Gemeindevertreter erwägen Errichtung eines Friedwalds in Hainburg

Bestattungen in sogenannten Friedwäldern werden in Deutschland immer beliebter. Nun überlegt auch die Gemeinde Hainburg, einen eben solchen zu errichten. Den Anstoß dazu gaben die Bürger für Hainburg (BfH), die einen entsprechenden Antrag bereits im April ins Gemeindeparlament einbrachten.
Hainburg - „Die Idee dazu kam aber von den Hainburgern. Wir wurden von einigen angesprochen, die Angehörige in einem Friedwald beerdigt hatten und fragten, ob das nicht vielleicht auch etwas für uns hier wäre“, sagt Wigbert Appel, Fraktionsvorsitzender der BfH.
Und der Antrag kam gut an. „Vom Grundsatz her standen die Fraktionen dem Ganzen positiv gegenüber“, sagt Appel. „Es ist eher die Frage, wo man das machen könnte, wo es überhaupt geeignete Flächen dafür geben würde.“ Der Fraktions-Vorschlag: eine Fläche rund um die Kapelle zur Liebfrauenheide. Dieser Bereich biete nicht nur die angemessene Würde und Ruhe für einen Friedwald. „Durch die zwei Gaststätten in der Gegend, die Kapelle und den Parkplatz ist eigentlich schon eine gute Infrastruktur da, die man woanders erst einrichten müsste“, sagt Wigbert Appel. „Die sollte man nutzen. Das senkt auch die Kosten.“
Von Bürgermeister Alexander Böhn kam deshalb der Vorschlag, sich in der Sitzung des Bau-, Verkehrs-, Wirtschafts- und Umweltausschusses im Rahmen einer Waldbegehung einmal vor Ort von Experten beraten zu lassen. In Begleitung von Forstamtsleiter Melvin Mika und Revierförster Johannes Herrmann schauten sich Gemeindevertreter also vor kurzem im Gebiet rund um die Liebfrauenheide und Waldhütte um. „Der Friedwald sollte nicht zu tief im Wald liegen und Gemeindewald sein“, sagt Böhn. „Aber rund um die Liebfrauenheide, also dem ursprünglich angedachten Bereich, ist viel im kirchlichen Besitz.“ Auch wenn es noch keine konkreten Pläne gibt, hat sich der Rathauschef schon mit dem Thema beschäftigt. „Ich habe zum Beispiel gelesen, dass zu den Voraussetzungen auch gehört, dass wir einen Bebauungsplan erstellen müssten.“
Hainburger Dekan Dieter Bockholt steht Plänen skeptischer gegenüber
Skeptischer den Plänen gegenüber ist Dekan Dieter Bockholt, Pfarrer der Sankt Wendelinus-Gemeinde in Hainstadt. „Es wundert mich, denn bislang ist mir neu, dass Hainburg so etwas plant“, so der Dekan. „Aber ich halte gar nichts davon. Der Baum und der Zusammenhang mit dem Tod ergibt sich mir nicht. Das hat wenig mit religiösem Denken zu tun.“
Er verweist stattdessen auf die zahlreichen unterschiedlichen Bestattungsmöglichkeiten auf den zwei Friedhöfen der Gemeinde. „Wir haben ein muslimisches Grabfeld, ein anonymes Urnengrabfeld und eine Urnenwand, die immer voller wird und auch schon erweitert wurde.“ Dort gibt es wie auf vielen anderen Friedhöfen deutschlandweit auch immer mehr freie Flächen. Der Grund: Die zunehmende Zahl der Urnenbestattungen, die weniger Platz und kürzere Ruhezeiten als die Sargbestattungen erfordern. Wegen weiterer Bestattungsformen, zum Beispiel Baumbestattungen auch auf den Friedhöfen, habe es bislang aber keine Gespräche mit der Gemeinde gegeben, so Pfarrer Bockholt.
Friedwald-Pläne in Hainburg stecken noch in den Kinderschuhen
Wigbert Appel verweist wiederum auf Vorteile bei der Grabpflege: „Im Friedwald muss man nichts pflegen, hat aber einen Ort, an dem man der verstorbenen Angehörigen gedenken kann.“ Noch steckt die Hainburger Idee in den Kinderschuhen. „Wer den Friedwald am Ende betreibt, also ob das die Gemeinde oder ein privater Anbieter übernimmt, steht noch nicht fest“, sagt Appel. Auch die Finanzen seien zunächst zweitrangig. „Es bringt nichts, wenn man hopplahopp etwas beschließt. Ziel sollte außerdem ein einstimmiger Beschluss sein.“
Nach dem Waldrundgang und den Hinweisen der Experten wollen die Fraktionen in Hainburg nun nochmals intern über Einrichtung, Rahmenbedingungen und Örtlichkeit für einen Friedwald hinter der Waldhütte beraten. „Vermutlich laden wir auch noch einmal jemanden von der Friedwald GmbH in eine Ausschusssitzung ein“, sagt Bürgermeister Alexander Böhn. (Von Julia Oppenländer)