrschte Einigkeit: Sie raten von der Einrichtung eines Friedwalds ab.

Viele Natur- und Wasserschutzgebiete in Hainburg: Keine gute Voraussetzung für einen Friedwald

„Wir haben uns auf den Waldflächen der Gemarkung Hainburg umgesehen, dabei aber keine gefunden, die ausreichend wäre für die zu erwartende Nachfrage“, sagte Stephan Martini, Leiter der Standortentwicklung der Friedwald-GmbH. Grund dafür sei unter anderem, dass auf Gemeindegebiet viele Naturschutzgebiete und ein großes Wasserschutzgebiet liegen – dort sei eine Einrichtung wegen besonderer Genehmigungen nicht so leicht möglich.

Ursprünglich war ein Gebiet zwischen Gaststätte Tannenhof, der Waldhütte und der Kapelle Liebfrauenheide wegen seiner guten Erreichbarkeit näher ins Auge gefasst worden – auch wenn dieser Standort aufgrund der Nähe zum Wallfahrtsort bei einigen Hainburgern schon vorab für Unmut sorgte.

Diskussionen um möglichen Friedwald-Standort nahe der Kapelle Liebfrauenheide in Hainburg

Dennoch schauten sich die Friedwald-Experten dort genauer um. Das Ergebnis: „Etwa drei bis fünf Hektar könnten als Friedwald genutzt werden“, erklärte Martini den Gemeindevertretern. Die Baumbestände seien relativ jung – eine gute Voraussetzung. Dann gebe es weniger alterstypische Probleme mit den Bäumen oder der Verkehrssicherung. Anders sehe das nämlich bei den Flächen westlich des Wallfahrtsorts aus. Dort sei die Sicherheit für Friedwald-Besucher aufgrund von Totholz in den Bäumen nicht zu gewährleisten oder mit hohen Kosten verbunden, so Martini. Außerdem „empfehlen wir grundsätzlich ein Gebiet von 20 bis 25 Hektar für den Start.“ Alles darunter sei womöglich schon nach wenigen Jahren belegt. „Und da für einen Friedwald auch ein Bebauungsplan aufgestellt werden muss, ist der Aufwand unverhältnismäßig hoch.“

Das gleiche Fazit zogen Revierleiter Johannes Herrmann und Peter Sturm, Leiter Bereich Dienstleistung/Hoheit, vom Forstamt Langen. „Auch wir raten forstrechtlich und forsthoheitlich von den Plänen ab“, sagte Sturm. Viele Bäume hätten in den vergangenen Jahren unter der Hitze in den Sommermonaten gelitten. Der Hainburger Wald sei grundsätzlich nicht in einem idealen Zustand. Für einen Friedwald hätten weitere Bäume gefällt werden müssen. „Das hat dann auch Folgen für die Restbestände“, so Sturm. „Die einfallende Sonne kann diese Bäume dann ebenfalls stärker schädigen, und der Waldbestand verschlechtert sich folglich immer weiter.“

Außerdem habe eine Nutzungsänderung laut der Forstamts-Experten auch rechtliche Konsequenzen. Im „schlimmsten“ Fall müsse die Gemeinde Ersatz-Waldflächen schaffen oder eine Waldabgabe womöglich in großer Höhe zahlen.

BfH-Fraktion will Pläne für einen Friedwald nicht weiter verfolgen

„Das Ergebnis ist ernüchternd“, sagte im Anschluss der Ausführungen auch BfH-Fraktionsvorsitzender Wigbert Appel. „Wir hatten uns mehr erhofft, werden die Pläne aber natürlich nicht weiter verfolgen. Ein Friedwald lässt sich bei uns eben nicht anlegen.“ Fraktionskollege Heinz Seipel ergänzte wiederum: „Die Ausführungen zeigen, dass wir aber schauen müssen, dass unser Wald zukunftsfähig ist. Das wird uns auch einiges kosten.“

Vorschläge von CDU und Grünen für eine Alternative bei Baumbestattungen

Das Konzept von Bestattungen unter Bäumen war an diesem Abend trotzdem noch nicht vom Tisch. Grünen-Politiker Thorwald Ritter wies auf Alternativen auf Hanauer Friedhöfen hin: „Die Stadt hat dort mittlerweile viele Flächen verwaldet. Das wäre ja vielleicht auch für unsere Friedhöfe eine Möglichkeit. Denn die Nachfrage nach solchen Bestattungen steigt.“

Das sieht auch die CDU-Fraktion so, die intern einem Friedwald im Waldstück an der Liebfrauenheide schon vorab eine Absage erteilt hatte, wie Fraktionsvorsitzender Lukas Buhl mitteilte. Klares Ziel der Christdemokraten sei es, eine von der breiten Mehrheit der Bürgerschaft akzeptierte Lösung zu finden. Sie haben deshalb einen Prüfantrag eingereicht, der sich eben mit der Möglichkeit befassen soll, auf den freien Flächen der bestehenden Friedhof-Anlagen Bäume zu pflanzen – die sich dann auch für eine Bestattung dieser Art eignen würden. „Auch ich habe große Schwierigkeiten beim Thema Friedwald und Liebfrauenheide gesehen“, so Bürgermeister Alexander Böhn (CDU). „Das passt einfach nicht und bietet ein hohes Konfliktpotenzial – das wollen wir gerade bei diesem sensiblen Thema vermeiden“, erklärte der Rathauschef während der Beratungen in der CDU-Fraktion. Zunächst muss der Antrag jedoch in der Gemeindevertretung diskutiert werden. (Von Julia Oppenländer)

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